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Die Erinnerung an ein Drama

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Das Bild passte nun grad gar nicht ins sommerliche Murten des Jahres 1866: Ein Elefantenbulle stampfte trötend, brünstig und übernervös durch die Rathausgasse. Er war zuvor aus seinem Gehege entwichen und hatte seinen Wärter getötet. Das Tier war eine der Attraktionen eines US-Zirkus, der durch die Schweiz zog. «Das Ereignis sorgte schweizweit für Aufsehen», erklärt der Murtner Stadtarchivar Markus Rubli, der sich im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums der Episode mit dem «Murtner Elefanten» auseinandergesetzt hat.

Exotische Unterhaltung dieser Art sei damals noch selten gewesen, schrieb Rubli unlängst in einem Artikel im Berner Volkskalender. «Es gab damals noch wenig Möglichkeiten zur Zerstreuung.» Nur schon deshalb mussten die beiden indischen Elefanten–ein Männlein und ein Weiblein–in der Bevölkerung einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. «Das war eine Sensation.» Und die «Schreckensszene», wie der Murtenbieter schrieb, erst recht. Dennoch–laut Rubli war die Berichterstattung insgesamt unaufgeregt und die Verarbeitung des Geschehens sachlich.

Eine Kanone aus Freiburg

Konkret war der Elefant in einem Stall im Gasthof zum Kreuz in der Rathausgasse untergebracht. Nachdem er sich befreit hatte, irrte er durch die Gassen und zerstörte einiges an Eigentum. Vorübergehend konnte das Tier dingfest gemacht werden. Die Obrigkeit sperrte das Areal ab und forderte–da Gewehrkugeln dem Tier nicht viel hätten antun können–aus Freiburg Kanonen an. Es kam nur eine. Scharfschützen wurden in den Häusern um das Areal postiert, um das Tier zur Not in Schach halten zu können, wenn der Plan misslingen würde.

Die Kanoniere des einheimischen Artilleriehauptmanns Daniel Stock machten dem auf die Gasse entlassenen Tier den Garaus. «Die sechspfündige Kugel hatte ihn durchbohrt und wurde, nachdem sie noch eine Treppe zerschmettert hatte, aufgelesen», zitiert Rubli aus dem Artikel von damals. Der entsprechende Abschnitt der Rathausgasse wird heute im Volksmund als Elefantengasse bezeichnet.

Bildjournalist vor Ort

Das tote Tier wurde in der Folge zur Attraktion, sagt Rubli. Ein lokaler Fotograf, Carl Estermann, nutzte die Gelegenheit–die Technologie war damals noch brandneu–und lichtete den Kadaver ab. «Das waren hier die Anfänge des Bildjournalismus», so Rubli.

Das Gerippe kam ins Anatomische Museum nach Bern, Murten bemühte sich um die Haut und die Stosszähne, um sie im Ortsmuseum ausstellen zu können. Dieses war im Berntor-Schulhaus untergebracht. Der Gerber präparierte die Tierhaut, und der Metzger zerlegte das Tier fachgerecht. «Die Liebhaber des Seltenen können diese rare Speise nicht genug als Leckerbissen rühmen», schrieb die Lokalzeitung damals.

Ein Jahr nach dem Ereignis, 1867, dachte der Gemeinderat mangels Alternativen über einen Elefantenpavillon beim alten Friedhof neben dem Berntor nach, um die Überreste touristisch auswerten zu können. Die klammen Finanzen machten den hochtrabenden Plänen einen Strich durch die Rechnung. Als das präparierte Objekt in Murten ankam, stand noch gar nichts. Das Tier wurde irgendwo untergestellt und dann nach Bern ans Naturhistorische Museum verkauft. Die Haut verschwand irgendwann. Noch heute steht das Knochengerüst im Naturhistorischen Museum und ist dort eine Besucherattraktion.

Physische Spuren, die an das tragische Ereignis erinnern, gibt es Murten kaum noch: eine kleine Gedenktafel, die Original-Kanonenkugel und ein paar Dokumente.

Murtner Jubiläum läuft an

Heute, 150 Jahre später, wollen beide Städte–Bern und Murten–an das Drama rund um den Elefanten erinnern. Das Naturhistorische Museum Bern führt mehrere Veranstaltungen durch (siehe blauen Kasten). Ein Gruppe um den Lokalhistoriker Hans Bonjour hat einen Köcher voller Projekte parat, allerdings sind noch nicht alle spruchreif. Realisiert wurde unter dem Label Elefanticum (siehe Kasten links) eine Reihe von Produkten, die an den Elefanten von Murten erinnern sollen.

 

«Das Ereignis sorgte schweizweit für Aufsehen.»

Markus Rubli

Lokalhistoriker und Stadtarchivar Murten

«Elefanticum»: Produkte mit Label lanciert

D as Murtner Elefanten-Jubiläum steckt in weiten Teilen noch in der Planungsphase. Ursprünglich lag dem Anlass die Idee zugrunde, den Elefanten aus dem Naturhistorischen Museum in Bern nach Murten zu holen und ihn auszustellen. Allerdings: Die Berner meldeten Eigengebrauch an und organisieren selbst ein Jahresprogramm. Das erste Teilprojekt des Murtner Jubiläums ist jedoch lanciert: Hans Bonjour konnte mit vielen Gewerbetreibenden, auf ehrenamtlicher Ebene, wie er betont, das Label Elefanticum ins Leben rufen, um der Geschichte zu gedenken. So gibt es Schokolade, Schnaps, Pralinés, Guetzli mit dem Elefantensymbol. An jedem Produkt ist eine kurze Erklärung in drei Sprachen angebracht, welche die Geschichte des Elefanten von Murten erzählt. fca

www.elefanticum.ch

Programm

Bern lädt MurtnerElefantenexperten ein

Markus Rubli, Stadtarchivar, wird am 29. Juni anlässlich des 150. Todestages des Murtner Elefanten an einer Podiumsdiskussion im Naturhistorischen Museum in Bern teilnehmen. Ebenfalls eingeladen: Georges Frei aus Salvenach, ehemaliger Pfleger im Zoo Zürich und im Zirkus Knie, heute Abwart in der OS Murten.fca

 

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