Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Diesen Trumpf müssen wir noch besser ausspielen»: Michael Wanner über ein schwieriges Jahr und die Chancen von CH Media

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Medienhaus CH Media ist letztes Jahr zwar gewachsen, hat aber erstmals rote Zahlen geschrieben. Der neue Firmenchef Michael Wanner zieht Bilanz, schaut nach vorn und sagt, ob sein Unternehmen im Druck-Geschäft tätig bleibt.

Sie haben Ihr erstes Jahr als CEO bald hinter sich. Das Unternehmen kannten Sie schon gut, aber gibt es Dinge, die Sie überrascht haben?

Michael Wanner: Was mich positiv überrascht hat und was ich in vielen Gesprächen immer wieder festgestellt habe: Unsere Mitarbeitenden haben eine enorme Leidenschaft für unsere Produkte. Gerade während der Cyber-Attacke erlebte ich, wie sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen eingesetzt haben für das Unternehmen. Es wurden unzählige Extraschichten eingelegt. Vielleicht auch eine Überraschung war, wie komplex CH Media ist.

Inwiefern komplex?

Zu unseren Stärken gehören die starke regionale Verankerung und dass wir in der Vermarktung alle Mediengattungen bedienen. Die Herausforderung besteht darin, sich einerseits effizient aufzustellen, ohne zu viele Doppelspurigkeiten, und andererseits die Marktnähe in den Regionen sicherzustellen. Hier das richtige Gleichgewicht zu finden, ist nicht trivial.

CH Media hat in einem insgesamt schrumpfenden Markt den Umsatz gesteigert, aber einen Verlust von 2,4 Millionen Franken geschrieben. Vordergründig ein Widerspruch.

Der Umsatz stieg vor allem durch Zukäufe. Das Newsportal watson und die Radios in der Zentralschweiz kamen dazu. Ursächlich für das schlechte Resultat waren hohe Einmalkosten, die Cyberattacke, teilweise zu ambitionierte Pläne und vor allem ausbleibende Werbeerlöse im zweiten Halbjahr, nicht zuletzt konjunkturell bedingt.

Deshalb haben Sie dem Unternehmen ein hartes Sparprogramm mit dem Abbau von 140 Stellen verordnet.

Es erwies sich leider als unumgänglich, um das Unternehmen wieder auf eine gesunde finanzielle Basis zu stellen.

Die Herausforderungen der digitalen Transformation, die eingetrübte Konjunktur sowie hohe Einmalkosten haben zu einem schwierigen Geschäftsjahr geführt. CH Media steigerte 2023 aufgrund von Akquisitionen zwar den Umsatz um 4 Prozent auf 445 Millionen Franken. Das Unternehmensergebnis beläuft sich jedoch auf minus 2,4 Millionen Franken. Neben dem strukturellen Rückgang im Printgeschäft war in der zweiten Jahreshälfte eine Zurückhaltung im Werbemarkt spürbar. Zudem wurde das Ergebnis durch Mehrkosten für den Aufbau neuer Geschäftsfelder, Investitionen in eine eigene IT-Infrastruktur, Aufwendungen für die Restrukturierung sowie für den Cyber-Angriff belastet. Im laufenden Jahr bleibe die Umsatzsituation angespannt, teilt CH Media mit, man blicke aber mit Zuversicht in die Zukunft und habe die Kostenstruktur nachhaltig verbessern können. Zu CH Media gehören 80 Marken, darunter Zeitungen und Online-Portale wie Aargauer Zeitung, Solothurner Zeitung, bz, Luzerner Zeitung, Zuger Zeitung, St. Galler Tagblatt, Thurgauer Zeitung, Schweiz am Wochenende und watson, des Weiteren Radiostationen wie Radio 24 oder Argovia, TV-Sender wie 3+, TV 24 und regionale Sender wie TeleZüri, Tele M1, TeleBärn, Tele 1 und TVO. Auch die Streamingplattform oneplus ist Teil von CH Media. (chm)

Alle Medienhäuser haben Stellen abgebaut, einige still und heimlich, CH Media aber mit einer sehr offensiven Kommunikation. Am Ende gab es 80 Entlassungen bei rund 1800 Mitarbeitenden. Warum dieses offensive Vorgehen?

Nachdem wir die Gemeinkosten schon deutlich gesenkt hatten, war klar, dass wir bei den Personalkosten ansetzen müssen. Es war mir wichtig, hier schnell Klarheit zu schaffen und ehrlich zu sein – auch im Sinne der Kultur eines Familienunternehmens, wie ich sie mir vorstelle: Keine Salamitaktik, sondern hinstehen und erklären. Dazu gehörte auch ein Konsultationsverfahren mit der Personalkommission, das den Abbau mildern konnte.

«Diese Sparübung belastet mich sehr», sagten Sie in einem Porträt, das der «Tages-Anzeiger» über Sie schrieb. Sind solche Massnahmen in einem Familienunternehmen schwieriger zu vollziehen als in anderen?

Entlassungen sollten immer Ultima Ratio sein, und es war für das ganze Unternehmen eine belastende Phase. Als Familienunternehmen haben wir aber auch die langfristige Perspektive: Wir wollen investieren, damit wir auch in 10 und in 20 Jahren ein funktionierendes Unternehmen haben. Und wir wollen weiterhin Journalismus auf allen Kanälen als Kerngeschäft betreiben. Um investieren zu können, müssen wir Gewinne erzielen.

Der Medienkolumnist der «Weltwoche» mutmasste, CH Media habe sich im TV-Bereich übernommen: Man habe zum «grossen Konkurrenten» der SRG werden wollen. Das habe sich gerächt.

