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Das tragische Schicksal der Lydia Escher

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Wer vom Hauptbahnhof Zürich Richtung Bahnhofstrasse marschiert, läuft beim Alfred-Escher-Denkmal vorbei. Alfred Escher (1819–1882) war im 19. Jahrhundert eine gewaltige Gestalt in Zürich, ein Drahtzieher in Wirtschaft und Politik. Er setzte den Bau des Gotthardtunnels durch (1874), gründete die Schweizerische Kreditanstalt (heute Credit Suisse), die Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt (heute Swiss Life) und das Eidgenössische Polytechnikum (heute ETH). Escher vereinte wirtschaftliche und politische Macht in sich wie kaum einer zuvor oder danach.

Lydia (1858–1891) war das einzige Kind von Alfred und Augusta Escher, das das Kindesalter überlebte. Das Mädchen wuchs auf dem herrschaftlichen Anwesen Belvoir in der Gemeinde Enge bei Zürich auf. Lydia war Alleinerbin und galt als eine der reichsten Frauen des 19. Jahrhunderts. Sie war eine selbstbewusste junge Frau, die viel las und mehrere Fremdsprachen beherrschte. Doch ihr Leben war eine einzige Tragödie. Schon im Alter von sechs Jahren verlor Lydia ihre Mutter Augusta Escher-Uebel, die 25-jährig starb. Lydia wurde fortan von den Grossmüttern und Erzieherinnen aufgezogen. Mit 25 Jahren heiratete sie Friedrich Emil Welti, den Sohn des damals mächtigen Bundesrats Emil Welti.

Skandalöse Liebesaffäre

Im Ausstellungsraum des Landesmuseums Zürich hängt das Porträt der Escher-Tochter gleich gegenüber dem Eingang und nimmt den Besucher unmittelbar gefangen. Ein Weiss-in-Weiss-Porträt der 28-Jährigen, gemalt vom Kunstmaler Karl Stauffer (1857–1891) aus Bern. Lydia verliebte sich in den Maler und floh mit ihm nach Rom. Die Liebesgeschichte der beiden erschütterte die Haute Volée. Bundesrat Welti, Lydias Schwieger­vater, schritt ein und liess seine Be­ziehungen spielen. In Rom veranlasste er die Gefangennahme des Liebespaars. Lydia landete im Irrenhaus, Stauffer im Gefängnis, weil er eine Geisteskranke vergewaltigt und entführt habe. Lydia kam nach vier Monaten aus der Anstalt raus und kehrte in die Schweiz zurück, wo man sie als Ehebrecherin verurteilte. Sie liess sich scheiden und musste ihrem Gatten 600 000 Franken Entschädigung bezahlen.

1890 gründete die gebildete und selbstbestimmte Frau die grösste schweizerische Kunststiftung, die Gottfried-Keller-Stiftung. Ein Jahr später nahmen sich Karl Stauffer und Lydia Welti-Escher das Leben. Lydia war gerade einmal 33 Jahre alt. Die emanzipierte Adelige und eigensinnige Frau bezahlte ihren Ausbruch mit ihrem Leben.

In 70 Museen untergebracht

Lydia Welti-Escher vermachte der Eidgenossenschaft einen grossen Teil ihres Vermögens mit dem Auftrag, Werke von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern zu kaufen, aus dem Ausland zurückzuholen und als Leihgaben in Schweizer Museen zu deponieren oder auszustellen. Zurzeit beherbergen rund 70 Museen und 30 weitere Institutionen in 23 Kantonen Dauerleihgaben der Gottfried-Keller-Stiftung. Auch das Museum für Kunst und Geschichte Freiburg besitzt drei Leihgaben: die Statuen des heiligen Michael und des heiligen Georg, beide von Hans Roditzer (um 1515), sowie den Schweizerdolch mit dem Wappen von Peter von Englisberg (um 1520/30).

