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«Dass ein Freiburger in Estavayer vorne mitschwingt, ist eine Utopie»

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Stefan Zbinden war schon immer ein Mann der klaren Worte. Dass das Eidgenössische Schwingfest im August 2016 erstmals seit 1958 wieder im Kanton Freiburg stattfindet, verleitet ihn deshalb nicht dazu, die Situation zu beschönigen und zum Zweckoptimisten zu werden. «Dass ein Freiburger in Estavayer vorne mitschwingt, ist eine Utopie», sagt der 37-jährige Giffersner.

Zbinden will zwar nicht alles schlechtreden. Michael Nydegger, der für ihn in gesundem Zustand immer noch die klare Nummer eins ist, könne sicher mit den meisten mithalten–wenn er denn einmal für längere Zeit verletzungsfrei bleibe. Und mit William Häni, Steven Moser und Benjamin Gapany gebe es durchaus einige gute junge Schwinger. «Aber ob das schon reicht bis Estavayer? Das wird wohl eher schwierig und knapp. Um bei einem Eidgenössischen mitzuhalten, braucht es sehr viel. Da muss alles zusammenpassen. Es wird für den Südwestschweizer Verband extrem schwierig, überhaupt einen Kranz zu gewinnen.»

Zu spät für einen Plan B

Zbinden hat in seiner Karriere nicht weniger als viermal an eidgenössischen Schwingfesten einen Kranz gewonnen. Der Unspunnenzweite von 2007 war der letzte Freiburger Spitzenschwinger. Sein Rücktritt 2012 hat im Südwestschweizer Verband eine riesige Lücke hinterlassen. Erst recht, weil zwei Jahre zuvor mit Hanspeter Pellet bereits ein zweiter Freiburger, der den Schwingsport in der Westschweiz über Jahrzehnte prägte, aufgehört hatte. «Vielleicht hat man die Situation damals ein bisschen unterschätzt», sagt Zbinden. Jedenfalls sei es nun 16 Monate vor dem Eidgenössischen im eigenen Kanton nicht mehr möglich, mit irgendwelchen Notfallplänen noch etwas retten zu wollen. «Da hätte man wenn schon vor drei, vier Jahren darüber sprechen müssen. Nun aber kann man nicht plötzlich einfach einen Plan B herausholen.»

 Mangelhafte Einstellung

Zbinden verfolgt den Schwingsport immer noch genau. Bis in diesem Jahr war erals TK-Chef beim Schwingklub Sense tätig. Um mehr Zeit mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern zu verbringen, hat er dieses Amt niedergelegt. Als Vizepräsident des Klubs ist er dem Sport immer noch verbunden. Probleme habe es beim Freiburger und Südwestschweizer Verband nie bei den ganz Jungen gegeben, sagt Zbinden. «Da hatten wir immer gute Schwinger. Die Betreuung war in diesem Bereich stets sehr gut. Probleme gab es in den letzten Jahren beim Übergang von den Jungen zu den Aktiven.»

 Eines der grössten Probleme sei dabei die Einstellung einiger Schwinger gewesen. «Einige dachten, es reiche, ein bis zwei Mal pro Woche zu trainieren, um mitzuhalten. Das reicht vielleicht, um in der Westschweiz ein, zwei Kränze zu holen. Aber auf nationaler Ebene bist du damit nirgendwo.» Erst recht, weil sich das Schwingen immer mehr zum Spitzensport entwickelt hat. «Es war schon immer eine trainingsintensive Sportart. Aber es ist in den letzten Jahren sicher noch einmal intensiver geworden. Ich habe das in meinen letzten zwei, drei Aktivjahren gemerkt. Da musste ich 10 bis 15 Stunden pro Woche trainieren, um mitzuhalten.» Der Sport sei sehr athletisch geworden. «Es ist nicht mehr wie vor 30 Jahren, als man mit Gewicht und Kraft noch sehr viel wettmachen konnte.»

Zweiklassengesellschaft

Zbinden glaubt, dass sich die Einstellung bei den jungen Schwingern in Freiburg allmählich zu ändern beginnt. «Die Betreuer und auch viele Junge haben mittlerweile eingesehen, welchen Aufwand es braucht, um etwas zu reissen.» Bis dieser Mentalitätswandel Früchte trage, müsse man sich nun aber erst einmal gedulden.

 Eine zusätzliche Herausforderung für die Schwinger des Südwestschweizer Verbandes sieht Zbinden in der zunehmenden Professionalisierung des Sports. Den immer grösser werdenden Trainingsaufwand neben einem Arbeitspensum von 100 Prozent zu prästieren und dabei auch noch auf genügend Erholungszeit zu kommen, ist alles andere als leicht. Die besten Schwinger der Schweiz haben mittlerweile so gute Sponsorenverträge, dass sie nicht mehr arbeiten müssten und deshalb höchstens noch in kleinen Teilpensen berufstätig sind. «Dadurch droht natürlich eine Zweiklassengesellschaft. Auf der einen Seite die 10, 15 Besten, die Sponsoren bis zum Gehtnichtmehr haben und auf der anderen der Rest. Da ist dann letztlich nicht mehr nur das Talent entscheidend. Bei uns in der Westschweiz ist der Schwingsport nicht so populär wie in Bern oder in der Innerschweiz. Deshalb ist die Suche nach Sponsoren automatisch viel schwieriger.»

 

«Es wird für den Südwestschweizer Verband extrem schwierig, überhaupt einen Kranz zu gewinnen.»

Stefan Zbinden

Ehemaliger Spitzenschwinger

Nydegger: «Die Qualität der Trainings steigt»

Bleibt er frei von Verletzungen, ist Michael Nydegger die grösste Freiburger Kranzhoffnung für Estavayer 2016. «Das Eidgenössische ist bei jedem Schwinger bereits jetzt im Hinterkopf. Mein Fernziel ist deshalb sicherlich, in Estavayer einen Kranz zu gewinnen.» Dafür trainiert der Maschinenbauingenieur, der in einem 70-Prozent-Pensum arbeitet, acht bis zwölf Stunden pro Woche. Einmal pro Woche geht der 29-Jährige aus Oberschrot nach Bern, um mit dem Schwingklub Kirchberg, dem Schwingerkönig Matthias Sempach angehört, zu trainieren.

Nydegger sagt aber, dass das Training auch in Freiburg zuletzt besser geworden sei. «Die Trainings werden fleissig besucht und die Jungen sind ebenbürtig. Die Qualität der Trainings steigt. Vielleicht mussten einige Junge in den letzten Jahren Lehrgeld zahlen und haben nun eingesehen, dass es mehr Einsatz braucht.»

Der Sensler geht davon aus, dass er nicht der einzige Freiburger sein wird, der 2016 in Estavayer um einen Kranz kämpfen wird. «Es gibt immer Überraschungen. William Häni und Thomas Glauser etwa haben bereits gezeigt, dass sie gute Schwinger sind. Mich freut das, wenn andere Athleten nachkommen. Es entlastet mich in meiner Rolle als Leader.» fm

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