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«Eine verrückte Idee wurde Realität»

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Fragt man Alexandre Emery nach seinem Beruf, dann antwortet er: «Anwalt und Operndirektor.» Der 57-jährige Freiburger hat Rechtswissenschaften studiert und führt seit 1986 eine eigene Anwaltskanzlei in Freiburg. 1996 übernahm er das Präsidium der Freiburger Oper: ohne grosse Kenntnisse, wie er einräumt, aber mit viel Begeisterung und Leidenschaft. Inzwischen sei die Oper für ihn längst viel mehr als ein Hobby; sie sei Beruf und Berufung geworden. So erstaunt es auch nicht, dass Alexandre Emery für die Eigenkreation «Carlotta ou la Vaticane», mit der die Freiburger Oper ihr 30-jähriges Bestehen feiert, nicht einfach einen Auftrag vergeben hat, sondern selber aktiv geworden ist: Die Idee und die erste Fassung des Buchs stammen von keinem Geringeren als vom Direktor persönlich.

Im Interview mit den FN sagt Emery, wie es zu der ersten Eigenkreation in der Geschichte der Freiburger Oper gekommen ist, warum es solche Kreationen braucht, und warum es sich lohnt, Risiken einzugehen.

 

 Alexandre Emery, die Ursprünge der Produktion «Carlotta ou la Vaticane» liegen weit zurück. Wie ist es zu der Idee gekommen?

Angefangen hat alles mit einer Begegnung mit dem ehemaligen Schweizergardisten Stéphane Sapin vor mehr als zehn Jahren. Sapin erzählte mir von den Ereignissen im Jahr 1998, als der Kommandant der Schweizergarde ermordet wurde. Ich dachte sofort, dass darin alles steckt, was eine gute Oper ausmacht: Geheimnis, Verbrechen, Leidenschaft, der Dekor des Vatikans… So habe ich mit Stéphane Sapin ein Buch geschrieben, ohne zu wissen, ob wir das Stück je aufführen würden.

 

 Das Buch erzählte aber nicht die Geschichte des Mordes von 1998.

Es war inspiriert von dieser Geschichte, aber es ist rasch eine Fiktion daraus geworden: Die Hauptperson ist Carlotta, eine junge Römerin, die als freie und sinnliche Frau die militärische und religiöse Männerwelt des Vatikans aufmischt. Wir wollten zeigen, dass auch eine moderne Oper alle Ansprüche des Publikums erfüllen kann: Hörgenuss, Emotionen, Theater, Leidenschaft–schlicht das Erlebnis, sich von einer Geschichte fesseln zu lassen und danach den Saal verzaubert zu verlassen.

 Die Rolle der Frau in der Kirche, die Machtstrukturen im Vatikan … Sind das nicht sehr gewagte Themen im katholischen Freiburg?

Nein, es sind Themen, die gerade in Freiburg interessant sind und mit denen wir das Publikum konfrontieren wollen. Es geht auch keineswegs um Kirchenkritik, höchstens um Kritik an religiösem Fundamentalismus. Die Figuren im Stück repräsentieren beide Seiten der katholischen Kirche: Da ist auf der einen Seite etwa der verschlagene Don Elisio, der einer erzkatholischen Sekte angehört. Auf der anderen Seite stehen Charaktere wie die gütige Nonne Immaculata, die genauso ein Teil der katholischen Kirche sind. Und Carlotta selbst ist zwar unabhängig und frei, aber dennoch gläubig.

 Das Buch schlummerte mehrere Jahre in Ihrer Schublade …

Es brauchte die richtige Gelegenheit für eine so aufwendige Eigenkreation. Diese hat sich nun mit unserem 30-Jahr-Jubiläum ergeben. Es ist wichtig, dass die heutige Oper solche Gelegenheiten nutzt, um neue Werke zu schaffen. Die moderne Oper braucht zugängliche, hörbare Kreationen, die Freude machen, sonst läuft das Publikum davon. Viele Opernkreationen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren schwer verdaulich, atonal und schwierig. Weil dies beim Publikum nicht ankam, gab es eine Zeit lang kaum noch neue Kreationen. Wir wollen einen Beitrag leisten, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen.

 

 Damit gehen Sie aber auch ein Risiko ein. Wird das Publikum Ihnen folgen?

Ich glaube ja! Das Freiburger Opernpublikum ist offen und neugierig. Und wir präsentieren ein zugängliches Werk mit Musik, die zwar komplex ist, aber lyrisch, stimmungsvoll und grösstenteils tonal. Nicht umsonst nennt unser Komponist Dominique Gesseney-Rappo Puccini, Britten und Poulenc als seine grössten Inspirationsquellen.

 

 Es ist das erste Mal überhaupt, dass die Freiburger Oper sich an eine Eigenkreation wagt. Was bedeutet Ihnen das?