Mit fünf Millionen Franken konnte die Stiftung 1890 starten, was heute etwa sechzig Millionen Franken entsprechen würde. Mittlerweile umfasst die Sammlung rund 6500 Werke aus dem 12. bis 20. Jahrhundert: Gemälde, Skulpturen, Glasmalereien, Goldschmiedeobjekte, Fotografien. Aber auch Immobilien wie beispielsweise das Kloster Sankt Georgen in Stein am Rhein sind zur Sammlung gestossen. «Die Stiftung hat immer wieder dafür gesorgt, dass für die Schweiz bedeutende Kulturgüter gerettet oder aus dem Ausland zurückgekauft werden konnten», sagte die Museumspädagogin Bettina Zimmermann anlässlich einer Führung im Landesmuseum. So gehören selbstverständlich auch Werke von grossen Schweizer Künstlern dazu wie Hodler, Giacometti oder Holbein. Zimmermann: «Die Sammlung hat nicht zuletzt den Anstoss zum Bau des Landesmuseums gegeben, das 1898 eröffnet wurde.»

Die Sammlung der Gottfried-Keller-Stiftung ist Eigentum des Bundes. Jährlich finanziert dieser Neuerwerbungen im Umfang von 400 000 Franken – oft auf Wunsch der Museen, die sich auch an den Kosten beteiligen.

Glanzlichter im Landesmuseum

Fast dreissig Jahre nach der letzten Ausstellung sind die Glanzlichter der Sammlung nun erstmals im Landesmuseum zu sehen. Darunter sind kostbare Objekte wie etwa das Gesangsbuch des ehemaligen Frauenklosters St. Katharinental (Thurgau) aus dem Jahr 1312. Es zählt mit seinen aufwendig geschmückten Initialen zu den bedeutendsten gotischen Kunstwerken der Schweiz. Im Jahr 1958 konnte die Handschrift aus dem Nachlass von Sir Charles Perrins in London erworben werden. Die Stiftung hat aber auch Wertobjekte in Form von Wandmalereien in die Sammlung aufgenommen, so etwa die Freskomalerei am Haus zum Ritter in Schaffhausen. Sie besitzt ebenfalls das Chorgestühl des aargauischen Klosters St. Urban. Diese Objekte sind via Wandprojektionen zu sehen. In einer Glasvitrine wiederum weckt das Trinkspiel des Heiligen Georg die Aufmerksamkeit der Besucher. Wie hat dieses Objekt aus dem Schatz des Basler Münsters den Weg in die Sammlung gefunden? «Alles, was vergoldet und versilbert war, hat man nicht entsorgt, und so sind die Gegenstände erhalten geblieben», erklärt Museumspädagogin Zimmermann.

Schweizer Geschichte und ein Drama

In den zwei Ausstellungsräumen sind rund 50 Werke ausgestellt. Zu jedem Bild oder Objekt kann auf einem Bildschirm eine kurze Erklärung angetippt werden. Die Vielfalt der Sammlung ist gross, und man bedauert einzig, dass sie auf so gedrängtem Platz in nur gerade zwei Räumen zu sehen ist. Doch die Ausstellung ist zweifelsohne einzigartig, weil packende Schweizer Geschichte und ein menschliches Drama dahinterstecken.

Ausstellung im Landesmuseum Zürich: Bis zum 22. April. Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Do. 10 bis 19 Uhr. Es finden regelmässig Führungen statt. Wichtige Meisterwerke werden bis Ende Juli auch im Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano gezeigt. Informationen: www.landesmuseum.ch

Literatur: «Lydia Welti-Escher» von Joseph Jung (2013); «Lydia Welti-Escher – eine Frau in der Belle Epoque» von Willi Wottreng (2014).

Namensgeschichte

Warum nicht Lydia-Escher-Stiftung?

Die Bezeichnung der Stiftung mit Gottfried-Keller-Stiftung ist irreführend. Anscheinend wäre der Name Lydia-Escher-Stiftung nicht im Sinne des grossmächtigen Schwiegervaters, Bundesrat Emil Welti, gewesen. Die Stiftung sollte auf Wunsch Weltis den Namen des Dichters Gottfried Keller tragen, der im Belvoir ein gern gesehener Gast und väterlicher Freund von Lydia Escher war.

Gottfried Keller ist im Übrigen ein Jubliäumsgenosse von Alfred Escher: Beide wurden im Jahr 1819 geboren. Zürich feiert dieses Jahr somit zwei Gründerväter der modernen Schweiz: Escher, den Wirtschaftspionier, und Keller, den Autor von Weltformat.

il

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