Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Die Oberamtskandidierenden Clément und Graden im Streitgespräch

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ein Ingenieur vom Land, eine Juristin aus der Stadt: Die FN baten die Kandidierenden für das Oberamt des Saanebezirks, Christian Clément von der Mitte und Lise-Marie Graden von der SP, zum Gespräch.

Den ersten Wahlgang für das Oberamt des Saanebezirks am 7. November entschied die Kandidatin der SP, Lise-Marie Graden, für sich. Sie verfehlte das absolute Mehr dennoch um 848 Stimmen. Mit 4628 Stimmen im Rückstand landete Christian Clément von der Mitte auf dem zweiten Platz. Wer das Rennen um das Oberamt machen wird, entscheidet sich im zweiten Wahlgang am 28. November.

Wenn Sie nachts im Bett liegen und über Ihren möglichen Job als Oberamtfrau oder Oberamtmann sinnieren, welche Gedanken und Bilder tauchen da auf?

Graden: Ich empfinde grossen Respekt für das Amt. Ich überlege, was ich anpacken möchte, und dass meine erste Amtshandlung darin bestehen würde, alle Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten zu treffen. Ich male mir aber auch aus, wie grossartig es wäre, als Oberamtfrau tätig zu sei.

Clément: Ich denke darüber nach, dass die Herausforderung gross ist, weil es viele Erwartungen an den Oberamtmann gibt, deren Einlösung nicht immer in dessen Macht liegt. Aber natürlich würde ich mich darüber freuen, als Oberamtmann den Bezirk zusammen mit einem Team weiterentwickeln zu können.

Die Wahl wird aber in jedem Fall kein Spaziergang. Sehen Sie das auch so?

Graden: Klar ist, dass die Karten nach dem ersten Wahlgang völlig neu gemischt werden. Sowohl Christian Clément als auch ich starten wieder von null. Jetzt gibt es zwei Allianzen, eine linke und eine rechte, und ich bin mir völlig bewusst, dass die Wahlen so oder so ausgehen können. Es liegt in den Händen der Bevölkerung.

Christian Clément, SVP und FDP wollten im Vorfeld der Wahlen keine Allianz eingehen, für den zweiten Wahlgang geben sie nun doch noch eine Empfehlung für die Mitte ab. Was ist das wert?

Clément: Es gibt sicher Leute, die aufgrund ihrer parteipolitischen Sensibilitäten entscheiden werden. Am Ende wählt die Bevölkerung aber jene Person, von der sie aufgrund ihrer Qualitäten und Prioritäten überzeugt ist.

Der nicht gewählte Nicolas Kolly von der SVP erzielte 5600 Stimmen. Lise-Marie Graden, wenn alle diese rechten Stimmen an Christian Clément gehen, ist es dann für Sie gelaufen?

Graden: Wenn man die Stimmen zusammenzählt, habe ich verloren. Das stimmt. Darum nehme ich diesen zweiten Wahlgang sehr ernst. Mitte- und Mitte-rechts-Wählende versuche ich mit meinem Profil und meinem zwanzigjährigen Engagement für den Kanton und den Saanebezirk zu überzeugen.

Ich versuche zu überzeugen, indem ich mich nicht verstelle. Die Person, die ich während des Wahlkampfs und bei meiner bisherigen Arbeit gewesen bin, werde ich auch als Oberamtfrau sein.

Lise-Marie Graden
SP-Kandidatin

Im Hinblick auf Ihre Kandidatur für das Oberamt haben Sie, Christian Clément, gesagt, dass im Oberamt einiges nicht gut laufe. Das impliziert das Versprechen, dass mit Ihnen vieles anders und vor allem besser wird.

Clément: Ich möchte es anders machen.

Ein grosser Unterschied zwischen mir und Lise-Marie Graden besteht im beruflichen Profil. Sie ist Juristin und arbeitet für den Staat. Ich bin Ingenieur, was ein anderes Denken mit sich bringt.

