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Die Bonn-Kilbi mit einer Rückkehr bis zum Kehraus

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An der Bad-Bonn-Kilbi 2021 gab es allen Erschwernissen zum Trotz nur so wenig Neuerungen, wie unbedingt nötig. Die Kilbi brauchte auch keine – denn die Fans brauchten sie dringend so, wie sie ist. Und neu fühlte sich sowieso alles an. Ein Resümee der musikalischen Ausschweifungen der ersten beiden Tage.

Eigentlich wäre es zu vermeiden, über Du-weisst-schon-was zu schreiben, aber es ist wohl nur vor dieser Folie zu lesen: Unsere (hoffentlich) postpandemische Erlebniswelt ist seltsam; das Ritualisierte fühlt sich neu an. Sich zwei abgesagte Bad-Bonn-Kilbi-Editionen später am Rettungsring des Ungewohnten festhalten zu können, den einem die Auferstehungs-Kilbi zuwirft, lässt viel Neues im Wohlvertrauten erkennen. Selbst der Weg vom Bahnhof Düdingen bis zum Bad Bonn fühlt sich an wie eine Heimkehr.

Es ist eine Binsenwahrheit, dass man an der Kilbi mit allerlei Unerwartetem konfrontiert wird – aber jetzt wird richtig klar, wie sehr die Konfrontation mit Unerwartetem uns im Vakuum unserer selbst fehlt. Selbst der Begegnung mit vielen anderen Menschen wohnt spürbar ein neuer Zauber inne, der in der Euphorie beinahe die Kernkompetenz zu überschatten droht: die Musik. Doch sie drängt sich mächtig zurück ins Bewusstsein.

Goldenes Horn am Schiffenensee

Dazu fahren zunächst Convulsif massive Lärmflächen auf, die vertrackte Bass-Schlagzeug-Grooves mit Geigen- und Bassklarinette-Verfremdungen kombinieren. Ein Paukenschlag und eine klare Ansage zu Beginn: Wir sind wieder da! 

Das ausgehungerte Publikum nimmt es nicht hin, sondern saugt es auf.

Erst recht, wenn der Musik noch etwas mehr Bewegung ermöglicht wird: Lalalar aus Istanbul kombinieren psychedelische Gitarren und nahöstliche Melodieführungen mit Kirmestechno und entfesseln eine Energie auf der Bühne, die ihresgleichen sucht. Die Komplimente für die hiesige Luft- und Wasserqualität kommen unerwartet, aber wer einen solchen Tanzstil pflegt, darf das, ohne anbiedernd zu wirken. Danach ist das Eis, falls es welches gab, weniger gebrochen als geschmolzen.

Hirn, Herz und Hintern

Dann Rundumbehandlung: Wer sich gerne an komplexer Polyrhythmik das Hirn wundrechnet, dürfte mit dem Trio Schnellertollermeier so glücklich werden wie selten zuvor. Wer sich derweil eher was fürs Gemüt zu Gemüte führen will, geht ins Haus und schaut sich Francis Eggs an, die mit ihrem Roots-Rock Sonnenuntergänge auf weiten Ebenen evozieren.

Der Stilbruch, der einem, noch im Kokon von Anikas Wohlklängen befindlich, mit Duma zugemutet wird, ist dann ein klassisches Kilbi-Schelmenstück: Der Trap-Grindcore mit Urschrei der beiden Kenianer könnte nicht weiter weg sein von der melancholischen Britin. 

Einmal mehr der Verdacht: Erst im Kontrast kommt das Programm zur vollständigen Entfaltung.

Und an Kilbi-Urgestein DJ Marcelle, die ins Hauptprogramm befördert worden ist, scheiden sich wie immer die Geister, und das ist gut so. Jene, die damit nichts anzufangen wissen, mögen es jenen, die sie feiern, nie mehr gönnen, ordentlich zu feiern, als jetzt.

Einig darüber, einen vorläufigen Höhepunkt bezeugt zu haben, ist man sich bei Crème solaire – insofern man es ins Haus schafft, das aus allen Nähten platzt. Es wäre schwer, sich dem schrägen Elektropunk des Freiburger Duos, der irgendwo zwischen Kunsthochschule, Polit-Performance einer Rampensau von Sängerin und ironisierten Trash-Reminiszenzen anzusiedeln ist, zu entziehen – und warum sollte man es versuchen?