Diese These greift zu kurz. Wir haben uns im Entertainment-Bereich als Teil unserer Strategie ein zweites Standbein aufgebaut. Wir sind heute der grösste private Anbieter im Radio- und TV-Geschäft in der Schweiz, unsere Marktposition ist hervorragend und wir sehen eine tolle Reichweitenentwicklung. Selbstverständlich kann man sich heute fragen, ob wir zu viel auf einmal parallel gemacht haben. Da ist man im Nachhinein sicher immer schlauer.

Was stimmt Sie sonst noch zuversichtlich?

Dass wir die Reichenweitengewinne nun in Umsatzgewinne am Werbemarkt ummünzen können. Erfreulich ist auch, dass wir mit der «Schweiz am Wochenende» zur leserstärksten Zeitung der Schweiz geworden sind und die Marke von einer Million Leserinnen und Lesern geknackt haben. Dazu entwickelt sich die Zahl der Digitalabonnenten sowohl unserer Zeitungsmarken als auch unseres Streamingdienstes oneplus kontinuierlich nach oben. Erfreulich war auch, dass AZ Medien und die NZZ ihre beiden Regional-TV-Konzessionen verteidigen konnten und CH Media mit Radio Central noch eine Radio-Konzession dazugewinnen konnte.

Bild: Alex Spichale

Die Reichweite Ihrer Produkte ist in vielen Bereichen grösser denn je, auch im angestammten Zeitungsgeschäft, wenn man die digitale Nutzung hinzuzählt. Trotzdem schrumpfen die Werbeeinnahmen. Ist diese Entwicklung unumkehrbar?

Das Paradoxe ist, dass der Werbemarkt in der Schweiz insgesamt gewachsen ist über die letzten Jahre. Doch die Schweizer Medienhäuser partizipieren zu wenig am Wachstum, weil von den 6 Milliarden Werbefranken schätzungsweise 2 Milliarden an Google und Facebook gehen, die weder Journalismus direkt finanzieren noch hierzulande nennenswert Steuern zahlen. Ihr Vorteil ist die Messbarkeit ihrer Werbeangebot dank der Daten, die wir ihnen alle bereitwillig zur Verfügung stellen. Was sie aber im Gegensatz zu den Medienhäusern nicht haben, sind glaubwürdige Umfelder, in denen Werbebotschaften eine viel stärkere Wirkung entfalten können. Diesen Trumpf müssen wir in Zukunft noch besser ausspielen. Und natürlich wollen wir auch die Messbarkeit verbessern, zum Beispiel mit der Brancheninitiative OneID.

Was erhoffen Sie sich vom Leistungsschutzrecht, das nun auch in der Schweiz politisch verhandelt wird?

Ich begrüsse eine Regulierung, denn die Tech-Giganten sind Infrastruktur-Monopolisten, sie kontrollieren zu grossen Teilen den Zugang zur Information im Internet. Mit Monopolisten kann man schlecht verhandeln, darum braucht es eine gesetzliche Grundlage, etwa dafür, dass Google kurze Textübernahmen von Verlagshäusern entschädigt. Andere Länder haben dies bereits getan.

Stark reguliert ist der Fernseh- und Radiobereich. Wie stehen Sie zu den politischen Vorstössen, dem grossen Player SRG Gebührenmittel zu entziehen?

Gebührensenkungen helfen, die Spiesse etwas weniger ungleich zu machen, als sie es heute sind. Die SRG bekommt heute pro Jahr 1,25 Milliarden Franken an Gebühren, die privaten insgesamt 81 Millionen. Das Verhältnis stimmt nicht. Dabei leisten die regionalen elektronischen Medien ebenfalls einen Service public, oft sogar noch wesentlich tiefer in den Regionen als die SRG. Die Gebühren sind aber nur ein Teil der Diskussion, es muss auch um Inhalte gehen. Das gutschweizerische Subsidiaritätsprinzip ist im Radio- und Fernsehbereich verloren gegangen.

Wie meinen Sie das? Die SRG macht zu viel?

Die SRG sollte anbieten, was Private nicht leisten können, und sich auf ihren Kernauftrag fokussieren: Information, Kultur und Bildung in den linearen elektronischen Medien. Uns die Champions-League-Rechte zu hohen Preisen wegzukaufen, gehört sicher nicht zum Kernauftrag. Es geht aber auch um Grundsätzliches. Die SRG breitet sich auf digitalen Kanälen aus und konkurriert die privaten Verlage, die ihre journalistischen Inhalte mit Digitalabos finanzieren müssen. Das ist etwa so, wie wenn die SRG früher eine eigene Tageszeitung herausgegeben hätte. Dafür fehlt die Verfassungsgrundlage. Wir sehen aber auch auf dem Talentmarkt ungleich lange Spiesse. Sobald wir Videojournalisten ausgebildet haben, kommt die SRG und versucht diese Leute mit dem grossen Portemonnaie zu holen.

Ringier und NZZ schliessen ihre Druckerei in Zofingen, und Tamedia prüft den Ausstieg bis 2032. Wird CH Media in diesem Geschäft tätig bleiben?

Ja, das ist unser Plan. Wir betreiben in Aarau die modernste Zeitungsdruckerei der Schweiz und sind sehr gut ausgelastet. Tageszeitungen wird es über die nächsten 10 bis 20 Jahren sicher noch geben, vielleicht erscheinen sie irgendwann nicht mehr täglich, aber verschwinden werden Zeitungen nicht so schnell. Zudem gibt es in der Schweiz immer noch viele Firmen, die auf eigene Printprodukte setzen. Wir wollen in diesem Markt tätig bleiben, und wenn andere die Segel streichen, eröffnet uns dies zusätzliche Chancen.

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema