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Ein Leben im Dienste von Villars-sur-Glâne 

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Erika Schnyder war 15 Jahre lang Syndique von Villars sur Glâne.
Charles Ellena

Ihr breitkrempiger Hut war stets das Markenzeichen von Erika Schnyder. Sie war 15 Jahre lang das Oberhaupt von Villars-sur-Glâne. Nun geht die eigenwillige Syndique in Rente. Ein Abschiedsporträt.

Im Büro der Gemeindepräsidentin von Villars-sur-Glâne liegen zwischen Regalen, Tischen und Stühlen mehrere Umzugskisten und mittendrin steht ein hoher grüner Papiercontainer. Ein brauner zotteliger Hund mit dunklen Knopfaugen begrüsst den Besuch aufgeregt bellend. Frauchen redet beschwichtigend auf ihn ein. «Er ist erst ein Jahr alt», entschuldigt Erika Schnyder sein Benehmen.

Der Vierbeiner soll sie begleiten, wenn sie am 24. April ihr Amt als Syndique abgeben und in Rente gehen wird. Es wird das Ende einer langen politischen Karriere sein: Schnyder sass während zehn Jahren für die SP im Generalrat von Villars-sur-Glâne, sodann war sie zehn Jahre lang Gemeinderätin für Soziales und schliesslich stand sie 15 Jahre lang dem Gemeinderat vor.

Mit dem Kistenpacken und der Vorstellung, dass ich im Gemeindehaus bald kein Büro mehr haben werde, tue ich mich schwer.

Schnyder lässt ihren Blick über all das Material schweifen, das im Dienste der 12‘000-Seelen-Gemeinde angefallen ist. Es gibt Unterlagen, die fürs Archiv bestimmt sind, solche, die dem Nachfolger oder der Nachfolgerin übergeben werden müssen, anderes kommt in den Müll und einiges behält Schnyder für sich. 

Erfolge und Misserfolge

Das Aufräumen gibt der 66-Jährigen aber auch die Gelegenheit, noch einmal die Zeit als Gemeindepräsidentin Revue passieren zu lassen. Da ist das Fusionsprojekt 2011, welches einen Zusammenschluss der sechs Gemeinden Freiburg, Corminboeuf, Givisiez, Granges-Paccot, Marly und Villars-sur-Glâne angestrebt hatte, und aus dem drei Gemeinden später wieder ausgestiegen waren, um schliesslich erfolglos ihr eigenes Ding zu drehen. «Wenn ich daran denke, wie sich die Diskussionen ständig im Kreis drehten, wie viel Energie verloren ging und am Ende so gut wie nichts dabei herausgekommen ist… Unglaublich!»

Da ist aber auch die Gründung einer Stiftung für den häuslichen Pflegedienst im Saanebezirk. Das Freiburgische Rote Kreuz und die Familienhilfe konnten sich jahrelang nicht zu einer Fusion durchringen. Als der Kanton den beiden Mitte der 1990er-Jahre eine letzte Frist setzte, griff Erika Schnyder durch: «Ich sagte, so jetzt reicht es. Jetzt gründen wir eine Stiftung.»

Zusammen mit der damaligen Freiburger SP-Gemeinderätin Marie-Thérèse Maradan Ledergerber legte sie den Gemeinden drei Tarife vor: einen für die Stadt, einen für die Gürtelgemeinden und einen für die restlichen Gemeinden. «Als die ländlichen Gemeinden merkten, dass sie den Spitex-Dienst am meisten beanspruchen und daher am meisten kosten, beugten sie sich schnell einem Einheitstarif», erzählt Schnyder. «Mit dieser Stiftung haben wir ein wichtiges Bindeglied im Gesundheitssystem geschaffen und die häusliche Pflege von der Steinzeit in die Moderne geführt.» Denn diese sei vorher von patrizischen CVP-Frauen eher aus Wohltätigkeit betrieben worden als im Sinne einer professionellen Dienstleistung.

Die Schafferin

Erika Schnyder hat in ihrer Amtszeit im wahrsten Sinne des Wortes viel geschafft. Das sei nur möglich gewesen, weil sie sehr gut organisiert sei. «In mir steckt keine Abenteurerin.» Misserfolge hätten gleichermassen dazugehört wie Erfolge, sagt Schnyder. In der Politik brauche es einen langen Atem.

Man muss diesen heiligen Zorn im Blut haben, sonst hat man in der Politik nichts verloren. Häufig kommen die Dinge nicht voran, man kann sich vierteilen und trotzdem geschieht nichts.

