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Den Geheimnissen des Hirns auf der Spur

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Eitel sollte man nicht sein, wenn man sich als Testperson ins Labor für kognitive und neurologische Wissenschaften begibt. Die Forschenden stülpen der Testperson nämlich eine Haube über, die über Elektroden und 128 Kabel an ein EEG-Gerät angeschlossen wird, um Hirnaktivitäten zu messen (siehe Kasten).

Die Messung findet in einem Container innerhalb der Laborräumlichkeiten statt. «Es ist ein Faraday-Käfig», erklärt Jean-Marie Annoni, Professor für Neurologie an der Abteilung für Medizin der Universität Freiburg. Keine elektrischen Wellen, Licht oder Geräusche sollen in das Innere der Kammer dringen. Wenn die Hirnaktivität gemessen wird, sollen keine anderen Einflüsse die Messungen stören.

Eine Probandin mit der EEG-Haube setzt sich auf den bequemen Sessel vor einem Bildschirm. Sie wird einem Stressprogramm ausgesetzt, in dem sie in schneller Abfolge Fragen mit Ja oder Nein beantworten, oder sich der Antwort enthalten soll. Der Test soll Aufschlüsse über die Kontrolle des Willens bringen–einer von zwei Forschungsschwerpunkten im Labor und Fachgebiet von Lucas Spierer. Daraus ergeben sich Aufschlüsse für die Suchttherapie.

Der andere ist der Einfluss der Zweisprachigkeit auf das Gehirn: das Fachgebiet von Jean-Marie Annoni. Der Neurologe ist selber zweisprachig in Italienisch und Französisch. Vor fünf Jahren ist er zur Universität Freiburg gestossen. Zwei Punkte waren für ihn entscheidend: das zweisprachige Umfeld Freiburgs und die Einführung des dritten Studienjahrs und somit des Bachelors in Medizin. Die Universität hat mithilfe von Spitalfachärzten für das Studium vier Fachgebiete festgelegt: Kardiologie, Endokrinologie (Hormone), Pharmakologie und Neurologie. Annoni ist von der Universität angestellt, arbeitet im Rahmen seiner Tätigkeit auch zu 20 bis 40 Prozent am Freiburger Spital. Durch ihn gehen Forschung und klinische Anwendung ineinander über.

Das zweisprachige Gehirn

Mit seinem Forscherteam hat Annoni einige Erkenntnisse in Sachen Zweisprachigkeit gewonnen. «Spricht eine Person mehrere Sprachen, so sind die im Gehirn miteinander verflochten», so Annoni. «Sie sind also nicht in verschiedenen Teilen des Hirns angeordnet, aber die Person wendet unterschiedliche Strategien an, um die Sprachen zu gebrauchen.»

Ein Experiment hatte zum Zweck, herauszufinden, ob perfekt zweisprachige Personen Texte auf Deutsch und Französisch gleich lesen. Das ist nicht der Fall. Bei einem Text auf Deutsch springt das Auge auf den Beginn des Wortes und liest es von Anfang an; auf Französisch schaut die Person auf die Mitte des Worts und identifiziert es so. «Deutsch ist eine durchsichtige Sprache, französische Wörter muss man erst erkennen», so Annoni.

Eine weitere Erkenntnis aus dem Freiburger Labor: Zweisprachige Personen erkranken langsamer an Alzheimer. Der Prozess kann sich durch Mehrsprachigkeit um ein bis anderthalb Jahre verzögern. «Die Labor-Erkenntnisse können klinisch angewandt werden», so Annoni. Er erwähnt Hirnschlag- sowie Alzheimerpatienten und Personen mit angeborener Sprachstörung.

So stehen Fragen zu Therapien bei zweisprachigen Personen, die ihre Sprache verloren haben, im Vordergrund: Soll eine Person in einer Sprache therapiert werden und schlagen sich die Erfolge auch auf die Zweitsprache durch? Sind unterschiedliche Therapieformen für jede Sprache notwendig? Soll eine Person im therapeutischen Umfeld oder in der Region ihrer Erstsprache therapiert werden? Kann Therapie durch elektrische oder magnetische Stimulation unterstützt werden? Auch einige Patienten des Kantonsspital haben zu diesem Projekt beigetragen.

Ein neues Forschungsprojekt über Wortfindung hat jetzt in Freiburg angefangen, bisher vor allem an gesunden Testpersonen. Den nächsten Schritt stellen Tests mit Patienten dar. Bei all diesen Versuchen gilt, so Annoni: «Wir müssen unsere Forschung erst einem ethischen Komitee vorlegen.»

128 Elektroden für möglichst zahlreiche Erkenntnisse.

Methode : So wird das Hirn durchleuchtet

D ie Methode, um einen Überblick über Hirnaktivitäten zu erhalten, nennt sich Elektroenzephalografie, kurz EEG. Um die Hirnaktivitäten aufzeichnen zu können, werden mehrere kleine Metallelektroden auf dem Kopf einer Person angebracht. Die Elektroden werden so platziert, dass die Aktivitäten der wichtigsten Hirnrindestellen erfasst werden. Die Elektroden erfassen Spannungsschwankungen an der Schädeloberfläche, die elektrischen Signale für ein EEG werden nämlich durch die Aktivität der Nervenzellen in der äussersten Schicht des Gehirns verursacht. Die Untersuchung ist völlig schmerzlos, verursacht keine Gefahren und dauert in der Regel 15 bis 30 Minuten. Es handelt sich dabei um ein sehr altes Verfahren, dass bereits 1929 von einem deutschen Neurologen entwickelt wurde. Für ein Routine-EEG werden meist 21 Elektroden verwendet, bei komplexeren und forschungsgebundenen Hirnmessungen wie im Freiburger Labor für kognitive und neurologische Wissenschaften sind es 128 Elektroden.

Am meisten kommt EEG bei der Diagnose von Epilepsie und Schlafstörungen zum Einsatz. Auch findet es Anwendung bei der Überwachung von Patienten auf der Intensivstation, bei Komapatienten oder während Operationen. Ein EEG kann auf vielerlei Störungen hinweisen. Leber- und Nierenerkrankungen oder eine Vergiftung machen sich in der Hirnaktivität bemerkbar und sind mit EEG nachweisbar. uh

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