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Die kritische Masse

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

In der Gruppe ändert der Mensch sein Verhalten, das ist bekannt und gut belegt. Das gilt auch für die Menschenansammlungen, von denen die Evangelien berichten. Für die «vielen Menschen», die sich auf dem Berg zusammenfinden, auf dem die nach ihm benannte Predigt gehalten wird. Für das «Gedränge», das den Transport eines Gelähmten behindert oder dem kleinwüchsigen Zachäus den Blick verstellt. Für die «riesige Menschenmenge», die Jesus am Palmsonntag zujubelt. Und die als «Volk» am Karfreitag ihr Urteil spricht.

Menschenansammlungen gibt es nicht erst seit gestern, und es wird sie immer geben. Heutzutage drängeln sich Menschen in Geschäften oder Stadien, manchmal wirken sie wie aufgescheuchte Herdentiere. Künstliche Intelligenz schafft virtuelle Menschenmengen, in denen sich Internetnutzer zu identitären Stämmen zusammenschliessen.

Es gibt aber auch Menschenansammlungen, die Gutes bewirken. Zum Beispiel die amerikanischen Märsche für Freiheit in den 1950er-Jahren. Oder die ganzen anderen, die die Verantwortungslosigkeit der Mächtigen ans Licht bringen und bekämpfen. Und dann gibt es noch die Massen von Menschen, die sich solidarisch mit Katastrophenopfern zeigen.

Sind diese verschiedenen Menschenmengen aus den gleichen Menschen zusammengesetzt? Ist die Menge, die den Tod Jesu fordert, dieselbe, die ihm am Palmsonntag zujubelt?

Ich glaube nicht. Die Menge beim Prozess von Jesus hat nur wenig gemeinsame Interessen, diejenige an Palmsonntag dagegen wird von einem echten kollektiven Bewusstsein getragen. Die Menge, die Jesus an Karfreitag verurteilt, wird von den Anführern aufgehetzt, die neidisch sind auf seinen Erfolg. Einigen von ihnen war es nicht recht, dass der Nazarener den kleinen Leuten wieder Hoffnung gab. In den Augen der Mächtigen war diese Hoffnung gefährlich. Deshalb nehmen sie Einfluss auf die Menge und manipulieren sie. Diese lässt dem Hass und der Gewalt dann freien Lauf und bringt Pilatus dazu, Partei zu ergreifen für die Interessen Einzelner.

In der Geschichte vom Palmsonntag ist das anders. Der Umzug geschieht nicht auf einem roten Teppich, sondern auf einem mit Stoffen und Zweigen geschmückten Weg. Nicht grossspurig auf einem Pferd, sondern harmlos auf einem Esel. Ohne militärischen Personenschutz, aber vor einer spontanen Ehrengarde. Diese Symbolik bedeutet für mich: Das Volk wählt einen König auf Augenhöhe, einen König der Kleinen. An diesem Tag setzt sich die Menge für die Interessen aller ein. Es ist eine vom einem gemeinsamen Geist getragene, mutige Menschenmenge, vereint durch das Streben nach einem gemeinsamen Gut.


Pierre Philippe Blaser ist Synodalratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Freiburg.
zvg

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