Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Der Blick der anderen auf Freiburg stört sie

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Pult, Tisch, Stühle–alles ist überstellt mit Beigen von Klarsichtmappen, Ordnern und Büchern. «Ich räume auf», sagt Madeleine Genoud-Page. Die Gemeinderätin steht in ihrem Büro neben dem grossen, schwarzen Container. Sie sieht eine Beige durch und wirft ein Dokument nach dem anderen in den Container. Nur selten legt sie etwas zur Seite, um es zu behalten. Die Büroklammern entfernt sie, bevor das Papier in den Container wandert. «Die Bostitchklammern darf ich dran lassen, die Büroklammern müssen weg–der Abwart hat mich instruiert», sagt sie lachend.

Die CSP-Politikerin hat in ihren zehn Jahren als Gemeinderätin viel gelacht. Aber auch viel gestritten und diskutiert. Sie ist keine Frau der Zwischentöne, sondern sagt laut und deutlich, wenn sie etwas stört. Dabei sagt sie von sich selber: «Früher war ich sehr impulsiv, aber ich habe viel dazugelernt und bin heute relativ ruhig.»

Nächsten Montag übergibt die Finanzdirektorin die Büroschlüssel ihrem Nachfolger. Bevor Madeleine Genoud-Page 2006 in den Gemeinderat gewählt wurde, war sie während zehn Jahren als Generalrätin Mitglied der städtischen Finanzkommission. «Ich kannte also das Dossier und die Abläufe in der Verwaltung.» Ihr Gemeinderatskollege und Syndic Pierre-Alain Clément (SP), der vor ihr Finanzdirektor war, habe gewollt, dass die Finanzen in linker Hand bleiben–«und er hatte recht damit», sagt Genoud-Page. Wer den Finanzen vorstehe, bringe auch seine Ideen und Visionen ein.

Das Equilibre

Die Finanzdirektorin hat als Kulturdirektorin nicht nur gespart, sondern auch Geld ausgegeben–beispielsweise für das Gastspielhaus Equilibre, das Ende 2011 eröffnet worden ist. «Das Equilibre ist auch ein Zeichen dafür, dass sich Freiburg in den 1980er- und 1990er-Jahren verändert und sich geöffnet hat», sagt Genoud-Page. Eine Idee war es, die alte Post–eine Zeugin des alten Freiburg–zum Theater umzufunktionieren. Doch entschied sich Freiburg schliesslich für einen modernen Bau aus Stahlbeton. «In der Debatte um den Bau standen sich Konservative und Avantgarde gegenüber–darum ging es beim Equilibre.»

Die Zusammenarbeit

Das Equlibre begeistert Madeleine Genoud-Page vor allem auch, weil es von mehreren Gemeinden gemeinsam finanziert worden ist. «Schon nur das war einzigartig und phänomenal–wir haben es geschafft, gemeinsam etwas zu bauen.» Abgeschlossen ist das Dossier Equilibre aber noch lange nicht: Die Stadt ist in einem Rechtsstreit mit dem Architekten, in dem es vor allem um dessen Honorare geht.

Und die «phänomenale Zusammenarbeit» mit den anderen Gemeinden hat keine Früchte getragen: Eine Grossfusion Freiburgs mit den umliegenden Gemeinden liegt immer noch in weiter Ferne. Madeleine Genoud-Page war aufseiten der Stadt an den Diskussionen beteiligt–und sieht den Grund für das Scheitern vor allem bei den anderen Gemeinden (siehe auch Interview): «Viele denken nach wie vor, die Stadt wolle sich die anderen Gemeinden einverleiben.»

Auf einer anderen Ebene aber kann sich Genoud-Page über die konstruktive Zusammenarbeit freuen: in der Stadtverwaltung und im Gemeinderat. Lange Zeit seien die einzelnen Direktionen in sich geschlossen gewesen; heute werde in der Stadtverwaltung über die Grenzen der Direktionen hinaus zusammengearbeitet. «Nur so kommen wir voran und finden gute Lösungen», sagt die abtretende Gemeinderätin.

2006 freute sich Madeleine Genoud-Page über ihre Wahl; als Finanzdirektorin war sie an Medienkonferenzen präsent, als Kulturdirektorin am Internationalen Filmfestival Fiff. Archivbilder ae/ce/cr

Interview: «Zusammen sind wir stark»

M adeleine Genoud-Page spricht über ihre Zeit im Gemeinderat und ihre Wünsche für die Stadt.

Freuen Sie sich auf Ihre Zeit nach dem Gemeinderat?

Madeleine Genoud-Page: Sehr. Nicht, dass ich meine Jahre als Gemeinderätin bereuen würde. Aber nun kommt eine neue Zeit – in der nicht mehr die fremdgesteuerte Agenda über mein Leben entscheidet.

Was wird Ihnen fehlen?

Die immerwährende Dynamik, der gute Stress. Und die Arbeit im Team.

Was sicher nicht?

Das Aufstehen morgens um 6 Uhr, um eine Stunde später an der ersten Sitzung zu sein, vor allem, wenn ich erst um ein Uhr ins Bett gegangen bin.

Was hat sich verändert, seit Sie vor 10 Jahren in den Gemeinderat gewählt wurden?

Wir haben in der Stadtverwaltung begonnen, direktionsübergreifend zu arbeiten.

Was hat sich in dieser Zeit nicht verändert?

Die Sicht, die andere auf Freiburg haben. Viele denken, die Stadt wolle sich die umliegenden Gemeinden einverleiben. Aber das ist nicht wahr. Vielmehr gilt: Zusammen sind wir stark. Aber diese Botschaft ist nicht angekommen.

Was hätten Sie gerne verändert?

Den Blick der anderen auf die Stadt.

Was wünschen Sie der Stadt Freiburg für die Zukunft?

Offen und einladend zu bleiben. Freiburg soll ein Ort sein, an dem sich die Leute versammeln und sich wohlfühlen können. Die Stadt soll weiterhin den Willen zur Integration haben, auf allen Ebenen.

Was wünschen Sie dem neuen Gemeinderat?

Dass er ein starkes Team bildet, das zusammensteht und in dem jeder seinen Platz findet.

Haben Sie persönliche Projekte für die nächsten Jahre?

Ich wollte mich um meinen Garten in der Unterstadt kümmern, aber der ist verseucht (lacht). Ich werde mehr Zeit mit meinen Grosskindern verbringen. Und ganz einfach alles tun, was in den letzten zehn Jahren auf der Strecke geblieben ist. Da gibt es viel: Die Wand in meinem Bügelzimmer streichen, die Fotos ordnen, meine Mutter besuchen … Und ich werde mich immer noch für die Politik interessieren. njb

Meistgelesen

Mehr zum Thema