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«Die Menschen sind böse genug»

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Der Teufel ist heute zuvorkommend, ausnehmend höflich, edel gekleidet, er bietet seinen Gästen Sherry an–weil er keine Bloody Mary mehr mag, wie er sagt–und in seiner Hölle stehen Designermöbel. Der «Fürst der Finsternis» möchte nicht mehr böse sein, ist vegan und hat zudem eine ausgeprägte Neurose. Und das alles kommt dem Herrn Schwarz (Hans Fankhauser), der in die Hölle entführt worden ist, komisch vor. Das ist die Ausgangslage des neuen Stücks des Laupener Theaters Tonne, «Apéro mitem Tüüfu». Es hat am Freitag Premiere.

«Die Menschen brauchen mich nicht, sie sind schon selbst böse genug», begründet der Teufel (Stephan Hugentobler), der sich auch Herr Beliar nennt, seinen Streik. Es habe gereicht, dass er Unterhaltung, Spass, Überangebot und Helene Fischer unter den Menschen verbreitet habe. Dadurch sei eine Zeit angebrochen, in der Engel sich für ihre Existenz schämen und Gott ohnmächtig ist. «Er ist nicht einfach der Teufel, Satan, Luzifer, Leviathan; er ist auch ein grossartiger Entertainer, ein Meister des schlechten Geschmacks», kündigt der Cherub (Nina Peter), ein Wächterengel, den Auftritt des Frack tragenden Höllenfürsten an.

Einfacher «Retter der Welt»

Herr Schwarz wird von Gott mittels zweier Engel beauftragt, den Teufel wieder auf den bösen Weg zurückzubringen. Diese entführen ihn dafür in die Hölle. Schwarz’ Aufgabe: Er soll den Teufel das Böse lehren. Denn mit einem schlappen Teufel könne Gottes Herrlichkeit nicht wirken. «Der Himmel ist in Nöten», sagt Vito, der Cherub. Der teuflische Streik stelle die Schöpfung infrage, der Gegensatz der Mächte fehle: «Was ist der liebe Gott ohne den Teufel?»

Herr Schwarz scheint für die Aufgabe besonders dazu geeignet. Er mimt als Schauspieler den Mephisto, der in Goethes Faust für den Teufel steht. Doch Herr Schwarz fühlt sich von der ihm von Gott und seinen Engeln zugetragenen Aufgabe, die Welt zu retten, überfordert. «Ich bin doch nur ein einfacher Schauspieler», versucht Schwarz zu argumentieren, eine Reverenz der Theatermacher an den Kult-Film «Mephisto».

Die «Gretchen-Frage»

So nimmt die Geschichte um die Wirrnisse des Lebens ihren Gang. Hintergründig geht es um den Glauben des Herrn Schwarz. «Was glaubst du, Mensch?», fragt ihn der Cherub. Damit folgen die Theatermacher dem Faustschen Vorbild, als die Figur Gretchen den Professor Faust nach seiner Haltung zur Religion fragt. Schwarz entgegnet: Als Kind habe er zu Gott gebetet, weil er dachte, er sei der Samichlaus. Er habe einen «latenten Hang zum Glauben», ohne dass er wirklich gläubig sei, urteilen seine Entführer Vito und Michaela (Ursula Walter-Hofer).

Die beiden Entführer-Engel Vito und Michaela sind sich nicht einig, ob es das Böse und den Teufel wirklich braucht, um das Gute und Gott zu legitimieren. Oder, ob Gott ausserhalb von allem steht und sich selbst genügt.

Neben der Hinterfragung des Glaubens hadern die Figuren auch immer wieder mit der Frage, was nun Illusion und was Wahrheit ist. Herr Schwarz wird in dieser Frage im Ungewissen gehalten. Die Hölle ist vielleicht die Hölle oder auch nur eine gut geheizte Wohnung, der Teufel ist vielleicht doch nur ein Neurotiker, und die beiden Engel sind viel zu rabiat, um echte Engel sein zu können.

