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Betäubt, enthauptet und gerupft: Die Hühnerschlachtung bei Micarna

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Von überall her kommen die grossen Migros-Lastwagen mit den Kisten voller Hühner nach Courtepin zum Micarna-Schlachthof. Die FN haben die amtliche Tierärztin Hélène Jordi bei ihrer Arbeit auf dem Schlachthof begleitet. 

Ein Micarna-Mitarbeiter sitzt in einer grossen Halle auf einem Stuhl. Er schaut den geköpften und ausblutenden Tieren zu, wie sie an Metallschlingen kopfüber aufgehängt von der einen Station zur nächsten transportiert werden. Seine Aufgabe ist es, diesen Prozess zu kontrollieren. In der rechten Hand hat er ein langes Messer. Sein Arbeitsanzug ist blutbefleckt. Ein Huhn nach dem anderen zieht an ihm vorbei: Dann kommt eines, das nicht komplett enthauptet wurde. Er steht auf, packt das Tier am Hals, zieht es ein wenig zu sich, zückt das Messer und schneidet ihm den Kopf ab. Ohne zu zögern. Er schmeisst den Kopf in eine halb volle Kiste mit anderen Hühnerköpfen und Tierabfällen, wischt das Messer ab, setzt sich wieder auf seinen Stuhl und wartet auf seinen nächsten Einsatz.

Von A bis Z

Verantwortlich für das Tierwohl der Hühner bei Micarna, von der Ankunft bis zur Verarbeitung, ist Hélène Jordi. Sie ist amtliche Tierärztin und arbeitet für das kantonale Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Seit acht Jahren ist der Standort Micarna in Courtepin ihr Arbeitsplatz. Die 43-jährige Tierärztin arbeitete vorher selbst viele Jahre in einer Tierarztpraxis. Dann wollte sie einen Wechsel. «Das Amtliche hat mir gefallen, und hier habe ich alles: Tierschutz, Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit», sagt sie.

Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

Tierschutz, Tierseuche und Lebensmittelsicherheit

Im Schlachthof Micarna arbeiten 10 amtliche Tierärztinnen und 24 amtliche Fachassistenten. Sie arbeiten für das kantonale Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen als amtliche Behörde. «Die Tierärzte sorgen für die ordnungsgemässe Anwendung und Durchsetzung der Verordnungen über das Schlachten von Tieren und die Fleischkontrolle», schreibt Grégoire Seitert, Amtsvorsteher und Kantonstierarzt. Dies vorrangig in Bezug auf den Tierschutz, die Überwachung von Tierseuchen, die Lebensmittelsicherheit sowie die Anwendung von Tierarzneimitteln.

Gibt es etwas zu bemängeln, dann melden die Tierärztinnen und Tierärzte dies sowohl dem Unternehmen als auch dem Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. «Die amtliche Überwachung ist permanent von 2.30 bis 22.30 Uhr, an sechs Tagen in der Woche.» Vergangenes Jahr wurden rund ein Prozent des Geflügels beschlagnahmt. Am häufigsten werden von den amtlichen Tierärzten die Überschreitung des zulässigen Gewichts der Transportkisten sowie bestimmte Krankheiten am Tier bemängelt. Kommt so etwas vor, wird Micarna um eine Stellungnahme gebeten, und Tierhalter und Lieferant erhalten eine Verwarnung, die mit Kosten verbunden ist, und gegebenenfalls eine Strafanzeige. km

Stichprobenartige Kontrolle

Der erste Lastwagen mit den schwarz-orangen Kisten voller Hühner fährt bereits um 3.30 Uhr in der Früh vor. Dann geht es im Halbstundentakt so weiter. Pro Wagen werden im Durchschnitt 360 Kisten geliefert. 24 Kisten passen auf eine Palette. In einer Kiste sind ungefähr 12 bis 16 Hühner. Das entspricht der Schweizer Tierschutzverordnung. In der Ankunftshalle riecht es besonders streng. «Daran gewöhnt man sich», sagt Jordi.

Im blauen Anzug, mit schwarzen Schuhen, Haarnetz, Gehörschutz und Leuchtweste macht sich Jordi an die Arbeit. Noch bevor die Tiere ausgeladen werden, schaut sie sich die Anlieferung genauer an und macht sich Notizen. «Natürlich können wir nicht jedes einzelne Tier kontrollieren, aber so verschaffen wir uns einen ersten Überblick über den Zustand der Tiere», sagt sie und begutachtet die Kisten mit den Tieren von aussen. Sie prüft, ob die Tiere dreckig oder besonders nass sind, wie fest sie atmen und ob es Verletzte oder Tote gibt. «Das kann es durch den Transport natürlich geben, aber das kommt selten vor», bemerkt sie. Denn bereits bevor die Tiere auf den Masthöfen verladen werden, überprüft ein Tierarzt den Bestand. Kommt trotzdem was vor, wird alles protokolliert und dem Kanton gemeldet. «Beanstandungen von meiner Seite sind auch schon vorgekommen.»

