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Banc Public – ein Ort der Menschlichkeit

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

18 Jahre lang war Anne-Marie Schmid Direktorin des Tageszentrums Banc Public im Schönberg. Sie hat die Einrichtung, die allen Menschen bedingungslos offensteht, mit grossem Engagement geführt. Nun geht sie in Pension.

Zwischenmenschlichkeit, Respekt, Diskretion und Vorurteilslosigkeit: Das sind Begriffe, die in einer Leistungsgesellschaft oftmals leere Worthülsen sind. Nicht so in der Sozialeinrichtung Banc Public im Schönberg-Quartier. Hier sind sie Leitmotiv.

Banc Public wurde 2002 als Tageszentrum ins Leben gerufen. Obdachlose, Einsame, psychisch beeinträchtigte Menschen und solche, die jeden Rappen zweimal umdrehen müssen, können dort frühstücken und zu Mittag essen. Es gibt einen Computerraum, zweimal pro Woche kommt eine Friseurin, und einmal wöchentlich bietet eine Pflegefachfrau ihre Dienste an. Es kann gewaschen und geduscht werden, und in den Wintermonaten wird auch ein Zvieri serviert. Sozialarbeiterinnen und -arbeiter stehen den Nutzerinnen und Nutzern zudem mit Rat und Tat zur Seite. Die angebotenen Leistungen sind umsonst. Nur das Mittagessen kostet fünf Franken, um eine Beziehung des Gebens und Nehmens zu schaffen. Alles im Banc Public wirkt sehr familiär. «Die überschaubare Grösse hat mich von Anfang an angesprochen», erzählt Anne-Marie Schmid. Sie geht Ende März nach 18 Jahren als Direktorin von Banc Public in Rente. 

Niederschwelliges Angebot

Auch das Prinzip der offenen Türen hat es Schmid angetan. Jede und jeder könne kommen. Denn niemand sei gefeit vor Ereignissen wie Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Sie können einen Menschen von einem Tag auf den anderen völlig aus der Bahn werfen.

Der bedingungslose Zugang zur Einrichtung war bei der Gründung von Banc Public ein sehr innovativer Gedanke.

Und er entsprach damals und entspricht heute einem absoluten Bedürfnis. Im Banc Public gibt es keine bürokratischen Hürden, niemand muss sich ausweisen oder sich rechtfertigen, warum er oder sie kommt. Dadurch wird Banc Public für die Nutzerinnen und Nutzer zu einem Ort des Vertrauens. 

Banc Public, eine Insel?

Vertrauen zurückgeben, das sei denn auch die Kernaufgabe von Banc Public, sagt Schmid. «Zur Ruhe kommen, angehört und vorurteilslos respektiert werden, das kann den Menschen den Boden geben, um den notwendigen Schritt zur Reintegration in die Gesellschaft zu schaffen.» Als Insel würde Schmid Banc Public allerdings nicht bezeichnen.

Wir sind eine Halbinsel, weil wir mit dem Festland verbunden sein müssen.

Denn, auch wenn es für einige Menschen schwierig sei, sei es wichtig, dass sie den Weg zurück ins System fänden. Darum gebe es auch ein Minimum an Bedingungen im Banc Public, um ein friedliches und sicheres Zusammensein in der Einrichtung zu gewährleisten. «Nur so kann ein Verhalten eingeübt werden, um dereinst in der Gesellschaft wieder zurechtzukommen.» Eine zentrale Rolle spielen dabei die Grundsätze der politischen und religiösen Neutralität und des Respekts. Jeglicher Drogenkonsum, Alkohol inklusive, ist zudem verboten.

Immer mehr Nutzer

Wie wichtig das Angebot von Banc Public ist, zeigt der konstante Anstieg der Nutzerzahlen in den vergangenen Jahren. «Zu Beginn kamen rund 24 Personen täglich, vor Corona waren es 90», erzählt Schmid. Entsprechend mussten die finanziellen und personellen Ressourcen nach und nach angepasst werden. Während der Betrieb in den Anfängen mit 3,5 Vollzeitstellen gewährleistet werden konnte, sind es heute 5,75 Vollzeitstellen, die durch professionelle Sozialarbeiterinnen und -arbeitern besetzt sind. Es gebe verschiedene Gründe für die Zunahme der Nutzerzahlen, sagt Schmid. Einerseits trieben die schnelle gesellschaftliche Transformation, etwa durch die Digitalisierung, mangelnde Arbeitsplätze für schlecht Ausgebildete und veränderte Familienmodelle immer mehr Menschen ins Abseits. Andererseits existiere im Kanton Freiburg zwar ein durchaus grosses Angebot für sozial Benachteiligte, doch dieses sei oftmals sehr formatiert.