Stimmige Dialoge

Das Stück hat Tempo, die Dialoge sind stimmig und die Tonne ist der richtige Ort für die Szenerie. Das Team um Regisseurin Linda Trachsel bringt es fertig, mit der Adaption des Stücks von Marius Leutenegger zum Nachdenken über grundlegende Fragen der Religion und des Glaubens anzuregen, deren Widersprüche aufzuzeigen, ohne sie aber der Lächerlichkeit preiszugeben.

Regisseurin Trachsel, auch als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin tätig, sagt: «Ich wusste schon nach der Lektüre der ersten Seite: Zu diesem Stück habe ich eine Vision, das will ich hier inszenieren.» Vordergründig sei es zwar eine rasante Komödie. Beim näheren Hinsehen geht es in die Tiefe: «Es geht ans Eingemachte, es greift existenzielle Fragen des Lebens auf.» Nach einigen kleineren Arbeiten als Regisseurin verantwortet Trachsel erstmals ein Stück von Anfang an. Im Rahmen einer Anstellung bei den Thuner Seefestspielen habe sie festgestellt, dass die Regiearbeit sie reizt. Ihr künstlerischer Rucksack erleichtere ihr die Arbeit: «Je mehr Erfahrung ich auf der Bühne sammle, desto eher weiss ich, wie ich die Schauspieler anleiten kann.»

Sie arbeitet erstmals mit dem Laupener Traditionstheater zusammen. Vor allem die Enge des «tonnenartigen Raumes», wie sie es nennt, ohne Bühne, habe sie gereizt, sagt Trachsel. Man müsse den ganzen Raum mitbedenken. «Das löst einen kreativen Prozess aus: Wir haben zum Beispiel den Gang in das Stück einbezogen.» Die Schauspieler treten durch die Türe auf und ab.

Trachsels Fazit: «Ich stelle fest, dass die Besucher, die das Stück schon gesehen haben, sich genau die existenziellen Fragen stellen, die wir uns im Vorfeld schon gestellt haben.» Das zeige ihr, dass das Stück funktioniere.

Der Teufel oder eben nicht

«Teufel» Stephan Hugentobler hat Freude an seiner Rolle. «Wir wollten bewusst nicht mit den üblichen Teufels-Prädikaten arbeiten. Ich würde auch nie einen Teufel mit Hörnern und Pferdefuss spielen wollen.» Letztlich sei ja nicht mal sicher, wer der echte Teufel ist: er oder Herr Schwarz. Diese Unverbindlichkeit mache den Reiz des Stückes aus. Es sei auch nicht einfach Klamauk. Es verunsichere, verwirre, lasse offen, was wahr ist und was nicht. Besonders spannend sei das Wechselspiel mit dem religiösen Hintergrund vieler Begriffe und Personen, ohne jedoch einen direkten Bezug zur Religion zu haben.

Es gibt im Stück keine klaren Verhältnisse, so Hugentobler: «Jede Figur ist mal gut und mal böse. Der Teufel zum Beispiel ist letztendlich sehr menschlich.» Die Besucher sollen realisieren, dass sie selbst Herr über ihr Tun sind. «Sie müssen ihren Weg selbst finden und merken: In jedem von uns steckt beides drin, gut und böse. Es kommt drauf an, was wir daraus machen.»

Engel Michaela beauftragt Herr Schwarz mit der Rettung der Welt. Die Herren Beliar (Stephan Hugentobler, l.)–vielleicht der Teufel–und Schwarz (Hans Fankhauser) streiten über «gut» und «böse».

«Er ist nicht einfach nur der Teufel, er ist auch ein grossartiger Entertainer, Meister des schlechten Geschmacks.»

Nina Peter

alias Vito, «vielleicht ein Cherub»

Zum Programm

Ein Glas Sherry mit dem Höllenfürsten

«Apéro mitem Tüüfu» von Marius Leutenegger, adaptiert und geleitet von Linda Trachsel, hat morgen Freitag, 22. Januar, Premiere im Kellertheater Tonne in der Laupener Altstadt. Darauf folgen bis Ende Februar insgesamt 13 Aufführungen, jeweils um 20.15 Uhr (Ausnahme: Sonntag, 31. Januar, ab 17 Uhr, und dann mit optionalem Teufels-Dinner im Gasthof Bären).fca

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