Im blauen Anzug, mit schwarzen Schuhen, Haarnetz, Gehörschutz und Leuchtweste macht sich Jordi an die Arbeit. Noch bevor die Tiere ausgeladen werden, schaut sie sich die Anlieferung genauer an und macht sich Notizen.
Bild Aldo Ellena

Ein Gabelstapler fährt vor, hebt die Paletten mit den Kisten voller Tiere vom Lastwagen und deponiert sie in der Ankunftshalle. Die Halle ist in blaues UV-Licht getaucht. «Das wirkt beruhigend auf die Tiere», sagt Jordi. Und tatsächlich. Kein Mucks ist zu hören. Weder Gegacker noch Geflatter. Jordi läuft durch die Paletten mit den aufeinandergestapelten Kisten voller Hühner. Ruhig sitzen, stehen, liegen die Tiere dicht nebeneinander in den Kisten. Sie ahnen (wohl) noch nichts.

Sortiert, betäubt, enthauptet

Als Nächstes werden sie aus den Kisten geholt und auf dem Fliessband transportiert. Zügig packen die Micarna-Mitarbeitenden die Tiere an ihren Füssen und stecken sie in die Metallschlingen der Schlachtkette. Kopfüber. Noch lebend. Jetzt wird es laut. Sie gackern und bewegen sich. Mit dem Bauch zur Wand werden sie aufgehängt. «Auch das soll beruhigend wirken», sagt Jordi. Sie gibt jedoch zu, dass die Tiere in dieser Situation trotzdem gestresst seien. Alles ist ein vollautomatischer Prozess, und in wenigen Sekunden werden sie mit dem Förderband zur nächsten Station gefahren: der Betäubung. Diese findet im elektrischen Wasserbad statt. Die Tiere verlieren dort beim Berühren des Wassers das Bewusstsein. Still und regungslos hängen sie nun an der Maschine. Wenige Sekunden später durchschneidet eine runde Metallklinge den bewusstlosen Tieren die Kehle und enthauptet sie. Eines nach dem anderen. 

Verletzte Tiere, kranke Tiere oder zu kleine Tiere werden zuvor aussortiert. Was mit ihnen geschieht? «Zu kleine Tiere passen nicht richtig in die Aufhängung und könnten somit nicht korrekt betäubt werden. Diese werden am Schluss separat geschlachtet.» Die restlichen Hühner werden getötet, aber nicht für den menschlichen Verzehr verarbeitet. «Kein Tier verlässt den Ort hier lebend», sagt Jordi. Das gilt für jeden Schlachthof in der Schweiz.

Für die Fleischkontrolle 

«Ich arbeite hauptsächlich im Bereich der Tierannahme», sagt Jordi. Doch auch in den anderen Stationen schaut sie regelmässig vorbei und kontrolliert, ob die gesetzlichen Richtlinien eingehalten werden. Nebst Jordi arbeiten noch neun weitere amtliche Tierärzte des Kantons beim Standort Courtepin und kontrollieren das Tierwohl, die Tiergesundheit und die Lebensmittelgesetzgebung. Sie geben das Fleisch und die Fleischprodukte am Ende als genusstauglich frei.

Jeden Tag denselben Tagesablauf zu haben, ist für Jordi kein Problem. «Es ist eine Routine», sagt sie, langweilig werde es ihr trotzdem nicht. Denn sie hat nicht nur mit den Tieren zu tun, sondern ist auch jeden Tag mit den Menschen in Kontakt.

Outfitwechsel

Für den weiteren Teil der Verarbeitung muss sich Jordi umziehen. Ein weisser Arbeitsanzug, weisse Schuhe, eine weisse Kapuze, Gehörschutz und ein Helm. Mehrmaliges Händewaschen und Desinfizieren ist ein Muss.

Ein lautes und in regelmässigen Abständen erklingendes mechanisches Geräusch erfüllt den warmen Raum und ist ständiger Begleiter der Mitarbeitenden. Es ist das Rattern der Metallräder auf der Schiene, wo die toten Hühner transportiert werden. Aus allen Richtungen scheinen sie an den Metallschlingen aufgehängt zu kommen. Wie Kleider an Kleiderbügeln in einer Wäscherei rasen sie zur nächsten Station. Und auch in diesem Raum riecht es streng.

