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«Die Pride soll beiden Seiten helfen, Klischees zu überwinden»

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Stärker denn je haben die Gay-Prides in diesem Jahr einen politischen Charakter. Während in Deutschland und England die Weichen auf Gleichberechtigung stehen, steigt in anderen Ländern – etwa in Russland – der Druck auf Homo-, Bi- und Transsexuelle. In Frankreich sucht man noch immer nach einer Erklärung für die homophoben Ausbrüche der letzten Monate. «In der Schweiz ist die Lage ruhiger», sagt der 20-jährige Adrian Monnier, der zu den Veranstaltern der Freiburger Pride gehört. «Aber wir müssen wachsam bleiben.»

 

 Adrian Monnier, Anfang Juni hat die Zürcher Pride stattgefunden. Wie war die Stimmung?

Die Deutschschweiz hat die französischen Proteste nicht so stark wahrgenommen wie die Westschweiz. Die Debatte hat das Fest überhaupt nicht beeinflusst. Das Motto lautete «All Familys matter», jede Familie zählt gleich. Der Umzug war denn auch eher familiär und gemässigt.

 

 Im Vorfeld kritisierte ein homosexueller Politiker, die Pride verstärke nur Vorurteile und schade den Anliegen der Betroffenen.

Ich war zum ersten Mal an einer Pride und hatte selbst einige Bedenken. Die haben sich aber nicht bewahrheitet. Das ist eines der Ziele der Prides: beiden Seiten zu helfen, Klischees zu überwinden. Und längst nicht alle Homo-, Bi- und Transsexuelle kommen zu den Umzügen. Man muss auch bedenken, dass die Forderungen heute nicht die gleichen sind wie früher. Vieles hat sich verbessert, obwohl es weiter zu Feindseligkeiten und Diskriminierungen kommt. Im Vorfeld zur Freiburger Pride sind ein paar Plakate abgerissen worden, aber das ist glücklicherweise alles.

 

 Am Samstag führt der Umzug vom Equilibre bis zum Perolles-Gelände, wo auch das weitere Programm stattfindet. Weshalb geht es nicht in Richtung Rathaus?

Die erste Pride 1999 begann am Rathaus und führte zum Forum Freiburg – das war nicht unbedingt die einfachste Strecke, vor allem für die Wagen. Es stimmt, wir hätten gerne etwas weiter im Stadtzentrum begonnen, aber das war verkehrstechnisch nicht möglich. Die Pride zieht jedoch vor dem Bahnhof vorbei, was ein absoluter Pluspunkt ist. Ich denke, dass wir den besten Parcours gewählt haben. Die Zusammenarbeit mit den Behörden war sehr positiv.

 

 Stadtsyndic Pierre-Alain Clément (SP) und Staatsrat Erwin Jutzet (SP) werden als Redner dabei sein. Wie politisch ist die Pride?

Wir definieren uns generell als unpolitische Veranstaltung, doch da sie auf öffentlichem Boden stattfindet, ist es nur rechtens, wenn Vertreter von Stadt und Kanton anwesend sind. Wir wollen den Dialog und Austausch anregen und ein Fest der Vielfältigkeit feiern. Gleichzeitig ist die Pride aber auch ein Moment, an dem wir auf Missstände und Forderungen aufmerksam machen.

 

 Was sind denn die heutigen Forderungen?

Viele glauben, die eingetragene Partnerschaft, die in der Schweiz seit 2007 möglich ist, sei das Gleiche wie eine Homo-Ehe. Das ist falsch, denn sie hat Nachteile, die dazu führen, dass trotz der verfassungsmässigen Gleichstellung aller Bürger solche Personen nicht gleichbehandelt werden wie Ehepartner. Das ist besonders beim Adoptionsrecht sichtbar, wo selbst eigene Kinder nicht vom Partner adoptiert werden können. Hier gibt es noch viel zu tun, und das Parlament hat im März eine entsprechende Motion an den Bundesrat überwiesen. Wichtig wäre auch, verbale und tätliche Angriffe wegen sexueller Orientierung oder Gender-Identität strafbar zu machen. Die Einführung der Homo-Ehe, wie sie einige fordern, halte ich allerdings für verfrüht.

 

 Warum? Andere Länder haben den Schritt auch getan.

Ein solcher Entscheid muss gut überlegt sein, in vielen Bereichen müssten Dinge angepasst oder zumindest überprüft werden. Ich hatte den Eindruck, dass das französische Gesetz nicht genügend vorbereitet worden ist –, womöglich hat dies einen Teil des Unverständnisses ausgelöst. Das Ziel ist auch nicht das Heiratsrecht um jeden Preis, sondern eine gerechte Behandlung aller Bürger dieses Landes.

Sa., 22. Juni. Beginn 13 Uhr beim Equilibre, Dauer 2 Stunden. 16 bis 24 Uhr Musik und Stände vor der Universität Perolles. Mehr unter www.pride2013.ch.

«Vieles hat sich verbessert, obwohl es weiter zu Feindseligkeiten kommt.»

Adrian Monnier

Mitorganisator der Pride 2013

Zahlen und Fakten

Suizidrate noch immer hoch

Zwischen 2007 und 2012 haben sich schweizweit fast 6000 Paare für eineeingetragene Partnerschaftentschieden. Laut dem Bundesamt für Statistik sind 230 wieder aufgelöst worden. Im Kanton Freiburg gab es 2011 245 eingetragene Partnerschaften. Homosexuelle Handlungen waren in der Schweizbis 1942 illegal,das erhöhte Schutzalter bei sexuellen Handlungen (20 statt 16 Jahre) wurde 1990 abgeschafft. Noch immer ist dieSuizidratevon jungen Homo-, Bi- und Transsexuellen fünfmal höher als bei Heterosexuellen.cf

Zur Person

Engagiertes OK-Mitglied

Adrian Monnier gehört zum Organisationskomitee (OK) der Freiburger Pride. Der 20-Jährige macht in Freiburg seine Lehre. Wo, will er lieber nicht sagen – Freunde haben bereits schlechte Erfahrungen gemacht, nachdem sie ihren Arbeitsort veröffentlicht hatten. Der gebürtige Lausanner bezeichnet sich selbst als engagiert, «fast schon Aktivist», gehört aber keiner politischen Partei an. Stattdessen unterstützt er die Vereinigung LGBT Youth Schweiz, eine Plattform für junge Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender.cf

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