Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Der Slum als menschenwürdiger Lebensraum

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das 21. Jahrhundert ist geprägt von massiven Migrationsbewegungen und einer raschen Verstädterung der Bevölkerung. Die Urbanisierung gilt als Phänomen der Industrialisierung, die nun auch die südliche Hemisphäre erfasst hat. Lebten hier Mitte des vorigen Jahrhunderts etwa 309  Millionen Menschen in Städten, so wird sich die Stadtbevölkerung im Süden bis 2030 verzehnfacht haben. In den nächsten 30  Jahren haben die Länder des Südens die Urbanisierungsraten von Europa und Nordamerika wahrscheinlich eingeholt. Ein Grossteil der Menschen, die vom Land in die Stadt ziehen, sind nahezu mittellos und werden dann mit den hohen Kosten des Stadtlebens konfrontiert. Viele lassen sich in Gebieten nieder, die von der Stadtverwaltung vernachlässigt wurden und für den Immobilienmarkt unattraktiv sind. Informelle Siedlungen befinden sich daher meist am Rand von Industriezonen, Flussbetten oder Müllhalden. Slums sind keine statischen Siedlungen, sondern dynamische Sozialsysteme, verbunden durch starke Netzwerke, die das Überleben der Bewohnerinnen und Bewohner sichern. Über Netzwerke finden Neuankömmlinge aus verarmten ländlichen Regionen Unterstützungsmöglichkeiten, was ihnen Teilhabe an der städtischen Wertschöpfungskette ermöglicht.

Giftige Abwässer

Auch in Nairobis Slum Mukuru besteht ein dichtes Netz an sozialen Beziehungen. Wer Mukuru besucht, erlebt ein pulsierendes Strassenleben und lebhafte Nachbarschaften, allerdings stets begleitet vom beissenden Gestank der giftigen Abwässer, die ungeschützt neben spielenden Kindern durch die engen Gassen rinnen. Der Stadtverwaltung fehlt es häufig nicht nur am politischen Willen, sich mit den Slums und dem rasanten Bevölkerungszuwachs innerhalb ihrer Gebiete auseinanderzusetzen. Es mangelt auch am Verständnis für die Chancen, die sich durch eine geplante, demokratische Stadtentwicklung bieten. Der Bevölkerungszuwachs bleibt zu oft ungeregelt oder wird als «grassierender Wildwuchs» bestenfalls ignoriert oder schlimmstenfalls gewaltsam unterdrückt.

Gangs beherrschen die Slums

Wenn Stadtverwaltungen Slums auflösen, werden fundamentale Bürgerrechte verletzt, und durch Zwangsräumungen wird Besitz systematisch zerstört. Die armutsbetroffene Bevölkerung wird in immer unsicherere Gebiete vertrieben. Den kommenden Generationen eröffnen sich in den Slums kaum Chancen, der Armuts- und Gewaltspirale zu entrinnen. In dieser Perspektivlosigkeit der «lost generations» finden radikalisierende Strömungen einen fruchtbaren Nährboden, um Konfliktherde zu schüren. In Mukuru drängen sich 120 000 Menschen auf einen Quadratkilometer. Das entspricht der zwölffachen Wohndichte von Genf. 250 Familien müssen sich einen einzigen Wasseranschluss teilen und rund 550 Haushalte eine Toilette. Es gibt kaum Zugang zu Bildungseinrichtungen und Gesundheitsversorgung. Ein paar behelfsmässige Schulen stehen zwischen den Blechhütten. Wer hier lebt, muss pro Liter Wasser und pro Quadratmeter Wohnraum vergleichsweise mehr bezahlen als jemand aus der Mittelklasse und lebt zudem in äusserst prekären Verhältnissen, umgeben von Gewalt und Krankheit. Die Frage, wem das Land eigentlich gehört, bleibt ungeklärt und trägt zum Missstand bei. Mafiöse Strukturen ersetzen in den Slums das Vakuum, welches die Stadtverwaltung hinterlässt. Gangs lassen sich teure Mieten und Kosten für Wasser bezahlen. Wer hier etwas verändern will, braucht eine breite Koalition und viel Geduld.

Bevölkerung einbeziehen

Mittels demokratischer Stadtplanung würden sich Armutsbekämpfung und Urbanisierung erfolgreich verbinden lassen, wie dies in vielen europäischen Städten im 20. Jahrhundert gelungen ist. Inzwischen hat die Stadtregierung von Nairobi realisiert, dass sich die Slums nicht ohne Widerstand räumen lassen. Deshalb hat sie Mukuru zur Sonderplanungszone erklärt und will einen integrativen Entwicklungsplan gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern erarbeiten. Das erklärte Ziel ist die Verbesserung der Lebensbedingungen in Mukuru. Eine breite Allianz aus Regierungsvertretern, Nichtregierungsorganisationen und Universitäten wurde gebildet, um sich dieser enormen Planungsaufgabe zu widmen. In Form eines integrativen Prozesses werden die Bedürfnisse der Bevölkerung möglichst breit erfasst. Auch Caritas Schweiz hat mit ersten Finanzierungsmassnahmen zur Umsetzung von Projekten bereits begonnen und leitet das Planungskonsortium für Wasser, Abwasser und Energie. Ende 2019 soll der Stadtentwicklungsplan für Mukuru fertig sein und Stadtplanung und Urbanisierungspolitik über Nairobi hinaus prägen. Wird der Plan von der Stadtregierung angenommen, dann ist der Weg frei für dessen Umsetzung, und mit nachhaltigen Investitionen, auch aus der Privatwirtschaft, kann begonnen werden.

Stadt der Slums

Über­lebenskampf ist in Nairobi Teil des Alltags

Nairobi ist das wirtschaftliche Zentrum Kenias. Die Raumstrukturen sind kolonial geprägt. Dem wohlhabenden Westen der Stadt – dem «Upper Nairobi» – stehen im Osten die armen «Eastlands» gegenüber. 60  Prozent der Einwohner leben in Slums. Der Slum Kibera beispielsweise galt früher als grösster Slum Afrikas; verschiedene Angaben schätzen die Einwohnerzahl zwischen 170 000 und 700 000 bei einer Gesamtfläche von 2,5  Quadratkilometern. Die Lebensbedingungen sind hart: Armut, schlechte Infrastruktur, Kriminalität, HIV. Die Verschmutzung durch Abfälle, Abwässer und Fäkalien ist enorm hoch, dementsprechend auch die dadurch verursachte Krankheitsrate.

tr

Meistgelesen

Mehr zum Thema