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Dem Freiburger Spital steht das Wasser bis zum Hals

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So tief steckte das Freiburger Spitalnetz HFR finanziell noch nie im Sumpf. Ein Rekorddefizit von fast 26 Millionen Franken und ein Schuldenberg ohne Aussicht auf Abbau: Der Verwaltungsrat bittet um Zeit. 

18 Millionen Franken – so hoch wäre das Betriebsdefizit des Freiburger Spitals HFR im 2021. Mit der Abschreibung des aufgegebenen Standorts Billens eingerechnet, kommen die Verantwortlichen auf ein Minus von total 25,6 Millionen Franken. So rot waren die Zahlen noch nie.

Wir haben dieses Resultat befürchtet. Es stellt uns nicht zufrieden.

Dies sagte Verwaltungsratspräsidentin Annamaria Müller am Freitagmorgen im Kantonsspital bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

In der Kreide beim Kanton

Doch das strukturelle Defizit noch nicht genug: Immer drückender wird die Verschuldung des HFR gegenüber dem Kanton. Sie war Ende 2021 auf rund 184 Millionen Franken geklettert. Es sind kurz- und langfristige Ausstände, mit denen das HFR unter anderem Investitionen getätigt hat. Hinzu kommen Zinsen auf diese Schulden, die mit total 2,5 Millionen Franken ausgewiesen werden.

Das HFR könne diesen Schuldenberg unmöglich aus eigenen Kräften abtragen und zugleich Investitionen tätigen, so Annamaria Müller. Dafür müsste das Spital einen immensen Gewinn abwerfen. Deshalb werde der Verwaltungsrat nun mit dem Kanton um den Erlass dieser Ausstände verhandeln. Wie hoch der Betrag sein wird, den der Kanton abschreiben müsse, kann Annamaria Müller nicht sagen, aber sicherlich ein wesentlicher Teil.

Im Gegenzug erwartet der Staatsrat, dass wir unsere Hausaufgaben machen. Wir müssen schauen, dass wir die Betriebskosten in den Griff bekommen.

Übrigens zahlt der Kanton Freiburg jedes Jahr rund 60 Millionen Franken an gemeinwirtschaftlichen Leistungen an das HFR.

Es fehlen die Erträge

Ertragsseitig fehlen die Patientinnen und Patienten vor allem aus Deutschfreiburg, die in Spitäler anderer Kantone gehen. Der Kanton zahlte 2021 gegen 100 Millionen Franken für ausserkantonale Hospitalisationen – medizinisch notwendige wie auch freiwillige. Hintergrund seien wohl auch Fehler, die in der Vergangenheit im Umgang mit der Deutschfreiburger Bevölkerung gemacht wurden. Wegen diesen meide vor allem die Bevölkerung der Bezirke See und Sense traditionell das Freiburger Spital. Annamaria Müller bedauerte, dass dadurch viele Patienten teurer in Bern oder in Privatspitälern behandelt würden, statt das HFR aufzusuchen. Das Spital müsse sie und deren einweisende Ärzte mit guten Dienstleistungen überzeugen, im Kanton zu bleiben.

Zu wenig auf der hohen Kante

Es schmerzt den Verwaltungsrat auch, dass das HFR seit dem Systemwechsel zur neuen Spitalfinanzierung 2012 keine Betriebsgewinne auf die Seite legen konnte, um zukünftige Investitionen zu tätigen. In teure Geräte etwa oder in den geplanten Um- und Ausbau des Kantonsspitals. Im Fokus hat er die Ebitda-Marge. Das ist das Verhältnis aus Betriebsgewinn und Betriebsertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Dieser betrug letztes Jahr 0,79, im Jahr zuvor 1,79. Angestrebt wird ein Wert von 10. Das HFR hat noch nie einen Wert erreicht, der auch nur in die Nähe kam. Doch es braucht ihn, um nötige Investitionen finanzieren zu können. Philipp Müller, Vizepräsident des Verwaltungsrats, betonte: 

Wir müssen das Spital in ruhigeres Fahrwasser lenken und wieder von selbst Liquidität aufbauen, um überleben zu können.

Nur durch einen höheren Cashflow könne das Spital finanziell unabhängig werden. «Wir müssen zum Beispiel aus eigener Kraft veraltetes medizinisches Material ersetzen können», so Philipp Müller. So könne das HFR auch auf das Kontokorrent des Kantons verzichten.

Um die Finanzlage zu verbessern, setzen die Verantwortlichen einen mehrjährigen Finanzplan aus. Ausserdem analysiert aktuell eine Beratungsfirma im Auftrag des Staatsrats die Schwachstellen im Spitalbetrieb.