Wir haben allgemein ein sehr stigmatisierendes System. Der Blick auf Menschen in Armut verändert sich nur sehr langsam.

Zudem ist nach Ansicht von Schmid der Zugang zur Sozialhilfe nach wie vor unzureichend. Auch der Umstand, dass Freiburg der einzige Westschweizer Kanton ist, in dem Sozialhilfegelder immer noch zurückbezahlt werden müssen, findet Schmid problematisch. 

Corona stellte vieles infrage

Als besonders schwierig erlebte Schmid die Corona-Pandemie. Banc Public musste den Zugang ins Tageszentrum zunächst auf die Obdachlosen und später auf Menschen in grosser Armut beschränken. Für eine allfällige Rückverfolgung von Corona-Infektionen mussten die Personalien der Besucherinnen und Besucher aufgenommen werden. «Das alles lief unserer Philosophie der Bedingungslosigkeit völlig zuwider.» Dennoch habe Banc Public als systemrelevante Einrichtung glücklicherweise nie schliessen müssen.

Inzwischen können wieder alle kommen. Mit 60 Besucherinnen und Besuchern täglich liegt die Nutzung aber immer noch unter dem Wert vor Corona. Schmid stellt zudem fest, dass die Menschen nach Corona häufiger mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. 

Reichtum des Kollektivs

In all den Jahren hat Schmid viele Menschen kommen und gehen gesehen. Sehr beschäftigt haben sie vor allem die Schicksale junger Menschen ohne Schulbildung oder mit abgebrochener Berufsausbildung, die bereits viele verschiedene Institutionen durchlaufen haben und dennoch Mühe bekunden, sich zu integrieren. Die Anzahl junger Menschen, die Banc Public aufsuchen, ist ab 2009 in Folge der globalen Finanzkrise stetig angestiegen. Es tue weh, nicht allen Menschen, die kommen, helfen zu können, sagt Schmid. «Es gibt Probleme, die man gerne mit dem Zauberstab wegwischen möchte, aber das geht selbstverständlich nicht.» Dann könne nur mit Demut hingenommen werden, dass man wenigstens das getan hat, was möglich war. Besonders berührt haben Schmid auch Menschen, die in sehr schwierigen Verhältnissen leben und dennoch ihre Würde behalten haben. 

Der Reichtum des Kollektivs hat mich aber am meisten geprägt. All das Positive, Kreative und Konstruktive, das aus der Gemeinschaft heraus entsteht, ist sehr bereichernd. 

Erfolg nicht messbar

Die Frage, ob sie es erlebt habe, dass Menschen dank Banc Public wieder den Weg in die Gesellschaft gefunden haben, kann Schmid so nicht beantworten. «Bestimmt konnten einige dank Banc Public wieder Fuss fassen.» Vor allem für gesundheitlich angeschlagene und einsame Personen wirke sich das Angebot stabilisierend aus, sodass sie beispielsweise weniger häufig in Spitalpflege müssten. «Aber unser Erfolg ist nicht messbar.» Das sei ihr in den Verhandlungen mit dem Kanton über einen neuen Leistungsvertrag erneut bewusst geworden. «Der Kanton erwartet von uns, dass wir unseren Erfolg ausweisen. Wir können aber bloss Indikatoren, wie die Anzahl Essen, die wir ausgeben, sowie Beobachtungen liefern.» Den Erfolg messbar zu machen, würde zudem voraussetzen, dass Banc Public seine Besucherinnen und Besucher kontrolliert. «Und das widerspricht unserer Philosophie.»

Zahlen und Fakten

Zusätzliche Räume für Banc Public 

Im Oktober 2002 nahm das Tageszentrum Banc Public seine Tätigkeit auf. Heuer feiert es sein 20-jähriges Bestehen. Seit dem 1. Januar 2004 wird die Einrichtung von dem gleichnamigen Verein geführt. Banc Public wird unter anderem durch den Kanton Freiburg, die Loterie Romande sowie mehrere Gemeinden finanziert. Seit 2013 ist Banc Public an der Joseph-Chaley-Strasse im Schönberg-Quartier zu Hause. Allerdings waren die Platzverhältnisse aufgrund der zunehmenden Nutzerzahlen dort knapp geworden. Die Suche nach einem neuen Standort gestaltete sich jedoch schwierig. Nun konnte das Problem gelöst werden: Im selben Haus wurde eine Zweizimmerwohnung frei, die nun Banc Public ebenfalls nutzen kann. rsa

 

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