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Art Brut und die Kraft der Tradition

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Art Brut und die Kraft der Tradition

Autor: Carole Schneuwly

Kunstwerke, die abseits der etablierten Szene von Autodidakten geschaffen werden, die auf irgendeine Weise am Rande der Gesellschaft stehen, werden gemeinhin unter dem Begriff «Art Brut» zusammengefasst: Arbeiten von psychisch Kranken, Gefangenen, Unangepassten. Schon der Schöpfer der Bezeichnung «Art Brut», der französische Maler Jean Dubuffet, betonte jedoch die Vielfalt dieser alternativen Kunstformen: Art-Brut-Werke seien nicht automatisch psychopathologischer Natur, und es gebe ebenso wenig eine Kunst der Geisteskranken wie es eine Kunst der Magen- oder der Kniekranken gebe.

Das zeigt die Collection de l’Art Brut in Lausanne nun in einer Ausstellung am Beispiel von zehn Freiburger Art-Brut-Schöpferinnen und -Schöpfern. Dabei geht es aber nicht nur um Eigenheiten und Gemeinsamkeiten im Schaffen dieser Künstler, sondern auch um Parallelen zu sakraler Kunst, Volkskunst oder ethnografischer Kunst.

Affinität zum Symbolischen und Immateriellen

Um solche Verwandtschaften herauszukristallisieren, eigne sich der Kanton Freiburg besonders gut, schreibt Lucienne Peiry, Direktorin der Collection de l’Art Brut, im Katalog zur Ausstellung «Art Brut fribourgeois». Das Zusammenspiel spezifischer wirtschaftlicher, politischer, gesellschaftlicher und religiöser Faktoren habe das Kunstschaffen hier bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts auf ganz eigene Weise geprägt. In ihrem ländlichen, katholischen und traditionalistischen Umfeld hätten die Menschen eine besondere Affinität zum Symbolischen und Immateriellen entwickelt.

Der Einfluss traditioneller Motive auf die Art Brut zeigt sich in der Ausstellung etwa in den Werken von Gaston Savoy (1923-2004) und Lydie Thorimbert (1954-2001), in denen sie den Alpaufzug oder den Auftritt von St. Nikolaus und Schmutzli neu interpretieren.

Ein grosser Teil der Ausstellung ist den eigenartigen Hochreliefs von Marc Moret aus Vuadens gewidmet. Der 66-jährige Landwirt, der auf dem Hof der Familie lebt und arbeitet, verwertet in seinen Werken alle möglichen Materialien: Stoffe, Holz, Karton und Leim, aber auch Haare oder Glasstücke, darunter immer wieder Objekte, die der Mutter oder dem Grossvater gehörten. Morets Plastiken erinnern an Reliquiare, wie es sie im Kanton Freiburg häufig gibt und wie sie den Künstler mit Sicherheit beeinflusst haben.

Aus Anlass der Ausstellung haben Philippe Lespinasse und Andress Alvarez einen Dokumentarfilm über Moret gedreht, der berührende Einblicke in das Leben und Schaffen des Künstlers ermöglicht.

Briefe an den Staatsrat und an den Papst

Eine andere Annäherung an die Art Brut bietet eine grosse Sammlung an Briefen von kalligrafischer Qualität und mit liebevollen Verzierungen. Den grössten Teil davon hat die Collection de l’Art Brut im Archiv des Psychiatrischen Spitals Marsens wiederentdeckt. Es sind eindrückliche Zeugnisse von Patienten, die sich in ihrer Verzweiflung und Zerrissenheit an den Klinikdirektor, den Staatsrat oder gar an den Papst wenden.

Fotografien, Filme und eine Publikation

Fotografien und Dokumentarfilme zeigen weitere Facetten der Künstlerinnen und Künstler. In Zusammenarbeit mit den Editions La Sarine ist ausserdem eine 130 Seiten starke Begleitpublikation mit zahlreichen Farbabbildungen, Hintergrundtexten und Kurzbiografien erschienen.

Collection de l’Art Brut, Avenue des Bergières 11, Lausanne. Bis zum 27. September. Di. bis So. 11 bis 18 Uhr (inklusive Feiertage); am 13.4., 1.6. und 21.9. sowie in den Monaten Juli und August auch montags. Weitere Infos: www.artbrut.ch.

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