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«Das Desaster ist programmiert»

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Ob Theater, Tanz oder Musik: Als Kulturkonsument denkt man dabei zuerst an Kunst, die unterhält, berührt, ergreift oder vielleicht einmal zu Ärger Anlass gibt oder zum Nachdenken anregt. Vergessen geht dabei, dass Kunst auch ein knallhartes Geschäft sein kann, das den Gesetzen des Marktes und der Wirtschaft unterliegt. Ein Künstler kann sich nicht einfach nur der Kreation widmen, er muss das, was er geschaffen hat, auch verkaufen. Die Performancekünstler Martin Schick, François Gremaud und Viviane Pavillon wissen das–und haben aus der Not eine Tugend gemacht: Vor drei Jahren haben sie ein Stück rund um die Mechanismen des Marktes, um Wert und Wachstum, um materielle und immaterielle Güter kreiert. «X minutes» ist eine humoristische Theaterperformance, die selber ständig wächst: bei jeder Aufführung um genau fünf Minuten. Heute Abend ist das Stück in Marly zu sehen, auf Einladung der Stiftung APCd im Rahmen von deren Ausstellung «Mobilität».

Spiel mit dem Unmöglichen

 «45 minutes» heisst die exklusive Vorstellung in Marly, und sie dauert exakt 45 Minuten. Diese setzen sich zusammen aus den 40 Minuten, die an den acht bisherigen Spielorten entstanden sind, und aus fünf Minuten, die das Trio speziell für Marly kreiert, gewissermassen im Auftrag des Käufers, also der Stiftung APCd. «Jede Vorstellung ist einzigartig», sagt Martin Schick, «auch wenn das Programm bis auf die letzten fünf Minuten absolut identisch ist.»

Allein die Vorgabe, alles, was bisher auf der Bühne geschah, eins zu eins nachzuspielen, wird zur Herausforderung: Was, wenn man eine Tür braucht, aber am aktuellen Spielort keine da ist? Oder einen Swimmingpool? Was ist mit der Jacke, die man bei der ersten Aufführung weggeschmissen hat? Und mit dem Mann aus dem Publikum, der seit dem Auftritt in Helsinki Teil des Stücks ist? «X minutes» ist nicht nur ein Spiel über die Gesetze der Marktwirtschaft, sondern auch eine philosophische Auseinandersetzung mit der Zeit. «Wir spielen mit dem Unmöglichen», sagt Schick, «und wir wissen, dass das Desaster programmiert ist.»

Je länger, desto teurer

Das Trio erschwert sich die Aufgabe damit, dass es von der ersten Sequenz an Voraussagen macht über das, was im Laufe des Stücks passieren wird. Einiges lässt sich einfach einbauen–doch was ist mit Catherine Deneuve, die in der 120. Minute die Bühne betreten soll? «So weit wird es kaum kommen», sagt Martin Schick lapidar. Bis dahin nämlich wäre das Stück so teuer, dass es kaum noch jemand kaufen würde. Denn auch das gehört zur Idee: Jedes Engagement kostet mehr als das vorherige, jede neue Fünf-Minuten-Sequenz kommt den Veranstalter teurer zu stehen–Wertsteigerung eben. Ziel der Künstler ist, bis zu einer Länge von 90 Minuten durchzuhalten; ab dann würden sie anfangen, einen Gewinn zu machen. Noch befänden sie sich tief in den roten Zahlen, so Schick. Aber immerhin: Ab 50 Minuten, also ab der nächsten Vorstellung, bleibt genug übrig, um mit dem Schuldenabbau zu beginnen.

 Eine weitere Hürde: Jeder Veranstalter, der das Stück kauft, erwirbt damit auch das Recht, ein Objekt seiner Wahl in «seine» fünf Minuten einbauen zu lassen. Alle diese Objekte reisen anschliessend mit zu den verschiedenen Spielorten: die Boje vom Blitz Festival im kroatischen Rovinj, das Schild vom Theaterfestival Auawirleben in Bern–und von jetzt an auch eine Skulptur aus der Sammlung der Stiftung APCd. Speziell ist schliesslich auch, dass jede Sequenz in der Landessprache des jeweiligen Ortes gespielt wird, notfalls Silbe für Silbe auswendig gelernt. Besonders schwer sei der finnische Teil, sagt der Welschfreiburger François Gremaud dazu–aber noch viel mehr Mühe habe ihm das Berndeutsche bereitet.

Marly Innovation Center(Bibliothek, Gebäude 175). Sa., 9. Juli, 21 Uhr. Ohne Reservation. Die APCd-Ausstellung «Mobilität» dauert noch bis zum 14. September; Fr. bis So. 10 bis 18 Uhr, Gebäude 170 und 310. Weitere Infos zum Projekt unter: www.martinschick.wordpress.com.

Zu den Personen

Zwei Freiburger und eine Waadtländerin

Viviane Pavillon (31), Martin Schick (38) und François Gremaud (41) stehen bei «X minutes» erstmals gemeinsam als Trio auf der Bühne. Die Idee zum Projekt hätten sie am Rande eines Festivals gehabt, erzählen sie. Die drei kennen sich aber schon länger und haben in verschiedenen Konstellationen bereits zusammengearbeitet. Martin Schick stammt aus Tafers und lebt heute teilweise in Schwarzsee. François Gremaud kommt aus Marly und lebt in Lausanne. Viviane Pavillon kommt ebenfalls aus Lausanne und lebt immer noch dort.cs

 

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