Aus einer verrückten Idee wurde ein Traum und schliesslich Realität! Eine Opernkreation dieser Grösse hat es in Freiburg noch nie gegeben. Ich freue mich sehr darüber–und noch mehr freut mich das überregionale Interesse, auf das «Carlotta» bereits im Vorfeld gestossen ist. So sind etwa ausführliche Artikel in der «Revue Musicale Suisse» und sogar im renommierten britischen «Opera Magazine» erschienen.

 

 Mit welchen Gefühlen blicken Sie der Uraufführung an Silvester entgegen?

Ich bin aufgeregt, aber zuversichtlich, dass alles gut geht. Aus unserer ersten Idee ist eine funktionierende, zugängliche Oper geworden. Im Leben und in der Kunst muss man Risiken eingehen–und hier hat sich das gelohnt!

Equilibre, Freiburg. Premiere: Do., 31. 12., 19 Uhr. Weitere Aufführungen: So., 3.1., 17 Uhr; Fr., 8.1., 19.30 Uhr; So., 10.1., 17 Uhr; Fr., 15.1., 19.30 Uhr; So., 17.1., 17 Uhr. Vorverkauf bei Freiburg Tourismus: 026 350 11 00.

Rückblick

Vom Liebhaberprojekt zur Operninstitution

Die Freiburger Oper entstand 1986 auf Initiative einer Gruppe von Opernliebhabern um den ersten Präsidenten Bernard Brünisholz. Als erste Produktion brachte sie 1986/87 «Figaros Hochzeit» auf die Bühne der Aula der Universität Miséricorde. Dort fand in der Folge jedes Jahr eine Opernaufführung statt, bis zur Eröffnung des Gastspielhauses Equilibre 2011/12. 1996 löste Alexandre Emery als Präsident und Generaldirektor den Gründer Bernard Brünisholz an der Spitze der Freiburger Oper ab. Schrittweise professionalisierte er die Institution. Er arbeitete mit renommierten Regisseuren und engagierte Laurent Gendre als musikalischen Leiter. Gendre ist seit 2008 auch Dirigent des damals gegründeten Freiburger Kammerorchesters, das seither das Hausorchester der Freiburger Oper ist. Seit 2001 arbeitet die Freiburger Oper regelmässig im Rahmen von Koproduktionen mit schweizerischen und französischen Opernhäusern zusammen und hat so einen nationalen und internationalen Ruf erlangt. Heute besuchen jeweils rund 3000 Besucherinnen und Besucher die Produktionen der Freiburger Oper im Equilibre. Der Verein verfügt über ein Jahresbudget von gegen eine Million Franken und beschäftigt ganzjährig drei Personen, die zusammen auf eine Vollzeitstelle kommen. Dies sei aber kein Grund, sich zurückzulehnen, betont Präsident Emery: «Wir wollen nicht stagnieren, sondern uns weiterentwickeln, auch im Bereich unserer Strukturen und Partnerschaften.»cs

Entstehung: Das Zusammenspiel von Text, Musik und Regie

D ie Idee zu «Carlotta ou la Vaticane» hatten Alexandre Emery und Stéphane Sapin vor mehr als zehn Jahren. Um aus ihrem ersten Entwurf eine aufführungsreife Oper zu machen, brauchte es aber noch viel Arbeit und ein perfektes Zusammenspiel von Librettist, Komponist und Regisseur:

• Christophe Passer, Librettist: Für das Libretto beauftragte Alexandre Emery den Journalisten Christophe Passer. Der 51-jährige Freiburger ist seit 2015 stellvertretender Chefredaktor von «Le Matin Dimanche». Die groben Züge arbeiteten Emery und Passer gemeinsam aus, danach habe Passer freie Hand gehabt, sagt Emery. Passer sei es gewesen, der den Fokus so radikal auf die Hauptfigur Carlotta gelegt habe. «Das hat die Geschichte erst so fesselnd gemacht, wie sie heute ist.»

• Dominique Gesseney-Rappo, Komponist: Der 62-jährige Waadtländer hat unter anderem am Konservatorium Freiburg studiert und leitet die Pfarreichöre von Broc und Arconciel. Hauptberuflich ist er als Komponist tätig. Die Musik zu «Carlotta» entstand auf der Basis des Buchs von Christophe Passer. Noch bevor Gesseney-Rappo zu komponieren begann, fand vor über zwei Jahren das Solisten-Casting statt, in Anwesenheit des Komponisten. Das sei wichtig gewesen, erklärt Emery, denn so habe Gesseney-Rappo den Sängerinnen und Sängern ihre Rollen auf den Leib schreiben können.

• Denis Maillefer, Regisseur: Der heute 50-Jährige hat für die Freiburger Oper 1999 «Die lustigen Weiber von Windsor» inszeniert. Inzwischen sei der Waadtländer ein gefragter Regisseur, so Alexandre Emery. «Ich wollte schon lange wieder mit ihm arbeiten und freue mich, dass es nun geklappt hat.» cs/Bilder aw

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