Christian Clément
Mitte-Kandidat

Ich habe lange für private Unternehmen gearbeitet. Jetzt arbeite ich für die SBB. Ingenieure sind es zudem gewohnt, Prozesse zu vereinfachen, pragmatische Lösungen zu präsentieren und schnelle Entscheidungen zu treffen. 

Der Saanebezirk als grösster und urbanster Bezirk im Kanton ist oftmals als erster mit neuen Entwicklungen konfrontiert, die neue rechtliche Lösungen erforderlich machen. Ist es da nicht von Nutzen, wenn der Oberamtmann über juristische Kenntnisse verfügt?

Clément: Der Oberamtmann des Greyerzbezirks hat viele Projekte erfolgreich aufgegleist, ohne Jurist zu sein. Manchmal ist das gar ein Vorteil. Anstatt sich mit jeder juristischen Handlung befassen zu müssen, hat man mehr Zeit für die Entwicklung des Bezirks. Das Juristische kann auch vom Vize-Oberamtmann erledigt werden. 

Graden: Der Oberamtmann ist ein Magistrat, eine der kantonalen Gerichtsbehörden. Ich glaube jedoch nicht, dass man unbedingt Jurist sein muss, um ein guter Oberamtmann zu sein. Es ist aber ein grosser Vorteil, um die Tragweite rechtlicher Entscheidungen zu verstehen. Juristin zu sein bedeutet zudem nicht mangelnder Pragmatismus oder fehlende Entscheidungsfähigkeit. Ich beispielsweise wende Recht an, um Lösungen zu finden. 

Ein weiterer Unterschied besteht in Ihrer Parteizugehörigkeit. Wo wird dies Ihrer Ansicht nach zum Tragen kommen?

Graden: Die Parteizugehörigkeit ist faktisch für die Wahl wichtig. Einmal gewählt, ist sie für mich zweitrangig. Zwar weist die Parteizugehörigkeit auf die Werte hin, die einem wichtig sind und einen bei der Wahl zwischen verschiedenen Optionen leiten. Aber:

Für mich ist klar, dass der Oberamtmann keine Politik macht.

Lise-Marie Graden
SP-Kandidatin

Er muss die Welt der Politik kennen, weil er mit Politikerinnen und Politikern in einem politischen Kontext arbeitet. 

Clément: Der Oberamtmann macht keine Politik, das ist klar.

Die Parteizugehörigkeit und die damit verbundenen Werte beeinflussen aber die Art, wie er die Dossiers gewichtet und welche Richtung er ihnen gibt.

Christian Clément 
Mitte-Kandidat

Denn der Oberamtmann koordiniert nicht bloss die Gemeinden, er übt auch eine gewisse Macht aus.

Und da hätten Sie gegenüber Lise-Marie Graden einen Vorteil. Denn Sie würden als Mann der Mitte einem Bezirk vorstehen, dessen Gemeinden mehrheitlich bürgerlich dominiert sind. Es wäre für Sie einfacher, Projekte in Gemeindeverbänden durchzubringen, die Sie favorisieren.

Clément: Die Mehrheit bürgerlich dominierter Gemeinden ist nicht ausschlaggebend. Die Stadt Freiburg ist mehrheitlich links, und auch die Bevölkerung der Agglomerationsgemeinden steht eher links. Die Stadt und die Agglo sind die Orte, wo viele Bedürfnisse liegen und von wo aus der Bezirk entwickelt werden muss.

In der Fusionsfrage war das aber anders. Als linke Oberamtfrau könnte es für Sie, Lise-Marie Graden, darum nicht einfach werden.

Graden: Das ist mir bewusst. Auch der Grosse Rat ist in bürgerlicher Hand. Gute Projekte finden aber immer Mehrheiten. Man muss überzeugen können. Der Oberamtmann entscheidet zudem nicht allein und im luftleeren Raum. Die Anliegen, für die gute und mehrheitsfähige Lösungen gefunden werden müssen, erwachsen aus den Bedürfnissen der Gemeinden. Hier muss der Oberamtmann seinen parteipolitischen Hut ablegen.

Welche Prioritäten wollen Sie denn konkret als Oberamtmann, als Oberamtfrau setzen?

