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«Daten sind mit Vorsicht zu interpretieren»

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Am Dienstag gab die Inkassofirma Intrum Justitia in Zürich die Ergebnisse ihrer neusten statistischen Erhebung bekannt: Demnach soll in Stadt und Kanton Freiburg das Risiko, sich zu verschulden, überdurchschnittlich hoch sein. Gestern Mittwoch meldete sich dann der Freiburger Staatsrat zum Thema Überschuldung zu Wort. Er antwortete auf eine Volksmotion der Jungen CVP und empfahl sie zur Ablehnung: Die geforderte Einführung eines monatlichen Unterrichts zur «selbstständigen Führung der eigenen Finanzen» sei nicht möglich, so der Staatsrat, da der Lehrplan bereits ausgelastet sei.

Nicht repräsentativ

Trotz der ablehnenden Haltung zur Volksmotion der Jungen Christdemokraten nehme der Staatsrat die Verschuldungsproblematik nicht auf die leichte Schulter, versichert Sarah Mariéthoz, wissenschaftliche Mitarbeiterin des kantonalen Sozialamtes. Die Daten von Intrum Justitia seien aber mit Vorsicht zu interpretieren. Denn die Inkassofirma verfüge nur über die Zahlen ihrer eigenen Kunden. «Ein repräsentativer Ausschnitt der Schweizer Bevölkerung ist dies nicht», so Mariéthoz. Auch definiere das Unternehmen den Begriff «Schulden» nicht, obwohl es einen deutlichen Unterschied zwischen Verschuldung und Überschuldung gebe. «Eine Verschuldung besteht dann, wenn jemand seine Rechnungen nicht bezahlt, obwohl er die Mittel dazu hätte. Eine Überschuldung bedeutet, dass jemand nicht mehr bezahlen kann.» Die persönliche Situation einer Person werde jedoch nicht erfasst.

Ähnlich klingt es auch bei Caritas Freiburg auf die Frage hin, warum Freiburg bei der Erhebung von Intrum Justitia so schlecht abschneidet. «Intrum kümmert sich nicht–oder nur sehr wenig–um die Einziehung von Bank- oder Steuerschulden», so Nicolas von Muhlenen Carrel, Sozialarbeiter bei Caritas Freiburg. Auch gebe es Regionen in der Schweiz, die eine hohe Dichte an Inkassobüros aufwiesen. Freiburg gehöre nicht dazu, dies könne die Daten verfälschen. «Und schliesslich bedeutet der Kontakt mit einem Inkassobüro nicht, dass eine Person viele Schulden hat, sondern nur, dass sie gewisse Rechnungen mit Verspätung bezahlt.»

Keine grossen Unterschiede

 Verlässlichere Daten als bei einer Inkassofirma seien beim Bundesamt für Statistik zu finden, sagt Sarah Mariéthoz. Jedoch existiere auch dort keine allgemeine Statistik, die zur Überschuldungssituation im Kanton Freiburg Auskunft gäbe. Mariéthoz geht aber davon aus, «dass die Situation im Kanton Freiburg vergleichbar mit derjenigen in der ganzen Schweiz ist».

Kantonaler Aktionsplan

Nichtsdestotrotz nehme der Staatsrat das Problem ernst und habe einen Aktionsplan für die Jahre 2013 bis 2016 ausgearbeitet, sagt Mariéthoz. Dieser sehe verschiedene präventive Massnahmen vor: So wurde ein laufendes Projekt der Caritas Freiburg erweitert; ab kommendem Schuljahr wird die Hilfsorganisation in allen zweiten Klassen der Berufsschule Sensibilisierungskurse durchführen. Da eine Überschuldung nicht so sehr vom Alter abhänge, sondern oft in kritischen Lebensmomenten wie bei der Volljährigkeit, der Geburt eines Kindes, einem Umzug, einer Scheidung oder der Pensionierung entstehe, soll der Informationsaustausch mit betroffenen Stellen intensiviert werden. In Betrieben sollen Arbeitnehmende, die beispielsweise um einen Lohnvorschuss bitten, schnell auf die Gefahren einer Verschuldung hingewiesen werden. Und schliesslich sieht der Aktionsplan eine kantonale Kommission für Prävention und Bekämpfung von Überschuldung und Spielsucht vor.

Handlungsbedarf bleibt

«Wir sind froh, nimmt der Staatsrat das Problem ernst», sagte Blaise Fasel im Namen der Jungen CVP. Trotz der Bemühungen sieht er aber noch immer Handlungsbedarf: Während die Sensibilisierung an der Berufsfachschule nun sehr umfassend sei, sei sie für das Gymnasium unzureichend. «Viele Jugendliche haben zu Hause nie gelernt, ein Budget zu machen. Dieses Wissen müsste die Schule bieten.»

Zahlen und Fakten

Bildungsniveau spielt eine wichtige Rolle

Die einzige Studie zur Überschuldung, welche die gesamte Schweizer Bevölkerung umfasst, ist die SILC-Studie (Statistics on Income and Living Conditions) des Bundesamtes für Statistik (2008). Die Ergebnisse zeigen, dass 7,7 Prozent der Schweizer Bevölkerung, rund 570000 Personen, in einem Haushalt mit kritischen Kontoüberzügen oder Zahlungsrückständen leben. Studien der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigen, dass jeder dritte junge Erwachsene verschuldet ist, allerdings nur in geringer Höhe. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Bildungsniveau. Gemäss Caritas Freiburg sind Probleme im Umgang mit administrativen und finanziellen Dingen und der Einfluss der Konsumgesellschaft die häufigsten Gründe für Schulden; danach folgen ein Einkommensrückgang, die Auflösung des Haushalts und Gesundheitsprobleme.rb

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