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«Dieses Stück hat einen Puls»

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Wenn der Schauspieler und Regisseur Niklaus Talman ein Stück zum ersten Mal liest, hat er gewöhnlich sofort Bilder im Kopf und Töne im Ohr: Er sieht, wie die Figuren sich auf der Bühne bewegen, stellt sich vor, wie sie interagieren, hört ihre Stimmen. Beim Stück «Für die Nacht» der Schweizer Autorin Laura de Weck sei das anders gewesen, erinnert sich Talman im Gespräch mit den FN: «Als ich vor zwei Jahren anfing, es zu lesen, passierte nichts dergleichen.» Talman legte das Stück beiseite, doch losgelassen hat es ihn nicht. «Ich habe es ein zweites und ein drittes Mal gelesen–und plötzlich wurde es doch noch lebendig.» Die Bilder seien in dem Moment entstanden, als er den Rhythmus und die Musikalität in dem Text erkannt habe. «Das ist es, was den Reiz des Stückes ausmacht und was Laura de Wecks grosse Stärke ist: ihre höchst präzise, rhythmische, melodische Sprache.»

Unmittelbare Emotionen

Für Niklaus Talman war damit klar: Wollte er dieses Stück auf die Bühne bringen, musste er den Rhythmus herausarbeiten. Er habe sich eine Inszenierung mit Live-Musik vorgestellt–und dabei sofort an den Musiker Gustav gedacht, mit dem er bereits im Musiktheater «Don Quijote» (2014) und im Märchenstück «Bruder Lustig» (2015) zusammengearbeitet hatte.

Gustav war für das Experiment sofort zu haben: «Ich breche gerne aus meiner Pop-Rock-Welt aus», so der Musiker. Dieses Projekt sei ihm besonders reizvoll erschienen: «Das Stück hat einen Takt, einen Puls, den es herauszuarbeiten gilt.» Dazu könne er auf der Bühne beitragen: «Ich trete nicht in Konkurrenz zu den Schauspielern, aber ich kann sie unterstützen. Mit der Musik kann ich den Inhalt auf einer zusätzlichen Ebene vermitteln, kann unmittelbar Emotionen transportieren.»

Dabei habe sich für ihn die Reduktion als besondere Herausforderung erwiesen, so Gustav weiter: Er sei zuerst mit seinem gewohnten Instrumenten-Arsenal zur Probe erschienen, habe aber rasch gemerkt, dass das nicht funktioniere. «Am Schluss blieb die Kalimba, ein einfaches Instrument, das nur ein paar Töne hervorbringt, mit dem ich aber den Rhythmus des Stücks perfekt unterstützen kann.» Laut Niklaus Talman ist es das erste Mal, dass «Für die Nacht» mit Live-Musik inszeniert wird–obwohl das Stück über weite Strecken wie eine musikalische Komposition funktioniert, mit gesprochenen Solo- und Chorpassagen.

Düsteres und Heiteres

Was die vier Schauspielerinnen und Schauspieler so auf die Bühne bringen, ist auf den ersten Blick keine leichte Kost: Es geht um Verlust und Tod, um Angst und Schmerz, um Einsamkeit und Verzweiflung. Vier Menschen treffen aufeinander, jeder von ihnen sucht Trost und Mitleid, doch helfen können sie einander nicht (siehe auch Kasten). Trotzdem sei es kein düsterer Theaterabend, der das Publikum da erwarte, betont Niklaus Talman. «Aus der Tragik der Figuren ergibt sich immer wieder eine Situationskomik, so dass es durchaus auch etwas zu lachen gibt.» Es sei genau die Art von feinem Humor, die er in all seinen Inszenierungen suche. Der Gegensatz zwischen dem schweren Thema und den heiteren Elementen sei entscheidend, ergänzt Musiker Gustav: «Gerade die Tristesse ist es, die den humorvollen Momenten ihre Kraft gibt. Die Figuren tragen eine schwere Bürde, aber sie meistern doch irgendwie das Leben, das ihnen so viele Hindernisse in den Weg stellt. So gesehen ist es trotz allem ein hoffnungsvolles Stück.»

So passt es auch, wenn der Todkranke die anderen Verzweifelten immer wieder dazu aufruft, «verdammt noch mal glücklich zu sein». So einfach sei das nicht, kommt der Einwand. Darauf der Kranke: «Doch, genau so einfach ist es–das ist ja das grosse Missverständnis …»

Aula Magna,Universität Miséricorde, Freiburg. Fr., 22. April, 20 Uhr.

Ein Depressiver und ein Obdachloser in gemeinsamer Verzweiflung: Dani Mangisch (links) und Luc Spori. 

Zum Stück: Zwischen tiefer Verzweiflung und leiser Hoffnung

E in todkranker Vater (Niklaus Talman), dessen depressiver Sohn (Dani Mangisch), eine Pflegerin, die gerade von ihrem Freund verlassen wurde (Katharina Bohny) und ein einsamer, obdachloser Penner (Luc Spori): Das ist das Personal des Stücks «Für die Nacht»; vier Personen, die im Haus des Kranken aufeinandertreffen und anfangen über das zu sprechen, was sie verloren haben: die Gesundheit, die Lebensfreude, die Liebe, die Existenz. Helfen können sie einander nicht, doch allmählich schälen sich ihre Lebensgeschichten heraus. «Jeder kann seine Geschichte loswerden», so Niklaus Talman, und manchmal sei auch das schon eine Hilfe. Glück sei schliesslich auch eine Frage der Perspektive – der Pflegerin etwa gehe es in dem Moment besser, in dem sie feststelle, dass es den anderen noch schlechter gehe. cs

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