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Erdbeeren verspüren zweiten Frühling

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es ist noch etwas kühl an diesem Morgen, doch die Sonne ist da und wirft ihre Strahlen auf das Erdbeerfeld in Giffers. Adrian Vonlanthen steht staunend vor den langen Pflanzenreihen auf dem rund ein Hektar grossen Feld: «Eigentlich müssten sich diese Erdbeerpflanzen jetzt in der Winterphase befinden», sagt er. Nach der Ernte Ende Juni, Anfang Juli hatte er die Pflanzen von Unkraut befreit, die Triebe, welche die mehrjährigen Pflanzen gebildet hatten, zurückgeschnitten und sie so für die kalte Jahreszeit vorbereitet. Doch sie sind ganz offensichtlich wieder erwacht: Einige Pflanzen blühen, bei anderen sind noch unreife Beeren zu sehen und wieder andere sind voller roter saftiger Früchte.

Nur eine Sorte

«Ich nehme an, dass der schlechte Sommer die Erdbeerstauden getäuscht hat», meint der Giffersner Landwirt. «Sie haben die Winterperiode im Sommer durchgemacht und erwachen nun, als ob wieder Frühling wäre.» Die Erdbeeren sind Selbstbefruchter. Sie können also von den eigenen Pollen befruchtet werden und sind nicht abhängig von einer anderen Befruchtersorte. Sie sind deshalb etwas weniger von der Bestäubung durch Insekten abhängig, diese ist aber unerlässlich. In der Nähe des Feldes befindet sich deshalb der Bienenstock des Landwirts. Nur die Erdbeeren der Sorte «Clery», einer früh blühenden Sorte, haben diesen Zyklus durchgemacht. Auf dem Nachbarfeld, wo eine andere Sorte wächst, sind keine neuen Blüten zu sehen.

Erdbeeren brauchen Kühle

Für Dominique Ruggli, Obstbauspezialist und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Pflanzenbau beim landwirtschaftlichen Institut des Staates Freiburg, ist die zweite Blütezeit der Erdbeeren keine Überraschung. «Das kann vorkommen, dass die Pflanzen nach einem Schock die Winterphase verlassen», sagt er. Erdbeeren brauchen eine gewisse kühle Temperatur, um im nachfolgenden Jahr wieder auszutreiben. Deshalb werden neue Erdbeerstauden auch im Sommer gepflanzt und vorher in gekühlten Treibhäusern aufbewahrt, um das Pflanzenwachstum vor dem Winter zu fördern.

Bereits im Jahr 2009 sei das Phänomen mit zwei Blütenzeiten beobachtet worden, sagt Dominique Ruggli. Damals waren Kulturen durch starken Hagel im Juli beeinträchtigt worden. Im Nachgang haben Apfel- und andere Obstbäume im Herbst noch einmal Blüten getragen. «Das ist eine Überlebensreaktion der Pflanzen, wenn sie in eine Stresssituation geraten», erklärt er. Aus Sicht des Menschen dienen Blüten dazu, dass der Baum Obst trägt. «Aus Sicht der Pflanzen ist es anders: Ihr Ziel ist es, mit den Blüten die Nachkommenschaft zu sichern. Sie produzieren diesen Schub, um Samen zu bilden.»

In den Obstplantagen von Grangeneuve durchlaufen einige Apfelsorten zwei Blütezyklen. «Das betrifft aber höchstens etwa einen von 100 Bäumen», sagt der Pflanzenfachmann. Im Gegensatz zu den Erdbeeren in Giffers reiche die Zeit aber nicht, damit sich aus den Blüten Früchte bilden.

Je kühler, desto besser

Gemäss Dominique Ruggli hat eine Herbstblüte keinen Einfluss darauf, wie üppig die Ernte im nächsten Jahr ausfällt. Dies hängt unter anderem von der Witterung im Winter ab: «Je kühler der Winter, desto mehr Blüten produziert die Pflanze im Frühling.» Das sei auch der Grund, warum Pflanzen wie die Erdbeere, die naturgemäss eine kalte Phase benötigen, in südlicheren Gefilden nicht gedeihen.

Der Pflanzenfachmann erklärt, dass die Ernte nach der zweiten Blütezeit wohl weniger gross ausfällt als die erste. Das bestätigt auch Adrian Vonlanthen. «Ich gehe davon aus, dass die Ernte auf diesem Feld etwa ein Drittel des normalen Ertrags ausmacht», sagt er. Er hat das Schild zum Selbstpflücken wieder aufgestellt, denn er selbst wird diese Nachzügler-Früchte nicht mehr ernten. Das Jahr über pflanzt er auf rund acht Hektaren Bioerdbeeren an, die er unter anderem an Manor, Coop und Migros liefert. «Wir pflücken vielleicht ein paar dieser Beeren für uns, um ein oder zwei Fässer zu füllen und daraus Likör herzustellen.» Dass die Erdbeerpflanzen ihm ein überraschendes Geschenk bereiten, fasst er auch als eine Art Wiedergutmachung auf für die schwierige Zeit, die er und seine Familie nach dem Brandfall im Mai durchmachen mussten (siehe Kasten).

Auf Vertrauensbasis

Wenn das Wetter in den nächsten zwei bis drei Wochen gut bleibt, dann können die meisten Erdbeeren ausreifen. Die tiefen Temperaturen in der Nacht beeinträchtigen die Stauden nicht. «Im Gegenteil, sie halten länger, weil sie dann sozusagen in einem natürlichen Kühlschrank sind.»

Zusatzarbeit hat Adrian Vonlanthen durch die Herbsterdbeeren nicht. «Wir stellen eine Kasse und eine Waage hin, so können die Leute selbst pflücken und abrechnen.» Das habe bis jetzt gut funktioniert. «Die Leute sind ehrlich.»

Brandfall: «Der Schock hielt lange an»

A m 25. Mai 2014 ist die Lagerhalle von Adrian Vonlanthen beim Erdbeerfeld an der Obertswil-strasse in Giffers durch einen Brand komplett zerstört worden. In dieser Halle aus Holz mit Blechdach hatte er einen Teil seines Maschinenparks sowie die Materialien für das Abpacken der Erdbeeren untergebracht (die FN berichteten).

Die Brandursache konnte ermittelt werden: Chinaschilfballen, die vor der Halle gelagert waren, hatten sich erhitzt und selbst entzündet. «Der Schock hielt fast den ganzen Sommer an», sagt Adrian Vonlanthen. So kurz vor der Ernte hätten er und seine Familie einfach nur funktionieren müssen. Er ist aber auch heute immer noch froh, dass niemand verletzt wurde.

Mittlerweile hat Adrian Vonlanthen ein kleines Holzgebäude erstellt, in dem er Material lagern kann. Noch diesen Herbst will er mit dem Wiederaufbau der grossen Lagerhalle beginnen, in der auch ein Werkstattteil und ein kleiner Verkaufsladen vorgesehen sind.

In Letzterem will er seine Bioprodukte besser vermarkten: Neben Erdbeeren produziert der Giffersner Landwirt auch Mais, Gerste, Weizen und neu auch Roggen. Er hält auf seinem Betrieb Mutterkühe. Im Laden will er Trockenwürste und eventuell auch Likör anbieten, den Adrian Vonlanthen aus den Beeren sowie aus den Zwetschgen und Äpfeln der Hochstammbäume gewinnt. Eine Idee für die Zukunft ist ein Heidelbeerfeld. im

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