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Der Käser von St. Antoni und sein Pokal

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 «Das isch mina.» Mit diesen Worten nahm Urs Kolly im Jahre 2004 an den Swiss Awards vor laufender Kamera und wohl einem Millionen-Publikum am Bildschirm den Pokal als Behindertensportler des Jahres entgegen. Mit grossem Stolz umarmte er diesen für ihn so wichtigen Gegenstand. «Ja, ich war sehr stolz auf diesen Pokal, vor allem auch, weil ich ihn als Behindertensportler gewonnen habe, der nicht im Rollstuhl sitzt, dem man seine Behinderung nicht ansieht», hält er elf Jahre danach gegenüber den FN fest. Gewonnen hat er den Pokal, weil er an den Paralympics in Athen die Goldmedaillen im Fünfkampf und im Weitsprung gewonnen hatte, und dies mit einem Weltrekordsprung von 6,68 Metern.

Der Verunfallte

Urs Kolly hatte 1989 bei einem Motorradunfall im Militärdienst den rechten Unterschenkel verloren (siehe Kasten). Danach startete er eine einmalig erfolgreiche Karriere als Behindertensportler. Er musste aber auch oft erleben, dass er nicht als solcher anerkannt wurde. «Als Behindertensportler werden die Rollstuhlfahrer angesehen.» So erinnert er sich noch allzu gut an den offiziellen Empfang durch den damaligen Bundespräsidenten Samuel Schmid, zu welcher auch einige Behindertensportler geladen waren. «Ich begleitete den bekannten Rollstuhlfahrer Heinz Frey. Wer ist den das neben Frey, ist dies sein Bodyguard?», fragten sich die Gäste. Und deshalb war seine Freude umso grösser, als er den Pokal in Empfang nehmen konnte, sozusagen auch als Anerkennung der Leistungen für Behindertensportler, denen man im alltäglichen Leben die Behinderung nicht ansieht.

 So hat er auch gerne an einer Kampagne von Pro Infirmis mitgemacht, bei der er auf Plakaten leicht bekleidet und mit seiner Prothese in der Hand zu sehen war. «Pro Infirmis wollte mit dieser Kampagne der Bevölkerung klar machen, dass es in unserer Gesellschaft auch behinderte Menschen gibt, die bei der Bevölkerung kein Mitleid erwecken wollen. Diese Menschen sind einfach so. Und Pro Infirmis hatte damit einen Riesenerfolg», sagt er. Klar habe es auch kritische Stimmen gegeben. «Aber die positiven Echos überwogen.»

«Kann alles machen»

In der Tat fällt keinem Urs Kollys Behinderung auf, wenn er seine Prothese mit langen Hosen verdeckt hält. «Was ich will, kann ich auch. Ich wüsste nicht, was ich nicht machen könnte», betont er. Urs Kolly hat eine Lehre als Käser absolviert. Nach dem Unfall sah es aber so aus, als könnte er seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben. So zahlte ihm die Militärversicherung eine Weiterbildung an einer Fachhochschule. Weil heute dank der Technik und modernen Maschinen der Beruf des Käsers nicht mehr so anstrengend ist, übt er seinen geliebten Beruf als Käser mit abgeschlossenem Studium in St. Antoni aus und führt dort ein fünfköpfiges Team.

Draufgänger und Tüftler

Urs Kolly verdankt seine sportlichen Erfolge in erster Linie seinem eisernen Willen, «Ja, ich will stets nur das Beste», sagt er. Er war schon vor seinem Unfall im Turnverein Düdingen als Leichtathlet aktiv. Nach dem Unfall munterten ihn seine Kameraden auf, eine Laufbahn als Behindertensportler einzuschlagen, was er auch tat. Und er hatte in den Personen von Hubert Pauchard und Bruno Knutti kompetente Trainer zur Seite. «Während 20 Jahren habe ich fast alle Tage nach einem bestimmten Programm trainiert. Ich habe den Erfolg geplant, mich ans Programm gehalten. Und dann stellt sich der Erfolg auch ein», verrät er sein Rezept, das er nun auch in seinem Alltag anwendet.

Er ist nicht nur ein Draufgänger, er war als Sportler auch ein Tüftler, hat Ideen entwickelt, wie seine Prothese ihm noch zu besseren Leistungen verhelfen könnte. Vor allem war er der erste Athlet, der im Weitsprung mit der Prothese abgesprungen ist, also mit seinem rechten Sprungbein. Und so konnte er seine Leistungen gewaltig steigern. An den Paralympics in Atlanta (USA) sprang er noch mit 5,78 Metern Weltrekord, in Athen waren es 6,68 Meter. Natürlich haben auch verbesserte Trainingsmethoden dies erlaubt. «Meinen Weltrekord in Athen habe ich nach dem Fünfkampf aufgestellt, ich war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich müde. Im Training bin ich schon über 7 Meter gesprungen», ergänzt er und gibt unumwunden zu, dass dank der Prothese und ihrer Federung weitere Sprünge möglich sind als mit einem normalen Bein.

Der Unternehmer-Coach

Seinen eisernen, vielleicht manchmal auch sturen Willen wollte er auch andern als Erfolgsrezept weitergeben. So trat er mehrmals als Redner vor Unternehmern – sogar in Deutschland – auf, um diese zu motivieren. «Ich habe keine Bücher über Motivation gelesen. Ich habe einfach von mir erzählt, von meinem Leben. Ich weiss nicht, wer danach meine Ratschläge auch tatsächlich zu Herzen genommen hat», sagt er schmunzelnd. «Aber ich bin halt so», fügt er bei und verheimlicht nicht, dass sein Umfeld auch seine extreme Haltung teilen muss, um sich um ihn herum wohlzufühlen. Natürlich ist der Stolz auf den Pokal geblieben, aber seine sportlichen Erfolge sind für ihn «passé». Deshalb hat er es auch nicht so gerne, wenn er heute als der erfolgreiche Behindertensportler vorgestellt wird. «Lieber als Käser von St. Antoni.»

Urs Kolly: Eindrücklicher Medaillenspiegel

D er heute 47-Jährige Urs Kolly betreibt seit seinem zehnten Lebensjahr Leichtathletik beim TSV Düdingen. 1989 verlor er im Militärdienst bei einem Motorradunfall als Beifahrer seinen rechten Unterschenkel. Doch davon liess sich Kolly nicht unterkriegen. Als Behindertensportler startete er voll durch und reihte einen sportlichen Erfolg an den nächsten.

Bei den Paralympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona gewann Kolly die Goldmedaille im Diskuswerfen. Danach konnte er an den Paralympics von Atlanta, Sydney und Athen dreimal in Folge die Goldmedaille im Fünfkampf und Weitsprung gewinnen. In Peking eroberte er im Fünfkampf die Bronzemedaille. Bei Welt- und Europameisterschaften gewann er zudem sieben Gold-, fünf Silber- und fünf Bronzemedaillen.

Heute lebt er mit seiner Frau und drei Kindern in einem Einfamilienhaus in Tafers und führt seit dem Jahr 2007 in St. Antoni eine Käserei. az

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