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«Die Sensibilität gegenüber solchen Naturereignissen ist gewachsen»

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Gewaltig war das Unwetter, das am Nachmittag und Abend des 11. August 1997 über Schwarzsee niedergegangen war. Nach Hagelgewittern über der Riggisalp und den Hürlinen wurden die Bäche zu reissenden Fluten und traten über die Ufer. An einigen Stellen haben sie die Bachbetten bis zu zwei Meter tief ausgefressen. Bäume am Flussufer wurden mitgerissen, wie Zündhölzer ins Tal getrieben und dort aufgetürmt.

Experten schätzen, dass allein der Riggisalpbach über 4000 Kubikmeter Geschiebe nach unten geschoben hat. Rund 25 Gebäude waren beschädigt worden, die Schadensumme wurde damals auf etwa zwei Millionen Franken geschätzt. Besonders betroffen war die Kirche: Der Schutt türmte sich auf der Rückseite der Kirche meterhoch, die Sakristei wurde total zerstört. Das Unwetter hat seine Spuren auch an Plätzen, Wiesen und Weiden, Brücken, Strassen und Wegen, Wasser- und Abwasserleitungen sowie anderen Infrastrukturen hinterlassen.

Die Aufräumarbeiten dauerten mehrere Wochen. Der Feuerwehr, der Gemeindeequipe und den freiwilligen Helfern kamen nach einigen Tagen eine Kompanie der Armee mit 120 Mann zu Hilfe, ebenso der Zivilschutz.

Drei intensive Wochen

Manfred Riedo erinnert sich noch ganz genau an den 11. August 1997. Der heutige Leiter des Bauamtes Plaffeien war an diesem Tag aus den Ferien zurückgekommen. Da er im Gemeinderat Plaffeien war und beruflich in einem Ingenieurbüro arbeitete, wurde er zum Einsatzleiter ernannt. «Während dreier Wochen wurden Sofortmassnahmen ausgeführt. Es waren drei sehr anstrengende Wochen», erinnert er sich. «Das dringendste Problem am Tag selbst war die Koordination der Einsätze.» Oberstes Ziel sei in den ersten Stunden gewesen, weiteren Schaden abzuwenden oder ihn einzudämmen.

Später ging es darum, Stras­sen und Wege wieder passierbar zu machen, Brücken notdürftig instand zu stellen und die riesigen Kieshaufen abzutragen. Allein diese Sofortmassnahmen haben die Gemeinde rund 660 000 Franken gekostet. Die Gemeindeequipe war 5600 Stunden im Einsatz. «Es war sehr intensiv und eindrücklich, aber auch lehrreich.»

Kartierung war im Gange

Als das Gröbste vorbei war, wurde das Ereignis analysiert. Nach dem Erdrutsch von Falli Hölli drei Jahre zuvor war der sogenannte Batgliss-Bericht erstellt worden und später eine umfassende Gefahrenkartierung. Eine Übersicht aller möglichen Folgen von Naturgefahren in einer Region: Erd­rutsche, Unwetter, Murgänge, Überschwemmungen. Diese Kartierung war noch in Arbeit, als das Unwetter in Schwarzsee stattfand. «Die Sensibilität gegenüber solchen Naturereignissen ist seither gewachsen», sagt Manfred Riedo. Vor den beiden Ereignissen hätten vor allem Fachleute gewarnt, nun hätten es auch breitere Kreise eingesehen. «Vorher hat man zuerst gebaut, dann reagiert, wenn etwas passiert ist. Heute wird die Gefährdungslage bereits bei der Planung berücksichtigt.» So ist er auch nicht einverstanden mit Vorwürfen, die damals laut wurden, man hätte die Schäden geringer halten können, wenn man die Bäche und Schutzwälder besser unterhalten hätte. «Es war ein zu grosses Ereignis. Nichts hätte die grosse Menge an Geschiebe angesichts der gewaltigen Naturkraft vollständig aufhalten können.»

Die Gemeinde hat in der Folge das Ingenieurbüro Philipona und Brügger mit einer Studie über das Schadenspotenzial des Riggisalpbachs sowie von sechs weiteren Wildbächen beauftragt, zusammen mit einem Massnahmenkonzept. Diese kam zum Schluss, dass die grösste Gefahr für Menschen vom Seeweidbach ausging, der den Campingplatz überschwemmen könnte. Als Absicherung wurde deshalb ein Schutzdamm erstellt.

Neue Methode

Als Hauptproblem für das hohe Gefahrenpotenzial wurden die vielen losen Geschiebemassen im Einzugsgebiet des Riggisalp- und Hürlinenbachs eingestuft. Der Riggisalpbach erhielt deshalb auf der Höhe der Stahlenhütte einen Geschiebesammler mit einem Fassungsvermögen von 12 000 Kubikmetern. Das Ingenieurbüro hat vor allem auch das weiter aufwärts liegende lose Material im Bachbett und an den Böschungen als potenzielle Gefahr eingestuft. Wo die vor Ort vorhandenen Steinblöcke nicht ausreichten, wurde für die Stabilisierung des Bachbetts und teils auch für die Sicherung der Böschung eine neue Methode angewandt. Diese hatte die ETH Zürich eigentlich für Flussverbauungen in Nepal entwickelt. Es handelt sich um sogenannte Caps, also vor Ort gegossene, zehn Tonnen schwere, armierte Beton-Elemente. Die Riggisalpbachverbauung und die begleitenden Massnahmen an anderen Gewässern haben rund 3,5 Millionen Franken gekostet; Bund und der Kanton haben das Projekt subventioniert.

«Die Verbauung garantiert, dass das Ufer weniger erodiert und dass so weniger Material losgerissen werden kann», erklärt Manfred Riedo. Er ist deshalb überzeugt, dass die Folgen eines neuen Jahrhundertereignisses deutlich abgeschwächt ausfallen würden: «Es wird wieder Schäden geben, aber in kleinerem Ausmass.» Eine Beschädigung, wie sie bei der Kirche aufgetreten ist, würde auf jeden Fall nicht mehr passieren. «Aber das sind Berechnungen – eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.»

«Es war ein schlimmes Ereignis», sagt er abschliessend. «Aber es war keine Katastrophe», relativiert er. Schliesslich seien keine Menschen zu Schaden gekommen wie etwa bei einem Flugzeugabsturz. «Sachschäden kann man reparieren; wir haben Glück gehabt.»

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