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Die Nachtschwärmer von Kerzers

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Delfine, die nur mit der einen Gehirnhälfte schlafen, Mauersegler, die ihr Nickerchen im Flug abhalten, Fische, die mit offenen Augen vor sich hindösen, Siebenschläfer, die bis zu acht Monate am Stück im Land der Träume verbringen: Im Tierreich gibt es viele Schlafkünstler. Einige davon sind im Nocturama in Kerzers zu bestaunen. Für die dort lebenden nachtaktiven Spezies ist die Finsternis der natürliche Lebensraum. «Die Nachtaktivität dieser Tiere ist durch die Evolution zu erklären», weiss Ursula Kuster, Tierpflegerin im Nocturama, «sie finden in der Nacht bessere Beute, und sie sind auch besser vor ihren Fressfeinden getarnt.»

Die Nacht zum Tag machen

Es ist halb zehn Uhr morgens im Nocturama. Allmählich wird in der grossen Glaskuppel die Beleuchtung abgeschwächt. Die künstliche Dämmerung beginnt die tropischen Pflanzen zu umschliessen, bis es ungefähr gleich dunkel ist, wie während einer Vollmondnacht. Für die Bewohner des Nocturamas bedeutet dieser Nachteinbruch vor allem eins: Es ist Aufsteh- und Frühstückszeit. Langsam erwacht die Halle zum Leben: Auf einem Ast rekelt sich ein Faultier, vier Nachtäffchen strecken ihren Kopf aus einer mit Stroh gefüllten Schlafhöhle, Fledermäuse flattern durch die Dunkelheit, und ein Waschbär kriecht aus seinem Höhlenversteck.

Zeitlich entspricht das nicht dem natürlichen Rhythmus der dort lebenden Tiere. Doch im Nocturama hat man diesen umgestellt, damit sie die Nacht tatsächlich zum Tag machen. «Der Lebensraum unserer Tiere ist jeweils von halb zehn Uhr morgens bis halb zehn Uhr abends abgedunkelt», erklärt Kuster. Wenn ein neues Tier von einem anderen Zoo im Nocturama ankommt, wird es schrittweise an den neuen Rhythmus gewöhnt. «Das kann bis zu zwei Wochen dauern», so Kuster, «wir wollen ja, dass die Neuankömmlinge sich bei uns wohlfühlen.»

Faule Faultiere

Das Nocturama hat den Tag-Nachtrhythmus umge­stellt, da­- mit Besucherinnen und Besucher die Tiere in ihrem Alltag beobachten können und sie nicht nur im Schlaf sehen. Schlafen – das tun sie nämlich gerne, die Nachtschwärmer von Kerzers. «Es gibt Nocturama-Bewohner, die tatsächlich die vollen zwölf Stunden Helligkeit durchschlummern», so Kuster. Ein Beispiel seien die Faultiere. Am liebsten würden sich die Langzeitschläfer irgendwo in eine Astgabelung einklemmen; wichtig sei, dass sie eine Stütze im Rücken haben. Oft sehe man sie auch von einem Baum herunterhängen; das sei dann aber eher ein Dösen als ein Schlafen. Wenn man einem Faultier dann bei seiner Fortbewegung zuschaut, könnte man meinen, es sei am Schlafwandeln. Langsam, langsam, nur kein Stress. «Die aktivste Tätigkeit der Faultiere ist das Herunterklettern vom Baum», so Kuster. «Das tun sie lediglich, um ihr Geschäft zu verrichten, was gut einmal pro Woche geschieht. Faultiere haben einen sehr langsamen Organismus.»

Tiefschlaf unter der Erde

Ein anderer Schlafkünstler des Nocturamas ist das Sechsbindengürteltier. Jeden Abend gräbt sich das Säugetier in den Boden und schläft dort auf dem Rücken liegend ein, vollständig von Erde bedeckt. Das mache es aus Gründen der Tarnung, aber auch um sich abzukühlen. Zudem habe das Sechsbindengürteltier immer mal wieder Phasen, wo es kaum wachzukriegen sei. «Da ist es teilweise mehrere Tage lang eingegraben und kommt, falls überhaupt, nur zum Fressen heraus», so Kuster.

Liegend schlafen ist langweilig

Nicht nur das Sechsbinden­gürteltier hat eine spezielle Schlafstellung, auch die Nachtaffen überraschen. Obwohl sie körperlich dem Menschen ähnlich scheinen, schlafen sie nämlich nicht liegend, sondern im Sitzen – am liebsten in der Gruppe, damit sie sich eng zusammenkuscheln können.

Die brasilianischen Greifstachler im Gehege gegenüber dagegen sind Einzelschläfer. Jeder Greifstachler habe seinen Lieblingsruheort und schlafe meistens da. Die talentierten Kletterer sind selbstverständlich auf den Bäumen unterwegs – auch während des Schlafes. «Mit ihren Händen und Füssen können sie sich sehr gut festklammern und ein Herunterfallen verhindern», so Kuster.

Auch die Fledermaus nutzt eine ähnliche Technik. Mit ihren feinen Krallen kann sie sich an den meisten Oberflächen festhalten und fällt dann kopfüber in den Tiefschlaf. «Bei der Fledermaus ist dieses Festkrallen ein Mechanismus, den sie vor dem Losfliegen aktiv lösen muss», erklärt Kuster. Daher darf man eine Fledermaus nie einfach von ihrem Schlafort wegziehen; das würde ihre Krallen zerstören.

Echte Schlafmützen

«Grundsätzlich schlafen nachtaktive Tiere länger als tagaktive», so Kuster, und die Bewohner des Nocturamas erst recht. Da sie im Gegensatz zu ihren frei lebenden Artgenossen kaum Zeit mit Essenssuche verbringen müssen, dösen sie auch während des Tages immer mal wieder ein bisschen vor sich hin. Was ganz verständlich sei. «Wenn wir die Zeit dazu hätten, würden wir auch häufiger Mittagsschlaf machen», lacht Kuster.

Sommerserie

Schlafen und träumen

Der Mensch verschläft einen Drittel des Lebens – aber nur, wenn er das auch kann. Viele Menschen leiden unter Schlafstörungen oder haben nicht die Möglichkeit, die nötige Menge an Schlaf zu erhalten. In einer Sommerserie beschäftigen sich die FN mit dem Schlaf und dem Träumen.

fca

 

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