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Dem «Umso mehr»-Prinzip auf der Spur

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Dozent Richard Bres­lauer beginnt mit der jüdischen Geschichte eines Rabbis im Gespräch mit Kleopatra, die jenen fragt, ob die Toten nackt oder in Kleidern auferstehen würden. Der reformierte Theologiestudent Niklaus Klose weiss Rat: «Er wird die Blumen zum Gleichnis nehmen, die als Samen nackt in die Erde gehen und in schönen Kleidern auferstehen.» Breslauer nickt; denn die Kursteilnehmer der Jüdisch-Christlichen Akademie in Basel, die im Zwinglihaus zusammengekommen sind, haben verstanden, worum es bei der ersten der dreizehn Formeln der Thora-Interpretation im Talmud geht: «Umso mehr» lautet die freie Übersetzung des Prinzips «qal wa chomer» der Talmudschule. Damit werden einfache Fälle auf schwerwiegende Fälle übertragen und umgekehrt. So eben auch die auferstandenen Toten in herrlichen Kleidern «umso mehr» als die Blumen. Richard Breslauer aus Zürich war bis zu seiner Pensionierung im vergangenen Jahr nebenberuflicher Dozent für Judaistik an der Theologischen Fakultät der Universität Basel. Er ist nicht nur einer der Dozenten der jungen Jüdisch-Christlichen Akademie, sondern auch der Grund ihrer Gründung. Diese fand nämlich kurz nach seiner «Zwangspensionierung» statt. Zwang deshalb, weil das neue universitätsinterne Gesetz in Basel Dozenten, die das Pensionsalter erreicht haben, verbietet, weiterhin zu dozieren. Auch eine Unterschriftenaktion seiner Studenten, von denen einige an diesem Abend im Kurs «Der Talmud als Denkschule» sitzen, änderte daran nichts.

Bereits im zweiten Semester will nun die Jüdisch-Christliche Akademie interessierten Theologen und Laien, Juden wie Christen, die Chance geben, am «unglaublichen Wissen» und den neuen Perspektiven Breslauers, wie Klose formuliert, teilzuhaben. Die Basler Pfarrerin Evelyne Zinstag kam zum Talmud-Kurs, weil sie so viel Gutes über Breslauer gehört habe, vor allem von seinen ehemaligen Studenten wie Klose, mit denen sie befreundet ist. Rebecca Mensch hingegen hat keinen theologischen Hintergrund. Sie sitzt als Laie am Tisch und hat eine ganz andere Verbindung zur Akademie: Sie entwarf als Grafikerin das Logo des jungen Instituts. Als getaufte Katholikin suche sie «die Auseinandersetzung mit Gott und der Welt». Dazu sagt sie: «Ich will ein gutes Leben im christlichen Sinne führen aber offen bleiben.» Gemeinsam mit Zinstag führt sie in der Diskussion das erste Talmud-Prinzip im Neuen Testament fort und nennt Jesu Gleichnis von den Vögeln und Blumen, die nicht säten und ernteten und Gott dennoch für sie sorgen werde.

«Umso mehr» eben für die Menschen. Boas Puder kann wiederum mit Breslauer über die Kohanim diskutieren, jene Untergruppe der Leviten, die ihre Herkunft auf Aaron zurückführen und ihren Dienst am Tempelaltar verrichteten. Auf sie kommt der Kurs durch ein weiteres «qal wa chomer»-Beispiel eines Nicht-Juden, der Tempelpriester zu werden wünscht, zu sprechen; und Puders Schwager ist selbst einer der heute noch existierenden Kohanim. Puder, der israelischer Staatsbürger ist, nahm bereits im ersten Semester im Herbst 2018 am Angebot der Akademie teil und will seinen jüdischen Religionsunterricht als Kind und Jugendlicher auffrischen: «Ich bekomme hier sehr viel beigebracht. Die Dialektik Breslauers gefällt mir sehr gut.»

Geringe Resonanz

Eine Handvoll Teilnehmer sitzt heute im dritten von sechs Kursabenden mit Dozent Breslauer am Tisch – abwesend sind drei weitere Teilnehmer. Shabnam Edith Barth verhehlt ihre Enttäuschung über die geringe Resonanz nicht: Sie war als Theologin ebenfalls eine Studentin Breslauers, ist vor allem aber Geschäftsführerin des Trägervereins der Akademie. Im ersten Semester hätten sich bis zu 40 Personen in den kleinen Raum gedrängt. Dieses Jahr musste der Kurs über den «Umgang mit der sexuellen Körperlichkeit in Judentum und Christentum» mangels Teilnehmer sogar gestrichen werden.

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