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«Das Tivoli ist unser Zufluchtsort»

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Die offene Jugendarbeit in Murten

Autor: Von FADRINA HOFMANN

Freitagmorgen: Januz (15), Egzon (13), Ekrem (15) und Hakima (15) haben die Ärmel hochgekrempelt und streichen den Aufenthaltsraum des Jugendtreffs «Tivoli» in ihrer Ferienzeit neu. Anstelle der nicht mehr ganz so weissen Wandfarbe soll ein kräftiges Blau den Raum verschönern. Die Idee zu dieser Aktion hatten Januz und Ekrem. «Wir sind oft hier, also soll es auch gemütlich sein», meint Januz, während er die Fensterrahmen mit Klebestreifen abdeckt. Der Jugendarbeiter Martin Bula hilft den Jugendlichen dabei, ihre Pläne umzusetzen.

Jugendarbeit ist nicht gleich Jugendarbeit

Von den Jugendlichen wird Martin Bula zwar gesiezt, aber nur «Tinu» genannt. In erster Linie begleitet der Jugendarbeiter die 12- bis 17-Jährigen bei dem, was sie machen. Genau diesen Unterschied zur traditionellen Jugendarbeit machen viele Leute nicht. So stellte ein Vertreter der SVP an der Generalratsversammlung in Murten kürzlich eine Anfrage, die genaue statistische Zahlen und eine Auflistung der Aktivitäten des «Tivoli» verlangte. An der darauffolgenden Versammlung versuchte Martin Bula den Anwesenden die Funktion des Jugendtreffs zu erklären.«Die Leute kennen vor allem die Vereinsarbeit, die Dorfjugend oder kirchliche Jugendgruppen. Diese Jugendarbeit ist wichtig, hat aber nichts mit der offenen Jugendarbeit zu tun», so Martin Bula. Während erstere mit Verbindlichkeit, Leistung oder Aktivitäten verbunden sind, geht es bei der offenen Jugendarbeit primär darum, einen Raum für die Jugendlichen zu schaffen.

Nicht anbieten, sondern warten

In Murten gibt es 97 Vereine. Laut dem Jugendarbeiter sind 50 Prozent der Teenager im Vereinsleben integriert. Für die andere Hälfte ist die traditionelle, erwachsenenstrukturierte Freizeitgestaltung nicht interessant. «Darum ist es wichtig, einen Raum aufzuspannen, der eben nicht überreglementiert ist», erklärt Martin Bula. Dieser Raum habe einen Rahmen mit Regeln, die dem Jugendschutz entsprechen. Was im Raum selber passiert, entscheiden jedoch die Teenager. Nicht anbieten, sondern warten, heisst die Devise. «Der Raum wird zwangsläufig von der Jugend gefüllt», sagt der Jugendarbeiter.

Musik hören, chillen, gamen

Im Jugendtreff «Tivoli» versammeln sich vor allem Cliquen. Diese wollen sich klar von den Eltern abgrenzen und schätzen es, einen Raum zu haben, in dem niemand etwas von ihnen verlangt. «Ich treffe mich hier mit Kollegen», sagt Januz, der zu den Stammgästen im Jugendtreff zählt. «Es ist unser Zufluchtsort», meint Egzon. Auf die Frage, was sie im «Tivoli « so machen, erklären die Jugendlichen: «Abhängen, Musik hören, chillen und gamen».Der Treffpunkt ist aber vor allem eine Informationsbörse. Hier verabreden sich die Jungen, reden über ihre Sorgen und Träume und erfahren den neuesten Klatsch. «Vor allem Jugendliche mit einem schwierigen familiären Hintergrund schätzen dieses Angebot», ist Martin Bula überzeugt. Das «Tivoli» ist ein betreuter Ort der zwischenmenschlichen Beziehungen. Statistisch und von aussen betrachtet, ist diese Qualität nicht sofort sichtbar.

Die Devise lautet: Diskretion

Der Jugendarbeiter ist präsent, hört zu, wenn die Teenager miteinander sprechen, fragt nach und lässt erzählen. «Auf diese Art komme ich günstig an die Jugendlichen heran», so der Martin Bula. Da er weder eine pädagogische Aufgabe noch Sanktionsmöglichkeiten hat, fassen die Jungen schnell Vertrauen zu «Tinu». Auf dieser Basis arbeitet er mit ihnen. Gibt es Probleme zu Hause, in der Schule oder in der Lehre, hilft Martin Bula weiter – vorausgesetzt, die Betroffenen wünschen das. Ansonsten gilt die Regel der strikten Diskretion.Im Hinblick auf das politisch brisante Thema der Jugendgewalt kritisiert Martin Bula die lauwarmen Sanktionen der Justiz. «Regale im Laden auffüllen, weil man jemanden zusammengeschlagen hat, ist für die Jungen keine Strafe», ärgert er sich. Auch fehlen Orten, an denen die Jugendlichen hingehen können, wenn sie kurzfristig Probleme haben.In Murten existiert immerhin ein Jugendtreff, an dem auch schwierige Teenager – trotz Beaufsichtigung – gerne hingehen.

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