Ein Blick in den Schlachthof. 
Bild Aldo Ellena

Federn weg, Füsse ab

Nach dem Ausbluten werden die Tiere in Brühwasser hineingetaucht. «Die Federn werden aufgeweicht und können dadurch leichter entfernt werden», sagt Jordi. Auf dem Weg dorthin hinterlassen die Tiere eine Blutspur am Boden. Danach geht es zur nächsten Etappe: dem Rupfen. Die Federn werden vom Körper maschinell entfernt, damit die Hühner danach zu Fleischprodukten verarbeitet werden können. Anschliessend werden die Füsse abgetrennt.

Kontrollposten vor Verarbeitung

Vier Kontrollstationen gibt es ab diesem Punkt. Micarna-Mitarbeitende schauen sich jedes Huhn ganz genau an, unter der Aufsicht von Jordi. «Eine Person schaut sich die Rückenseite des Tieres an, eine weitere die Vorderseite, jemand ist beim Posten stationiert, wo die Innereien entfernt werden. Die finale Kontrolle übernimmt ein amtlicher Fachassistent des Kantons.» Stimmt etwas nicht, wird das Tier vom Laufband entfernt und in einem Container versorgt. «Das Fleisch muss gesund sein. Krankheiten und Verletzungen sind zum Glück sichtbar», sagt Jordi und geht rüber zu den aussortierten Tieren. Ein Mitarbeiter hebt eines der Tiere aus der Kiste in die Luft. «Hier sieht man die gelbe Stelle ganz gut. Da stimmt etwas mit dem Organ des Tieres nicht», sagt Jordi. Bei einem anderen Huhn ist das Gelenk entzündet. «Entweder wird das gesamte Tier entsorgt oder man versucht, den beschädigten Teil des Körpers abzuschneiden und das Tier so weiterzuverarbeiten.» Aber auch bei Schlachtfehlern werden die Tiere aussortiert. Beispielsweise, wenn das Tier nicht richtig gerupft wurde. «Ich schaue bei all diesen Schritten den Mitarbeitenden immer wieder über die Schulter und kontrolliere, ob alles gut läuft.»

Ohne Innereien zur Verarbeitung

Die Poulets gehen anschliessend durch einen Kühltunnel und werden danach verpackt. Auch hier führen die amtlichen Tierärzte noch letzte Hygienekontrollen bei den Produkten durch. Dann landet das fertige Produkt in den Kühlregalen der Migros.

Ein ganzes Poulet nature M-Budget kostet 7.95 Franken pro Kilogramm. M-Budget-Pouletgeschnetzeltes kostet 1.60 Franken für 100 Gramm, und eine M-Budget-Pouletbrust kostet pro 100 Gramm 1.45 Franken.

Zahlen und Fakten

Micarna schlachtet 33 Millionen Poulets pro Jahr

33 Millionen Hühner werden jährlich auf dem Micarna-Schlachthof in Courtepin geschlachtet. Das entspricht einer jährlichen Verkaufsmenge von 30’000 Tonnen Fleisch, schreibt Micarna auf Anfrage der FN. 500 Geflügelmäster gibt es in der Schweiz, wovon 175 im Kanton Freiburg sind und nach Courtepin liefern. Auf die Frage, wie die Hühner aufgewachsen sind, antwortet Micarna: «Abhängig vom Label, in grosser Mehrheit Optigal mit dem Label ‹besonders tierfreundliche Stallhaltung›, schrittweiser Ausbau auf IP-Suisse mit Zugang ins Freie.» Genauere Angaben kann Micarna nicht machen. Das Alter der Tiere bei der Schlachtung sei abhängig vom Endprodukt. Rund fünf Wochen alt seien die Hühner jedoch im Durchschnitt. Zu der Erfolgsrate der Prozesse der Betäubung und des Entblutens hat Micarna keine Statistiken.

Tiere, die durch die amtlichen Tierärzte des Kantons nicht für den Verzehr freigegeben wurden, werden verbrannt. Dies kann aufgrund von Krankheiten oder Verletzungen bei den Tieren der Fall sein. «Gewisse Innereien werden als Lebensmittel gewonnen und verwendet. Wenn kein Bedarf der Verwendung als Lebensmittel möglich ist, werden diese in Tierfutter verwertet.» Köpfe, Füsse und Därme werden zu Geflügelmehl verarbeitet. Genaue Statistiken hat Micarna hierzu keine. Der gesamte Prozess, von der Ankunft bis zum verarbeiteten Produkt, dauere unterschiedlich lang: «Frischprodukte können nach circa 24 Stunden in den Verkauf kommen.» Zu den Produktionskosten gibt Micarna keine Zahlen bekannt.

Die Hühner werden zu über 30 unterschiedlichen Produkten verarbeitet. Geliefert wird das Fleisch vornehmlich an die Verkaufsstellen der Migros-Gruppe. km

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