Clément: Zunächst ist es wichtig, dass das Oberamt den Gemeinden, den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch der Wirtschaft effiziente Dienstleistungen anbietet. Sodann möchte ich die Gemeinden beispielsweise in den Bereichen Mobilität, Energie und Pflegeheime an einen Tisch bringen, um so die besten Lösungen zu finden. Der Unterschied zwischen mir und Lise-Marie Graden besteht dabei in der Wahl der Mittel. In Bezug auf die Pflegeheime bin ich etwa der Ansicht, dass diese vermehrt auch privatwirtschaftlich oder in öffentlich-privater Partnerschaft betrieben werden können, solange die Dienstleistung erbracht wird. Das Gleiche gilt für die Mobilität. Ich finde es keine gute Idee, dass der öffentliche Verkehr gratis sein soll. Ich bin für eine energieeffiziente Mobilität und vor allem für eine Mobilität für alle.

Graden: Christian Clément glaubt zu wissen, was ich will. Ich bin nicht bloss für Tempo 30 und Gratis-ÖV. Ich bin genauso für eine sinnvolle, globale Mobilität. Den Einwohnerinnen und Einwohnern von Onnens kann man nicht einfach sagen: «Kommt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln», solange es gar keine gibt. Hingegen muss für sie ein Angebot geschaffen werden, das ihnen Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln verschafft. Was die öffentlich-private Partnerschaft angeht, so bin ich weit davon entfernt zu finden, dass alles staatlich geregelt werden muss – im Gegenteil: Man muss Lösungen finden, die ein Vorankommen ermöglichen. Man muss alle Optionen prüfen, ohne vorgefasste Meinung.

Clément: Wenn man Ihre Antworten bei der Online-Wahlhilfe Smartvote anschaut, sieht man aber, dass Sie sich für den Gratis-ÖV aussprechen.

Graden: Ja, ich bin dafür. In der Stadt Freiburg habe ich mich auch für die Gratis-Busabos für Schülerinnen und Schüler ausgesprochen. In Onnens macht eine solche Forderung aber keinen Sinn, weil es dort keinen ÖV gibt.

Clément: Aber Sie haben sich für einen Gratis-ÖV im ganzen Kanton ausgesprochen.

Graden: Ja, als grundsätzliches Prinzip befürworte ich das immer noch, weil es die Menschen dazu erzieht, den ÖV zu nutzen. Das löst aber nicht das ganze Mobilitätsproblem, geschweige denn die Probleme der Bevölkerung ausserhalb des Zentrums. 

Clément: Ich bin gegen solche dogmatischen Forderungen. Ich bin dafür, dass man zuerst nach globalen Mobilitätslösungen sucht und dann über Gratis-ÖV spricht.

Christian Clément, Sie wohnen in Arconciel. Verstehen Sie als Landbewohner die Stadt?

Clément: Ja. Ich habe immerhin auch zwei Jahre in München gelebt. Aber es ist schon so, je weiter weg die Menschen von der Stadt leben, umso mehr Mühe bekunden sie für die Anliegen der Stadt, weil sie den Eindruck haben, dass diese alles bestimmt und bekommt. Man muss den Gemeinden auf dem Land darum aufzeigen, inwiefern sie von der Stadt profitieren können. Es macht zudem keinen Sinn, jedes Angebot überall zu wollen. Es geht darum, nach Win-win-Lösungen zu suchen. Und damit dies gelingt, muss man zusammensitzen und das Verständnis füreinander stärken.

Lise-Marie Graden, haben Sie als Städterin denn Verständnis für die ländlichen Gebiete?

Graden: Für mich steht klar fest: Wenn ich gewählt werde, bin ich die Oberamtfrau des Saanebezirks – und der Saanebezirk, das sind alle.

Aus meiner Sicht ist es nicht angebracht, die Stadt und das Land gegeneinander auszuspielen. Alle müssen an einem Strick ziehen, um dem Bezirk Strahlkraft zu verleihen.

