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Eine Russin erzählt, wie sie den Krieg wahrnimmt

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Der Krieg in der Ukraine betrifft auch Menschen mit russischen Wurzeln. Eine Russin aus dem Kanton Freiburg hat im Gespräch mit den FN ihre Sicht auf die Situation geschildert. 

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist seit fast zwei Wochen im Gange. Die aktuelle Situation trifft auch Russinnen und Russen. Die FN haben mit einer Russin aus dem Kanton Freiburg gesprochen, die in der heutigen Situation anonym bleiben möchte. 

«Mir persönlich wurde noch nichts Schlimmes gesagt oder getan, seit der Krieg angefangen hat», sagt die 50-Jährige. Ihr Umfeld sei für sie da. Doch sie habe bereits darüber gelesen und von anderen gehört, dass dies Russen in der Schweiz geschehen sei. Am letzten Tag vor den Schulferien, als der zweite Tag des Krieges angebrochen war, musste sich ihre Tochter in der Primarschule von Mitschülern einen Kommentar über ihre Herkunft anhören. «Ich habe Angst, dass, wenn ich hier meinen Namen sage, das schlimme Konsequenzen haben wird für meine Familie.» Auch in der Öffentlichkeit russisch zu sprechen, überlegt sie sich nun zweimal. 

Es sei eine besonders schwere Zeit, Russin zu sein. Der gesamte Druck sei auf Russland und die Russen würden als das absolute Böse dargestellt.  Man werde ständig aufgefordert, fast gezwungen, eine klare Stellung zu nehmen und sobald sie nicht eindeutig sei, werde man sofort verurteilt.  

Trotzdem möchte sie, dass auch die Russen in diesem Konflikt gehört werden. «Viele Russen haben zwar Angst, aber ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir auch zu Wort kommen.» Sie möchte Russland eine Stimme geben, damit der komplexe Konflikt zwischen den beiden Ländern besser verstanden wird. «In jedem Konflikt gibt es zwei Seiten. Es ist nicht weiss und schwarz.»

Kennt beide Seiten

Die gebürtige Russin hat Familie und Freunde auf beiden Kriegsseiten. Sie ist hin- und hergerissen, sagt sie. «Ich bin in Moskau aufgewachsen, und für mich war die Ukraine mehr als nur ein Nachbarland. Ich war oft dort in den Ferien. Als Studierende der Kunstgeschichte bin ich nach Kiew gegangen, um mir die Ursprünge der späten russischen Kunst anzusehen.» Das Verhältnis sei eng gewesen und deswegen bezeichnet sie den Krieg als einen «Krieg unter Brüdern».

Zu ihren Verwandten in Kiew habe sie schon seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr. Sie wisse nicht, wie es ihnen geht, hoffe aber, dass sie in Sicherheit sind. Sie hat jedoch eine Freundin aus der Ukraine, deren Familie aus Kiew stammt, und mit ihr leidet sie sehr. Der Sohn einer anderen Bekannten in Moskau kämpfe hingegen auf der anderen Seite – für die Russen im Krieg.  

Mit ihrer Familie in Moskau habe sie jeden Tag Kontakt. Bisher funktioniere die Kommunikation noch gut. Alles andere ist schon lahmgelegt. Die gegen Putin angekündigten Sanktionen treffen in erster Linie «die kleinen Leute». «Meine Familie hat Angst vor einem möglichen Krieg in Russland, und sie verstehen nicht genau, wieso das alles geschieht», sagt sie. Sie kenne Menschen in Russland – und in der Schweiz – die Präsident Wladimir Putin immer noch unterstützen. Es gibt auch viele andere, die ihm gegenüber vehement kritisch stehen. Für alle ist in der heutigen Situation aber eines gemein: das unerträgliche Leid.

Krieg ist keine Lösung

Sie könne nachvollziehen, wieso viele Russen hinter Putin stehen. Er habe den Menschen Stabilität und Ordnung gebracht und die Russen nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder dazu gebracht, stolz auf ihr Land zu sein. Die Kehrseite dieser Ordnung ist aber Verzicht auf politische Freiheit. Durch die derzeitigen Sanktionen, fühlt sich ein Teil der Bevölkerung wieder gedemütigt. Das könne Putin zugute kommen, weil das mentale Konstrukt des grossen Imperiums Russland noch tief in den Köpfen einiger Menschen verankert sei. «Das kann nicht so schnell geändert werden.»

Sie kennt aber auch viele Russen, die den Krieg in all seinen Facetten verurteilen. Wie sie: «Man kann die Gründe des Konfliktes zwar verstehen, aber Krieg ist der absolute Horror und nicht zu rechtfertigen. Das muss so schnell wie möglich aufhören», sagt sie sichtlich bedrückt. Mehrmals fasst sie sich während des Gesprächs verzweifelt an den Kopf, denn eindeutig Stellung zu beziehen, ist nicht leicht für sie. «In einem Krieg gibt es nie einen Gewinner.»

Hofft auf schnelles Ende

Bis zum Alter von 24 Jahren lebte sie noch selbst in Moskau und kam für die Liebe in die Schweiz. Einige Jahre lang hatte sie den Bezug zu ihrer Heimat verloren, doch als sie Mutter wurde, kam die Nähe wieder zurück. «Ich wollte, dass meine Kinder Russisch lernen und mehr über meine Kultur und Geschichte wissen», sagt sie. Vor der Pandemie besuchte sie jedes Jahr ihre Familie und machte mehrere Wochen in Moskau Urlaub. Ob ihre Kinder ihre Familie wiedersehen werden, weiss sie nicht. 

«Ich wünsche mir, dass der Krieg aufhört. Das ist unmenschlich.» Das sei das Einzige, was sie sich wünsche.  

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