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Er ist nicht hier

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Die älteste Osterbotschaft in den christlichen Evangelien ist die von der Abwesenheit Jesu: «Er ist nicht hier.» Was bedeutet die Botschaft vom leeren Grab? Und welche Relevanz besitzt sie für Christinnen und Christen damals und für uns heute?

In der Grabeskirche zu Jerusalem erinnern die meisten christlichen Konfessionen an Tod und Auferstehung Jesu. Durch die Jahrhunderte ist sie aus verschieden Auf- und Umbauten, empfindlichen ökumenischen Einigungen und dem Russ der Kerzen zahlloser Pilgerinnen und Pilger zu einem eigenwilligen Zeugnis dieses Glaubens gewachsen. Im Inneren der Grabesädikula erwartet die, die sich dorthin auf die Suche nach dem Auferstandenen begeben haben, ein lateinisches Schriftzitat: «Non est hic.» – «Er ist nicht hier.» (vgl. Mk 16,6 parr.) Am Ort, der topografisch vielleicht am nächsten an den Auferstandenen heranführt – eine ernüchternde Information.

Mit derselben Nachricht werden in den Osterberichten der Evangelien die Jüngerinnen und Jünger Jesu konfrontiert. Über längere Zeit hatten sie Jesus auf seinen irdischen Wegen begleitet. Nach dem, was wir in historischer Annäherung über ihn wissen können, muss er eine mehr als faszinierende Persönlichkeit gewesen sein. Als Jude lebte er aus einer innigen Beziehung zum Gott Israels, den er seinen Vater nannte. Seine Verkündigung stellte er unter den Anspruch, dass in seiner Person die Gottesherrschaft gekommen war. Seine Gegenwart konnte Menschen heilen und versöhnen, frei und lebendig machen. Die, die ihm folgten, sahen in ihm ihre religiöse, manche auch ihre politische Erwartung der Erlösung Israels erfüllt. Von der jüdischen Tempelaristokratie als Gotteslästerer angezeigt und von den römischen Autoritäten als Hochverräter ans Kreuz geschlagen, starb Jesus den Tod aller dieser Hoffnungen. Es blieb die Leere. Mit dem Leben Jesu zerbrach am Kreuz auch die Lebenshoffnung seiner Jünger.

Nach zwei Tagen wagen sich Frauen aus seinem Gefolge zum Grab, um den Leichnam zu salben. Trauerarbeit. Kampf gegen die Leere. Aus der Leere des Grabes spricht ein Bote: «Er ist auferstanden, er ist nicht hier.» Die Leere verweist auf ein wichtiges und zugleich verstörendes Detail: Jesus ist nicht nur lebendig – er ist dies auch in und mit seinem Leib. In der ältesten überlieferten Ostererzählung heisst es, dass die ersten Hörerinnen dieser Botschaft voller Entsetzen vom leeren Grab davonlaufen. Spätere Erzählungen berichten von Begegnungen mit dem Auferstandenen, an dessen Leib noch die Wunden seines gewaltsamen Todes wahrnehmbar sind. Jesus, so machen die Ostererzählungen der Evangelien deutlich, ist als Auferstandener weiterhin sichtbar, hörbar und berührbar. Was ihn irdisch ausgemacht hat, seine Art, mit Menschen in Beziehung zu stehen und sie lebendig zu machen, bleibt über seinen Tod hinaus wirksam. Er, der eben noch tot war – und kein anderer, kein Geist – hat den Tod überwunden. Das Johannes-Evangelium sieht den Grund für die Lebenskraft Jesu durch den Tod hindurch in der bleibenden Beziehung zu seinem Vater, die ihn mit allem, was ihn ausmacht, am Leben erhält und Leben weitergeben lässt. In diese Beziehung und ihre Leben ermöglichenden Wirkungen sieht der Evangelist auch die Jüngerinnen und Jünger hineingestellt.

Zurück in die Grabeskirche: «Er ist nicht hier.» Wenn nicht hier – so könnten heutige Suchende nach dem Auferstandenen mit den Frauen am Grab fragen – wo und wie wird er dann sichtbar und berührbar – relevant für mein Leben, im Hier und Jetzt?

Die leibliche Auferstehung Jesu bedeutet, dass unsere irdisch-leibliche Existenz im Hier und Jetzt zutiefst mehr ist als ein «Gefängnis», dessen wir uns mit fortschreitender Erleuchtung oder Ermüdung entledigen müssten. Sie bedeutet, dass alles, was uns als Menschen ausmacht, nicht im Grab bleibt, sondern in Beziehung zum Auferstandenen lebendig wird. Bis in die kleinen und grossen toten Winkel unserer irdischen Existenz – und an deren Ende.

«Er ist nicht hier.» Der Auferstandene lässt sich nicht in seinem Grab finden, sondern in unseren Gräbern. Und wo er sich finden lässt, wird Leben, das stärker ist als jeder Tod.

Zur Person

Gudrun Nassauer

Gudrun Nassauer
zvg

Gudrun Nassauer hat in Theologie doktoriert und ist Professorin für Theologie und Exegese des Neuen Testaments. Geboren in Marburg/Lahn (Deutschland) führte sie ein Freiwilligendienst nach der Matura in ein Jugendzentrum am Stadtrand von Sao Paulo, Brasilien. Sie studierte Philosophie und Theologie in München, Poona (Indien) und Rom. Mit Jerusalem ist sie eng verbunden: Zwei Jahre lang lebte sie dort, am Theologischen Studienjahr (Dormition Abbey) und an der Ecole biblique et archéologique française. Seit 2020 lehrt und forscht sie an der Universität Freiburg. fca

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