Lise-Marie Graden
SP-Kandidatin

Es muss nicht alles in der Stadt zentralisiert werden. Die Dienstleistungen müssen auf die verschiedenen Regionen des Bezirks sinnvoll verteilt werden, so wie es der regionale Richtplan vorsieht. 

Clément: Dem stimme ich zu. Der Richtplan ist aber nicht ganz vollständig. So konzentriert sich das Tourismusangebot vor allem auf die Agglomeration. Vergessen wurde etwa das lokale Handwerk auf dem Land. Das muss nun noch ergänzt werden.

 Wie wollen Sie den Bezirk erstrahlen lassen?

Graden: Als Erstes muss der neue Perimeter der Agglomeration definiert werden sowie deren Struktur. Dann muss der Gemeindeverband des Saanebezirks (ARS) ins Rollen gebracht werden. So schnell wie möglich muss auch geklärt werden, wo die einzelnen Gemeinden stehen. Zu diesem Zweck möchte ich alle Gemeinderäte besuchen, ein Treffen der Syndics, aber auch aller Grossräte im Bezirk organisieren. Denn der Bezirk kann auch mithilfe der Grossräte an Strahlkraft gewinnen.

Die Leute zusammenbringen, insbesondere die Grossräte, das hat bisher wirklich gefehlt. Das ist nicht nur für die Entwicklung des Bezirks wichtig, sondern auch für die Verteidigung der Projekte des Bezirks gegenüber dem Kanton.

Christian Clément
Mitte-Kandidat

Clément: Beispiel dafür ist das Forum Freiburg: Niemand hat sich für eine gemeinsame Lösung für diese wichtige Infrastruktur im Bezirk stark gemacht.

Lise-Marie Graden, Sie sagten im Rahmen ihrer Kandidatur einmal, eine vordringliche Aufgabe sei auch die Bewältigung der durch Corona verursachten Krise. Was konkret wollen Sie tun?

Graden: Corona hat gezeigt, wie wichtig es ist, nahe an den Leuten zu sein. Wir brauchen gut zugängliche Infrastrukturen und gut ausgebaute Dienstleistungen wie die Spitex. Auch die Interessen der Jugend wurden in der Corona-Krise vernachlässigt. Sie müssen wieder abgeholt werden. Allgemein könnte es die Rolle des Oberamtmannes sein, die Dinge nach Corona wieder auf den Weg zu bringen.

Denken Sie dabei auch an die Umsetzung der Strategie über das Nachtleben?

Graden: Ja, klar. Das Nachtleben muss auf den ganzen Bezirk ausgeweitet werden. 

Clément: Was die Jugend angeht, hat der Oberamtmann in erster Linie die Aufgabe, die Bewilligungsverfahren für Veranstaltungen zu vereinfachen. Die diesbezüglichen Regeln im Saanebezirk sind die kompliziertesten im ganzen Kanton. Die Jugend wartet darauf, endlich Anlässe organisieren zu können. Eine Vereinfachung der Verfahren ist zudem im Bereich der Wirtschaft dringend angezeigt. Auch wenn es oftmals eher auf Kantonsebene harzt, so ist es doch die Rolle des Oberamtmannes, den Finger darauf zu halten. 

Ist es so, dass die Bewilligungsverfahren im Bezirk besonders langwierig sind?

Graden: Ich habe auch schon Bemerkungen in diese Richtung vernommen. Es ist evident, dass die Verfahren so einfach gemacht werden müssen wie möglich. Aber man muss auch erklären, warum gewisse Dinge nicht so schnell vorangehen, wie gewünscht. Manchmal gibt es gute Gründe, weshalb gewisse Verfahren blockiert sind. Nicht alle Vorgaben können vereinfacht werden, nur weil es sympathisch ist. Ich denke da etwa an Sicherheitsvorschriften.

Gibt es noch etwas, das Ihnen am Herzen liegt?

Clément: Ich möchte nur sagen, ob die Bevölkerung Lise-Marie Graden oder mich wählt, sie wird in jedem Fall einen guten Oberamtmann respektive eine gute Oberamtfrau bekommen. 

Graden: (lacht) Das ist aber nett. Damit bin ich einverstanden. 

 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema