Der Schneefall der letzten Tage war eine Erlösung für die Skiliftbetreiber. Seit Donnerstag sind in Jaun, seit Donnerstagabend auch im Schwarzsee wieder Pisten geöffnet. Der Aufwand dafür war gross, die Zeit knapp.
Letzte Woche waren in Schwarzsee noch überall grüne Wiesen zu sehen, jetzt ähnelt die Region einem Winterwunderland. Der Neuschnee erfreute nicht nur die Kinder, die am Donnerstagnachmittag mit ihren Schlitten die Hänge herunter düsten, sondern auch die Bergbahnbetreiber. «Das ist Winter!», freute sich Kurt Waeber, Geschäftsleiter des Kaisereggbahnen. Er habe den Tag durch einige Leute abwehren müssen, die schon auf die Piste wollten.
«Wir mussten wieder bei null anfangen», erklärte Waeber. Der starke Wind Anfang Woche habe es zudem schwierig gemacht, die Pisten zu beschneien. «Technischer Schnee hat eine höhere Konsistenz als Naturschnee.» Deshalb halte er auch länger und sei wichtig für das kleine Skigebiet.
So entsteht eine Piste
Seit Mittwochmorgen stehen Pistenraupenfahrer Markus Zumwald und seine sechs Kollegen im Turnus im Einsatz, auch abends und teilweise in der Nacht. Zumwald arbeitet seit rund zehn Jahren als Fahrer bei den Kaisereggbahnen. Für ihn ist es ein Ausgleich zu seinem Alltagsjob als Geschäftsleiter der eigenen Schreinerei. «Eine Pistenmaschine fahren kann jeder. Pisten machen aber nicht», betonte Zumwald.
Auf einer digitalen Karte zeigt ein Pistenraupensymbol, wo sich das Fahrzeug gerade findet. Mit verschiedenen Farben, von Dunkelblau bis Weinrot, ist die Schneetiefe angegeben. Die Fahrer verteilen den Schnee mit dem rund fünf Meter breiten «Schild», das vorne an der Raupe angebracht ist, und modellieren so die Piste. Die Fräse mahlt den Schnee, damit er locker und pulvrig ist. Erst ganz am Schluss passiert das, was für die Skifahrer sichtbar ist: Die Druckplatte komprimiert und glättet den Schnee – das typische Rillenmuster entsteht.
Begehrter Arbeitsplatz
Es ist ein meditativer Job: «Man ist für sich und muss sehr konzentriert sein», erklärte Zumwald. Die Plätze als Pistenraupenfahrer seien sehr begehrt, die Ausbildung kurz. «Ich habe einen Kurs in Meiringen besucht.» Dort habe er viel über Funkverkehr und Schneebeschaffenheit gelernt. Teil des Unterrichts waren ein Lawinen- und ein Erste-Hilfe-Kurs sowie die Erweiterung der technischen Fähigkeiten: «Kleinere Sachen kann ich selbst flicken.» Wenns komplizierter wird, müsse jedoch ein Techniker hochkommen. «Abschleppen kann man die Pistenfahrzeuge nicht.»
Gefährlich sei die Fahrt keineswegs, solange man gewisse Regeln einhalte: «Das Gelände einschätzen, wissen, mit welchem Fahrzeug welche Schräghänge möglich sind und möglichst auf der Piste bleiben.» Bei Steilstücken haken die Fahrer die Pistenraupe mit einem 800 bis 900 Meter langen Drahtseil in eine einbetonierte Öse ein. So ist das Gefährt gesichert, auch wenn es einmal ins Rutschen kommt.
Alle Pisten offen in Jaun
Am Donnerstagabend haben in Schwarzsee der Riggisalp-Sessellift und der Bodenlift geöffnet, inzwischen läuft auch der Kaiseregg-Sessellift. Zuvor waren alle Anlagen drei Wochen lang geschlossen: «Das holen wir nicht mehr auf», erklärte Geschäftsleiter Kurt Waeber.
Ähnlich klingt es bei den Jaun-Gastlosen-Bergbahnen. «Wir hoffen es natürlich, aber es wird schwierig», erklärte Direktorin Barbara Schorro. Der Kinderlift sei als einziger die ganze Zeit offen gewesen. Regelmässig hätten die Mitarbeitenden mit Schaufeln morgens um 6 Uhr die Liftspur mit Schnee bedeckt. Seit Donnerstag haben nun alle Lifte sowie der Schlittelweg geöffnet. «Am Mittwoch haben wir es noch fertig schneien lassen», erklärte Schorro. «Danach hatten wir knapp eine Nacht Zeit, um alles vorzubereiten.»
Sportgeschäfte
Der Schnee macht optimistisch
Mark Huber, Geschäftsführer von Side Cut Sports, dem Sportgeschäft an der Talstation in Schwarzsee, erwartet am Wochenende einen grossen Ansturm. Die Einbussen der sonst umsatzstarken Weihnachtsferien einzuholen, sei jedoch schwierig bis nicht möglich. Vor allem das Tagesgeschäft – vergessene Handschuhe, kleinere Reparaturen sowie die Vermietung von Ausrüstung – habe gefehlt. «Schliesslich zählt aber der Durchschnitt vom Jahr oder gar von fünf Jahren», betonte Huber. Schwankungen seien normal, wenn man vom Wetter abhängig ist.
Christophe Mauron, Geschäftsleiter von Dany Sport in Marly, ist ebenfalls erfreut über den Schneesegen: «Alle fünf Minuten klingelt das Telefon», erklärte er auf Anfrage der FN. Über Weihnachten und in der ersten Januarwoche habe er bei der Vermietung von Schneesportgeräten im Vergleich zum Vorjahr Einbussen von 30 bis 40 Prozent gemacht. Was ihm zugute kam, waren die Vermietungen für die ganze Saison, die schon vor Weihnachten passierten. «Dass man im Kanton Freiburg nicht Skifahren kann, ist kein Problem.» Wenn dies im Wallis aber ebenfalls nicht möglich ist, werde es schwierig. «Es ist wichtig, dass der Schnee bis zur Fasnacht hält», so Mauron. Falls dies der Fall ist, könne er auf eine ausgezeichnete Saison hoffen.
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.