Aber dann sage man sich: «So, jetzt packe ich den Stier bei den Hörnern.» Wenn dann etwas gelinge, sei dies sehr befriedigend. Unter dem Strich ziehe sie eine positive Bilanz: «Früher war Villars-sur-Glâne sehr ländlich geprägt. Im Laufe der Jahre haben sich aber zahlreiche Unternehmen angesiedelt, und heute ist die Gemeinde die drittgrösste des Kantons.» Villars-sur-Glâne habe alles, was eine urbane Gemeinde von hoher Lebensqualität ausmache: einen umfassenden Service public, eine ausgebaute Verkehrsinfrastruktur inklusive Radwegen, Arbeitsplätze und attraktive Grünzonen. «Es gibt nichts, was wir der Stadt Freiburg neiden müssten.»

Die Kritikerin

Und damit spricht Schnyder ein Thema an, das sie in jüngster Zeit stark umtrieb: ihr angespanntes Verhältnis zur Stadt Freiburg und dem Kanton. Dass sie mit der Fusion Grossfreiburgs, wie sie aktuell geplant ist, wenig am Hut hat, ist kein Geheimnis. «Eine Fusion muss allen Gemeinden gleichermassen zugutekommen und nicht bloss der Stadt», sagt sie. «Und auch die Lasten müssen gerecht verteilt sein.» Dass Villars-sur-Glâne mit einem höheren Steuerfuss als heute für die Fusion bezahlen müsse, in den künftigen politischen Gremien aber nicht dasselbe Mitspracherecht haben solle, sieht Schnyder nicht ein. Sie könne auch nicht erkennen, inwiefern Freiburg zur Attraktivität ihrer Gemeinde beitragen könnte. «Was gibt es in Freiburg schon? Die Leute fahren nach Bern, Lausanne und Genf, wenn sie etwas erleben wollen.»

Der Kanton habe zudem alles unternommen, damit Villars-sur-Glâne von aussen nicht als selbstständige Einheit wahrgenommen werde.

Warum würde sonst die Autobahnausfahrt Freiburg-Süd heissen und nicht Villars-sur-Glâne?

Bei dieser Sichtweise stellt sich die Frage, ob Villars-sur-Glâne denn nicht seinerseits zur Attraktivität des Kantonszentrums beitragen könnte? Dazu sagt Schnyder nur: «Ich habe schon lange aufgehört, an die guten Absichten der anderen zu glauben.» Die Stadt und der Kanton Freiburg wollten gross denken, dabei denke Freiburg nur an sich. Das habe man beim Schwimmbad gesehen, bei der Arbeitszone Bertigny-West. Bei allem sei Villars-sur-Glâne ein Strich durch die Rechnung gemacht worden. «Sie sollen aufhören, uns wie Idioten zu behandeln», sagt Schnyder.

Fragen zur Fusion seien einerseits abgeblockt worden. Andererseits steckten der Kanton, aber auch der Oberamtmann des Saanebezirks überall ihre Nase rein. «Das Amt der Syndique oder des Syndics hat heute viel weniger Sex-Appeal als früher.»

«Die letzte Bastion»

Trotz all des gefühlten Gegenwinds in den letzten Jahren hat Erika Schnyder bis zum Schluss durchgehalten. Warum? Das sei sie ihren Wählerinnen und Wählern schuldig gewesen.

Von vielen wurde ich als die letzte Bastion vor der Annexion durch Freiburg gesehen.

Für die Zukunft wünscht sich Schnyder, dass Villars-sur-Glâne seine Lebensqualität halten kann, dass es eine Gemeinde von menschlicher Grösse bleibt, die auf ihre Einwohnerinnen und Einwohner hört. Sie gehe mit dem befriedigenden Gefühl, ihre Aufgabe erfüllt zu haben, sagt Erika Schnyder zum Schluss. Angst vor der grossen Leere danach hat sie nicht.

Mut zum Hut

Auf Erika Schnyders Abschied als Syndique ein Blick ins Archiv – und ihre Hutkollektion.

Zur Person

Sesshafte Weltbürgerin

Erika Schnyder ist am 29. April 1955 in Sambia (früheres britisches Protektorat Nordrhodesien) als Tochter eines Luzerners und einer Engländerin geboren. Ihr Grossvater väterlicherseits war als Architekt, ihr Grossvater mütterlicherseits im Auftrag der britischen Krone in Ägypten tätig, wo sich ihre Eltern kennenlernten. Aufgrund der unruhigen Lage im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen in den britischen Kolonien kamen Erika Schnyders Eltern nach Freiburg, wo ihr Vater für eine US-Firma tätig war. Erika Schnyder ging hier zur Schule, studierte später Recht und arbeitete bis 2012 beim Bundesamt für Sozialversicherungen. 1996 wurde sie Gemeinderätin von Villars-sur-Glâne, 2006 Syndique. Sie sitzt zudem für die SP im Grossen Rat. Bei den Grossratswahlen vom kommenden November will sie sich zur Wiederwahl stellen. rsa

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