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Die grosse Ernüchterung

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Matthias Fasel

Um 16.54 Uhr war am Samstag die letzte Hoffnung gestorben. Stanislas Wawrinka hatte soeben einen starken Service Mike Bryans nicht retournieren können, das US-Doppel den ersten Matchball verwertet. Die Schweiz lag damit in der Davis-Cup-Partie gegen die USA 0:3 zurück. Ein uneinholbarer Rückstand. Von einer Sekunde auf die andere war die grosse Davis-Cup-Party vorbei – bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Die Ernüchterung bei den 7850 Fans im Forum Freiburg war förmlich greifbar. Sie wussten nicht ganz, wohin mit ihrer Enttäuschung. Einige versuchten es mit Pfiffen und Buhrufen. Unklar, gegen wen sie genau gerichtet waren. Gegen die Partykiller aus den USA? Oder gegen das eigene Team, das während des gesamten Wochenendes unter den Erwartungen blieb und auch das Doppel diskussionslos verlor?

Dies alles, nachdem die Euphorie im Vorfeld so gross gewesen war. Im November waren die Dreitagestickets weniger als zwei Stunden nach Verkaufsstart allesamt vergriffen gewesen. Und letzten Freitag waren trotz eisiger Kälte die ersten Fans bereits um 5.30 Uhr vor dem Forum, weil um elf Uhr noch letzte Resttickets verkauft wurden. Gestern nun versuchten die Schwarzmarkthändler vergeblich, für 15 Franken Tickets für die Spiele vom Sonntag zu verkaufen.

Hallen für Halbfinal und Final bereits vorreserviert

Mindestens so gross wie bei den Fans war die Konsternation nach dem verlorenen Doppel bei den Verantwortlichen von Swiss Tennis. 2012 hätte das Davis-Cup-Jahr der Schweiz werden sollen. Roger Federer spielte erstmals seit 2004 wieder eine Erstrundenpartie und räumte dem Davis-Cup eine gewisse Priorität ein. Der erste Davis-Cup-Titel schien für die Schweiz im Bereich des Möglichen. Auch die Auslosung schien gut zu sein. Nach einem Auswärtsspiel im Viertelfinal wären der Halbfinal und der Final wahrscheinlich wiederum Heimspiele gewesen. Für den Halbfinal im September hatte der Verband deshalb bereits das Zürcher Hallenstadion vorreserviert, für Dezember schon einmal in Genf angefragt, ob ein Final in der Palexpo-Halle möglich sei. Es wären wahre Goldgruben gewesen.

Abstiegsspiel im September

Stattdessen winkt nun im September ein Abstiegsspiel. Wer der Gegner ist und ob die Schweiz auswärts oder zuhause spielt, ist noch unklar. «Ich wurde auf dem falschen Fuss erwischt. Ich bin eigentlich nicht für Mediengespräche vorbereitet. Ich hatte ein 3:0 zwar nicht ganz ausgeschlossen – aber für uns», sagte Swiss-Tennis-Präsident René Stammbach am Samstag. «Mit diesem Team wäre definitiv mehr dringelegen. Es tut mir leid für die Spieler, die in den entscheidenden Momenten ihr Potenzial nicht abrufen konnten.» Enttäuscht war auch OK-Präsident Erik Keller. «Die Art und Weise ist schon bitter. Einfach so 0:3, und dann noch diese klare Niederlage heute im Doppel, es gab nicht einmal ein Tiebreak oder so», sagte er neben einem Tisch voller gefüllter Champagnergläser, die ein Sponsor spendiert hatte.

Merkwürdige Diskussion um Platz und Höhenlage

Zusätzlich ärgerlich ist für Swiss Tennis, dass sich der Verband am Wochenende mit einer müssigen und merkwürdigen Diskussion um den Sandplatz und den Austragungsort Forum Freiburg konfrontiert sah. Die Schweizer Spieler monierten wiederholt, der Platz sei zu schnell geworden, und beklagten sich auch über den einen oder anderen versprungenen Ball. Dass Bälle verspringen, ist indes nichts als logisch, wenn man während der Woche versucht, die Unterlage mit zusätzlichem Sand zu verlangsamen. Als Federer an der Pressekonferenz vom Samstag dann auch noch die Höhenlage Freiburgs ins Spiel brachte, klang es deshalb nach verzweifelter Suche nach Ausreden, als er sagte: «Die Höhe war sicher ein Nachteil für uns. Auf über 700 Metern über Meer (in Wirklichkeit liegt das Forum auf ungefähr 630 m ü. M., Red.) fliegen die Bälle schneller und weiter. Das war sicher ein Vorteil für die aufschlagstarken Amerikaner.» Vielleicht hätte man bestimmte Dinge besser machen können, das gelte es nun zu analysieren. «Aber in der Schweiz sind die Möglichkeiten in Sachen Hallen halt limitiert. Wir können ja nicht einfach in Basel die anderen Veranstalter rauswerfen. Ich will das nicht allzu sehr hervorheben, aber in Freiburg war es mit dem schnellen Belag und der Höhe wirklich eine harte Kombination gegen die Amerikaner, die alle grösser sind und besser servieren als wir.»