To beat or not to beat

Das samstägliche Programm fängt diejenigen, die an den Nachwehen der freitäglichen Euphorie laborieren, sanft auf – wenn man vom Freiburger Lautsprecherorchester, dessen quadrophonischen Experimental-Soundinstallationen sich über die Jahre zum traditionellen Weckruf eines neuen Kilbi-Tages gemausert haben, einmal absieht. Der gemütliche Psychedelic-Rock von Jacob Hannes hingegen wiegt einen relativ zärtlich wieder auf Betriebstemperatur.

Eine selten gesehene Spielfreude und einiges an Klamauk lässt in der Dämmerung Peter Kernel über den Bühnenrand schwappen. Die altgedienten Indie-Rocker, die eigens für die Kilbi ihren Schlagzeuger gespiegelt und verdoppelt haben, wissen, falls die Garagen-Rock-Grandezza nicht ausreicht, mit schierer Sympathie und überschwänglichem Publikumskontakt zu überzeugen. «Est-ce que vous avez des questions? Haben Sie noch Fragen? Any questions?» Nein, alles klar.

Auf die Doppelattacke der Perkussion folgt deren totale Abwesenheit: Die sphärische, elektronisch verfremdete Vokalakrobatik von Lyra Pramuk fasziniert, bedingt aber ein starkes Abflachen des Energielevels nach Peter Kernel – ein Quantensprung, der nicht allen gelingt.

Weltfrieden im Rave

Horse Lords fahren alles auf, was das Stammhirn an Komplexität erträgt, ohne dass sich jemand von ihnen in den Vordergrund stellen müsste: Das funktioniert nur im Verbund, würde einer ausscheren, klemmte die ganze Maschinerie. Beeindruckend ist ihr repetitives Uhrwerk allemal; die Klammer, die Schnellertollermeier am Vortag aufgetan haben, wird geschlossen und damit bewiesen, dass es Progressivität abseits von Fingerübungs-Egotrips gibt. Zweiflerinnen und Zweiflern, denen es zu verkopft zu- und hergeht, steht es offen, sich im Haus von Goffbaby mit hartem Techno beballern zu lassen: Eine würdige Option, von der grosszügig Gebrauch gemacht wird.

Apropos Techno: Bevor die Nacht mit Dame Aera und Moesha 13 in die kompetenten Hände der Elektroniker und Elektronikerinnen übergeben wird, setzen die eindringlichen Appelle gegen Waffenexport, Fremdenhass und für Frieden vom Grossmeister der türkischen Langhalslaute Ozan Ata Canani einen Kontrapunkt.

Bleibt festzuhalten: Daniel «Duex» Fontana und dem Kilbi-Team gelingt es auch unter erschwerten Bedingungen, unaufgeregt und zuverlässig zu liefern, was man von der Kilbi erwartet, nämlich dass man nicht weiss, was einen erwartet. Möge sie uns nie mehr genommen werden!

KASTEN

Alles neu wie im Mai

Alles beim Alten, hätte man auf den ersten Blick denken können. Denkste! Ein bisschen Tribut hat sie halt doch gefordert, wenn man genau hinsah: Der Campingplatz musste auf dem Altar der Pandemie geopfert werden. Genauso wie ein Drittel der Publikumskapazität – nicht unbedingt zum Leidwesen der circa 300 Helferinnen und Helfer, die teils verlauten liessen, dass sich der Stress im Vergleich zu anderen Jahren in Grenzen gehalten haben soll. Statt 3000 durften nur 2000 Personen pro Tag auf das Gelände. Vor dem Einlass wurde eine Teststation aufgebaut. Ansonsten war bei der Schleuse der Ticketkontrolle das Covid-Zertifikat vorzuweisen, und gut wars. Das Zeltdach der A-Stage war ein Stück kürzer, und jenen, die gelegentlich vor allzu viel Experiment in die Geselligkeit flüchten, dürfte das Fehlen der Cocktail-Bar schmerzlich aufgefallen sein. Ansonsten gilt: Never change a running system! tj

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