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«Der Hund macht die Hauptarbeit»

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Der Hof der Familie Glauser im beschaulichen Weiler Zum Holz bei St. Antoni ist am Wochenende zur Einsatzzentra- le einer nationalen Rettungsübung geworden. Am späten Samstagnachmittag war Hundegebell zu hören, und überall sah man Leute, die dicke Jacken anzogen, die Bergschuhe schnürten und einen voll bepackten Rucksack schulterten. Denn von hier aus wurden drei Equipen mit je drei Teams ins Gelände geschickt. Ihre Aufgabe: eine Familie zu finden, die am Abend zuvor St. Antoni zu Fuss verlassen hatte und nachts auf dem Jakobsweg nach Tafers pilgern wollte, dort aber nie ankam.

Zuerst sucht die Polizei

Das Szenario, das Übungsleiter Gerd Grand entwickelt hatte, sah vor, dass eine zweite Pilgerfamilie am Samstagmorgen die Polizei alarmierte und dass diese einen Personenspürhund einsetzte. Dies wurde bei der Übung auch so durchgespielt. Das Team mit Hundeführer Stefan Schnell wurde im Rohrholz bei Tafers fündig, wo es den völlig unter Schock stehenden Vater der Familie – gespielt von einem Figuranten – fand. Vom Rest der Familie fehlte jede Spur.

Angesichts des grossen Gebiets alarmierte die Polizei Redog, den Schweizerischen Verein für Such- und Rettungshunde (siehe Kasten). Dieser übernahm die weitere Koordination der Suche: Ein Einsatzleiter wurde aufgeboten sowie 18 Teammitglieder und neun Hunde. Zu jedem Team gehört ein Hundeführer, ein Hund und ein sogenannter Search-and-Rescue-Helfer(SAR), ein in Erster Hilfe ausgebildeter Begleiter. Weil es sich um eine Übung handelte, wurden Hundeführer- und SAR-Teams aus der ganzen Schweiz aufgeboten. Im Ernstfall, wo jede Minute zählt, kommen zuerst die Teams zum Einsatz, die am schnellsten vor Ort sein können.

Gerd Grand hat das Gebiet zwischen St. Antoni und Tafers nicht zufällig ausgesucht. Er wohnt in der Gegend und wollte möglichst viele Aspekte eines möglichen Ernstfalles in die Übung einbauen. «Ich wollte ein reales Szenario», sagte er. Dazu gehöre es, dass die Einsatzteams auch dann zurechtkommen müssen, wenn sie Gegend und Begebenheiten nicht kennen. Die Koordination lag dann beim Einsatzleiter: Er entschied, wo die Suche gestartet werden sollte und welcher Suchradius am meisten Erfolg versprach. «Es war eine Übung, in der Mensch und Tier getestet wurden», erklärte Gerd Grand. «Das Gebiet umfasst rund 13 Quadratkilometer, es hat Waldstücke sowie offene Flächen, und wir sind nahe von bewohntem Gebiet.» Das Gelände beinhalte versteckte Felsabhänge und mitten hindurch führe eine dicht befahrene Kantonsstrasse.

Suche mit dem Helikopter

Mit dem Eindunkeln am Samstagabend nahm auch ein Helikopter der Schweizer Armee an der Übung teil. Er suchte das Gebiet mit einer Wärmebildkamera ab. «Redog und Polizei arbeiten bei Rettungseinsätzen oft mit der Armee zusammen», erklärte Gerd Grand. Zusammen mit der Ambulanz Sense, die ebenfalls auf Pikett stand, ergebe sich so eine dichte Rettungskette. Der Helikopter wurde vor allem auf offenen Flächen eingesetzt, denn im dichten Wald nutzt die Wärmebildkamera wenig. Auch dieses Mal klappte es: Im Seeligraben ortete die Kamera ein vermisstes Familienmitglied.

Einige Stunden kann ein Team am Stück im Einsatz sein, dann ist eine Pause fällig. Das weiss Gerd Grand aus Erfahrung: «Bei meinem Einsatztest legte ich in viereinhalb Stunden 16 Kilometer und 2000 Höhenmeter zurück, mein Hund lief 35 Kilometer und 4200 Höhenmeter und suchte währenddessen 400 000 Quadratmeter ab.»

Der Hund mache bei der Suche die Hauptarbeit. «Er stöbert im Wald: Das heisst, er läuft frei und sucht nach dem, was nicht in die Umgebung gehört: ein verlorener Rucksack oder eben eine verlorene Person.» Bis spät in die Nacht haben die Teams gesucht. Im Ernstfall hätten sie bis zum nächsten Morgen weitergemacht. So aber wurde von 23 bis 6 Uhr eine Pause eingelegt. In der Einsatzzentrale, einer umgebauten Heubühne, stand den Teilnehmern eine minimale Infrastruktur zur Verfügung.

Mission erfüllt

Die Nachtruhe war kurz. Am Sonntagmorgen ging es mit dem gleichen Elan weiter. Kurz vor 14 Uhr wurde auch der letzte Figurant aufgespürt: Mission beendet. Das Debriefing beendete die 24 Stunden dauernde Übung. Gerd Grand ist zufrieden: «Das Gebiet wurde vollumfänglich abgesucht. Das Szenario war anspruchsvoll und verlangte von jedem grosses Engagement.» Er ist froh, dass die Übung unfallfrei abgelaufen ist, und dankt Anwohnern und Grundbesitzern für ihr Entgegenkommen.

Für Gerd Grand war die Übung zugleich seine Abschiedsvorstellung. Nach zehn Jahren bei Redog hört er aus familiären Gründen auf. «Man ist viel unterwegs», sagt er. Pro Jahr finden 52 Trainings statt, dazu kommen Einsätze und andere Engagements. Es sei eine schöne Zeit gewesen, weil er viel gesehen habe. Er sei für Kurse, Einsätze und Übungen viel im Ausland gewesen. So hat er etwa 2011 nach dem Erdbeben und dem Tsunami in den Trümmer einer japanischen Stadt nach Vermissten gesucht (die FN berichteten). «Ich habe viele motivierte Leute kennengelernt mit sehr verschiedenen Hintergründen. Ihnen allen ging es um das Gleiche: um das Helfen; darum, vermisste Personen wieder zu finden.»

Zahlen und Fakten

Einsatz auf freiwilliger Basis

Der Schweizerische Verein für Such- und Rettungshunde (Redog) wurde 1982 gegründet und ist Mitglied des Roten Kreuzes. Redog kommt sowohl bei Katastrophen zum Einsatz, wo die Teams Verschüttete suchen, wie auch bei Suchaktionen von Vermissten im Gelände. Die Hundenase ist das zuverlässigste und schnellste Ortungsmittel, um menschliche Witterung unter Trümmern, Schutt und im Wald oder anderem unübersichtlichem Gelände aufzuspüren. Redog wird normalerweise von der Polizei aufgeboten, auch Private können einen Alarm absetzen. In der Schweiz gibt es zwölf Regionalgruppen, die Hunde und Führer sowie Search-and-Rescue-Helfer ausbilden. Der Verein finanziert sich über Gönner und Sponsoren. Die Teilnehmer arbeiten kostenlos.im

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