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Das Stehaufmännchen

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Es passierte am 15. Januar 2015: Michael Brügger startete als Vorfahrer bei einer Europacup-Abfahrt der Frauen, geriet bei einer Kompression in Rücklage und stürzte heftig. Es stellte ihm den linken Ski quer, er flog ins Auffangnetz und hörte einen lauten Knall. Im Spital von St. Moritz folgte die niederschmetternde Diagnose: dreifacher Bruch des linken Unterschenkels. Damit war die Saison 2014/15 für den Plasselber Behindertensportler vorbei, ehe sie richtig begonnen hatte.

Weil beim Sturz auch Brüggers Unterschenkelkopf zertrümmert wurde, stellte sich der 33-Jährige auf einen etwas längeren Heilungsprozess ein. Trotzdem war Brügger optimistisch: Er rechnete damit, dass er nach einer Operation und anschliessender intensiver physiotherapeutischer Nachbehandlung rund zehn Wochen an Krücken gehen müsse, ehe er sein Bein wieder voll belasten kann.

Das Leiden geht weiter

Heute–ein knappes Jahr nach seinem Unfall–arbeitet der Sensler immer noch an seinem Comeback. «Die Ärzte sagten mir schon damals, dass die Heilung ein Jahr dauern könne. Ich wollte es aber nicht wahrhaben», sagt Michael Brügger. Vier Monate musste er schliesslich an Krücken gehen, mehrere Komplikationen verlangsamten den Heilungsprozess. «Es war und ist eine schwierige Zeit für mich.» Noch heute verspürt Brügger Schmerzen im Bein, Springen und Rennen kann er noch immer nicht richtig. «Seit meinem Unfall durfte ich noch nicht auf die Skier.» Aus seinem Ziel, im November wieder mit dem Schneetraining zu beginnen, sei leider nichts geworden. «Meine Seitenbänder im Knie sind noch sehr instabil, und die Muskulatur ist nicht kräftig genug, damit ich Ski fahren könnte.»

Die Wahrscheinlichkeit, dass Michael Brügger diesen Winter noch Rennen bestreitet, ist eher klein. «Mit dem Schweizer Skiverband und dem Trainer bin ich so verblieben, dass ich diese Saison als Aufbau nutze», sagt Brügger. Für ihn ist es besonders wichtig, dass Swiss-Ski an ihm festhält und ihn weiter (finanziell) unterstützt, denn in den letzten Jahren hat sich der Plasselber seinen Lebensunterhalt mehr oder weniger mit dem Skifahren finanziert. «Wenn es irgendwie geht, möchte ich Ende Saison ein, zwei Rennen fahren, eventuell Ende März an den Schweizer Meisterschaften. Wenn nicht wettkampfmässig, dann zumindest als Vorfahrer, um wieder etwas in den Rhythmus zu kommen.»

Erfolge und Rückschläge

Michael Brügger ist einer der erfolgreichsten Schweizer Paralympic-Skirennfahrer. Zwei paralympische Silbermedaillen (1998 Riesenslalom, 2010 Abfahrt), acht WM-Medaillen, ein Gesamtsieg im Disziplinenweltcup (Super-G) und unzählige Weltcup-Podestplätze zieren sein Palmarès. Seine Karriere ist allerdings nicht nur von sportlichen Erfolgen geprägt, sondern auch vonzahlreichen Rückschlägen.

Wegen Problemen mit den Adduktoren konnte der Routinier an den Paralympischen Winterspielen in Sotschi (März 2014) nicht sein ganzes Leistungsvermögen abrufen und musste ohne Medaille aus Russland heimreisen. «Ausgerechnet an dem Event, an dem wir Behindertensportler die grösste Aufmerksamkeit erhalten, gelang mir keine Topleistung. Das war eine grosse Enttäuschung.»

Im April 2014 musste sich Brügger einen Nagel aus dem Oberschenkel entfernen – eine schmerzhafte Erinnerung an einen Sturz vor elf Jahren. Es folgte eine sechsmonatige Zwangspause, dann der lange und beschwerliche Weg zurück, begleitet von Knieschmerzen und Oberschenkelproblemen. Als er sich endlich zurückgekämpft hatte und seine 16. Weltcupsaison in Angriff nehmen wollte, warf ihn der Sturz in St. Moritz wieder zurück.

 Sind die vielen Verletzungen als Warnsignale eines geschundenen Körpers zu deuten? Michael Brügger winkt ab. «Es ist nicht mein Körper, der Stopp ruft. Es ist einfach Pech. Aber Skifahren ist eine Risikosportart, da gehören Verletzungen und Wehwehchen dazu.» Rennsport und Action–das ist Brüggers Welt. Wegen einer angeborenen Missbildung am rechten Bein wurde ihm als Sechsjähriger der Unterschenkel amputiert, seither trägt Brügger eine Prothese. Diese hält ihn nicht davon ab, neben dem Skifahren seinen zwei anderen grossen Leidenschaften–dem Downhill auf dem Mountainbike und dem Motorrad–zu frönen. Jeden Sommer nimmt der Plasselber an den Freiburger Motocross-Meisterschaften teil. «Das sind wohl nicht die idealen Sportarten, um verletzungsfrei zu bleiben», scherzt er. «Aber ich brauche den Adrenalinkick.»

«Grosse Freiheit»

Trotz des jüngsten Rückschlags–Michael Brügger hat die Motivation für den Skirennsport noch nicht verloren. «Wenn ich auf den Skiern stehe, spüre ich eine grosse Freiheit», sagt der 33-Jährige. Er wird sich auch dieses Mal zurückkämpfen, obwohl ungewiss ist, ob er den Kampf überhaupt gewinnen kann. «Als Folge der Verletzung habe ich X-Beine bekommen. Ich weiss gar nicht, ob ich noch richtig Ski fahren kann.»

Zumindest bis 2018 und den Paralympics in Pyeongchang möchte der Skirennfahrer seine Sportkarriere noch weiterverfolgen. «Mit einer Verletzung aufhören, das geht gar nicht», findet Brügger. In Südkorea möchte er jene Medaille gewinnen, die ihm in Sotschi verwehrt geblieben ist. Für den Sensler ist klar: «Platz 20 oder Rang 15, das ist nicht mein Ziel. Ich will wieder vorne dabei sein, sonst lasse ich es lieber bleiben.»

«Ich will wieder vorne dabei sein, sonst lasse ich es lieber bleiben.»

Michael Brügger

Skirennfahrer

«Ich brauche den Adrenalinkick.»

Michael Brügger

Skirennfahrer

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