Auch wenn die Unterlage nicht so langsam war wie gewünscht, nimmt Erik Keller die Genfer Firma, die für den Platz verantwortlich war, in Schutz. «Ein Sandplatz ist etwas Lebendiges. Wenn die Luft draussen und drinnen so trocken ist, wie sie momentan nun einmal ist, wird der Platz ein bisschen schneller.» Dass die Richtigkeit des Entscheides des Teams, auf Sand zu spielen, in gewissen Medien auch angezweifelt wurde, ist ebenfalls überraschend. Das bestätigt auch US-Captain Jim Courier: «Als Schweizer Captain hätte ich gegen uns ebenfalls auf Sand gespielt.» Die Amerikaner sind nämlich wahrlich keine Sandplatz-Spezialisten.

Weiterer Schritt in der Entzauberung Federers

Die Niederlage der Schweiz kam also nicht wegen, sondern trotz des Sandplatzes zustande. Das wiederum zeigt, dass das frühe Out auch für die Spieler und insbesondere für Roger Federer eine grosse Ernüchterung ist. Oder zumindest sein sollte. Für Federer ist es ein weiterer kleiner Schritt auf dem Weg seiner schleichenden Entzauberung. Das gilt nicht für sein Lebenswerk. In der Retrospektive wird Federer immer als einer der grössten Tennisspieler aller Zeiten gelten. Es gilt aber für seine aktuelle sportliche Aura. Er hat das gesamte Wochenende nicht überzeugt, besonders bei den entscheidenden Punkten. Was ihn früher fast unbesiegbar machte, sein Umgang mit heiklen Situationen, ist mittlerweile seine grösste Schwäche.

Auch im Doppel konnte er sich, mit dem Rücken zur Wand, nicht steigern. Klar, es war Stanislas Wawrinka, der bei drei der vier US-Breaks serviert hatte. Aber auch Federer war, gegen zugegebenermassen äusserst starke Amerikaner, bei Returns und Volleys alles andere als überragend. So erspielte sich die Schweiz nach dem Break im ersten Game in der gesamten Partie keinen einzigen Breakball mehr. Selbstkritik: Fehlanzeige. «Wir haben ganz gut gespielt. Die Amerikaner waren einfach noch einen Tick besser. Das gilt für das gesamte Wochenende. Stan hat im Startspiel nicht sein bestes Tennis gezeigt und es so verpasst, die USA unter Druck zu setzen. Aber insgesamt waren die Amerikaner einfach besser», so Federer. Seine Enttäuschung hielt sich deshalb auch unmittelbar nach dem verlorenen Doppel in Grenzen. Es tue ihm zwar leid für die Zuschauer und seine Teamkollegen, es sei aber «ein lässiges Wochenende» gewesen, «nur das Resultat stimmt nicht. Aber wir sind nicht allzu enttäuscht. Wir haben alles gegeben, und es hat einfach nicht gereicht.»

Zukunft: «Freiburg wird immer Kandidat sein»

War das Wochenende sportlich für Swiss Tennis ein Debakel, ist es immerhin organisatorisch ein Erfolg. «Es hat alles sehr gut geklappt. Wir sind mit dem Ablauf und auch mit dem finanziellen Resultat zufrieden», sagt OK-Präsident Erik Keller. Der Gewinn beläuft sich auf 650 000 bis 750 000 Franken. Die Hälfte davon geht an die Spieler. «Die Zusammenarbeit mit dem Forum Freiburg hat sehr gut geklappt. Es hat sich gezeigt, dass auch die Hospitality-Möglichkeiten sehr gut sind.» Weitere Davis-Cup-Spiele in Freiburg seien deshalb durchaus vorstellbar. «Freiburg wird immer ein Kandidat sein. Es wird immer auf Gegner und Jahreszeit ankommen.»

Auch Forum zufrieden

Nicht nur Swiss Tennis, sondern auch das Forum Freiburg zieht insgesamt eine positive Bilanz. «Wir hatten keine Pannen, keine Unfälle und konnten unseren Namen in der ganzen Schweiz bekannt machen», sagt Direktor Duri Mathieu. «Finanziell ist es auch o. k. Wir wollten einfach unsere Kosten gedeckt haben. Das haben wir erwartungsgemäss erreicht.» Der Gewinn sei aber bescheiden. «Das werden nicht einmal 100 000 Franken sein.» Es sei allerdings auch nicht das Ziel gewesen, möglichst viel Geld zu verdienen. Ihm sei von Beginn weg bewusst gewesen, dass andere Veranstaltungen lukrativer seien. «Unsere Politik ist es, einen Grossanlass pro Jahr zu organisieren, um uns bekannt zu machen.» Letztes Jahr war dies das Musikantenstadl, dieses Jahr der Davis Cup.

Schade sei gewesen, dass am Sonntag bereits alles entschieden war und so weniger Leute kamen. Denn die Restauration im Publikumsbereich hat das Forum Freiburg übernommen. Der Umsatz war so am Sonntag kleiner als erwartet.

Für weitere Davis-Cup-Partien ist Mathieu offen. «Wir haben ein gutes Verhältnis zu Swiss Tennis. Wir werden auch diesen Sommer bereits schauen, wie es in Sachen Hallenbelegung für 2013 aussieht.» fm

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