Personal sparen, aber nicht zu sehr

«Wir müssen an der Effizienz und an strafferen Prozessen ansetzen», betont Annamaria Müller. Das kostentreibende Element ist seit zehn Jahren die steigende Personaldotation. Von 2012 bis 2021 stieg sie von rund 2200 auf rund 2700. Parallel dazu nahm der Aufwand zu. Selbst als die Zahlen der Akutpatienten wegen der Konzentration der Pflege auf Covid-19-Kranke sanken, nahm die Zahl der Angestellten zu. Nun will das HFR wieder zurück zum Personalstock von vor der Pandemie. «Wir müssen optimieren, wir brauchen nicht so viele Angestellte», sagte Philipp Müller.

Wir müssen herausfinden, weshalb und wo genau die Kosten bei uns höher sind, um sie dann senken zu können.

Vorgesehen ist der Abbau von 60 Stellen – ohne Entlassungen und ohne Mehrbelastung für das Personal, wie Philipp Müller betont. Doch die Verantwortlichen seien sich bewusst, dass sie damit ein Risiko eingehen. Das hätten die vielen krankheitsbedingten Ausfälle beim Personal während der Pandemie gezeigt. Diese sei noch nicht ausgestanden, Generaldirektor Marc Devaud verwies auf die steigende Zahl von Long-Covid-Erkrankungen.

Einseitige Sparmassnahmen möchte sie jedoch vermeiden, diese seien kontraproduktiv, betont die Verwaltungsratspräsidentin. Das habe die Vergangenheit gezeigt, als die Verantwortlichen gegen die finanzielle Schieflage Sparmassnahmen initiieren wollten, diese bestenfalls aber keinen nachhaltigen Effekt hatten oder gar schadeten. «Wir wollen keine kurzfristigen Hauruckübungen machen.» Es gehe um eine längerfristige Verbesserung der Leistung, so Annamaria Müller. «Wir müssen die Leistung bei gleichbleibender Qualität mit weniger Personal erfüllen oder mit demselben Personal mehr leisten.»

Rochade der Standorte

Ausserdem möchten die Verantwortlichen den bereits aufgegleisten Weg der Optimierung der Prozesse und der Konzentration der Standorte weiterverfolgen. Die Standorte werden umgewandelt und in ihren Aufgaben geschärft. So wurde die Notaufnahme in Tafers in eine Permanence umgewandelt, und Meyriez-Merlach übernahm die muskuloskelettale Rehabilitation. Die Akutpflege wird am zentralen Standort Kantonsspital konzentriert. «Wir möchten, wenn wir schon Wünsche an den Kanton richten, zeigen, dass wir unsere Hausaufgaben machen und die Finanzlage in den Griff bekommen», betonte Annamaria Müller. 

Reaktionen

Kritik und Unterstützung

Die Gewerkschaft VPOD kritisiert in einer Mitteilung die vorgesehene Streichung von 60 Stellen beim HFR. Diese Stellen seien in der Pflege wie auch in logistischen Bereichen angesichts der hohen Belastung des Personals mit oder ohne Corona bitter nötig. «Es ist nicht Sache des Personals, die Kosten der schwierigen finanziellen Situation des HFR zu tragen.» Der VPOD fordert den Staatsrat auf, die gesamten Schulden, die das HFR beim Kanton hat, zu erlassen. Dies könne dem Spitalnetz die nötige Luft geben, sich neu zu positionieren. Zugleich soll der Staat auch auf allfällige Zinsen auf diesen Schulden verzichten. Ausserdem verlangt der VPOD eine Erhöhung des Staatsbeitrags an das HFR im Rahmen der gemeinschaftlichen Leistungen von heute rund 60 um 15 Millionen Franken.

Die kantonale SP fordert weitere Covid-Hilfen, höhere Direktbeiträge des Kantons, um das HFR auf finanziell gesunde Beine zu stellen, sowie die Reduktion der Zinsen auf dem Kontokorrent. 

Zufrieden mit dem Gehörten sind der Verband des Staatspersonals Fede und der Berufsverband des Pflegepersonals. Sie schreiben, dass insbesondere die vorgesehene Vergrösserung der Kinderkrippe des Spitals sowie die Einführung von bezahlten Umkleidezeiten in ihrem Sinne sind. Sie wehrten sich nicht wie der VPOD gegen den geplanten Stellenabbau. Denn eine Analyse der Funktionen und Tätigkeiten sowie die Beibehaltung der Effizienz seien zu begrüssen. Ineffizienz gehe auf Kosten des Personals. Im Vordergrund stehe die Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Personals. fca

Corona

Die 35-Millionen-Stütze

Corona beeinflusste auch das Jahr 2021 des HFR. Dies, obschon die Zahl der Patientinnen und Patienten deutlich tiefer war als im Jahr zuvor oder in den ersten Monaten 2022. Ende 2021 zogen die Zahlen stark an. Zugleich litt das Spital unter krankheitsbedingten Ausfällen beim Personal. Der Kanton hat letztes Jahr 35 Millionen Franken an Covid-bedingten Ausfällen ausgeglichen und Mehrkosten gedeckt. fca

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