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Essen ist mehr als Nahrung

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Kaum ein Tourist, der die Stadt Vevey besucht, kann es sich verkneifen, ein Foto von ihr zu machen: der acht Meter hohen Gabel, die in unmittelbarer Nähe der berühmten Statue von Charlie Chaplin im Genfersee steckt. Die Gabel ist ein Werk des Neuenburger Künstlers Jean-Pierre Zaugg, der sie 1995 zum zehnjährigen Bestehen des Alimentariums, des Museums der Ernährung, schuf. Bis sie ihren heutigen Status als Touristenmagnet und Wahrzeichen von Vevey erlangte, sollte es allerdings noch eine Weile dauern: Nach dem Jubiläumsjahr musste die Gabel mangels Bewilligung Vevey verlassen und kam ins luzernische Littau, wo sie den Garten der Besteckfabrik Berndorf schmückte. 2007 kehrte sie für die Sonderausstellung «Bestecke entdecken» zurück an ihren alten Standort – und durfte dieses Mal, nicht zuletzt als Folge einer Petition, bleiben. Seit 2014 steht sie gar im Guinness Buch der Rekorde: als grösste Gabel der Welt.

Was, wie und warum essen wir?

Wer sich nicht mit einem Selfie mit der Gabel begnügt und den Schritt ins Alimentarium wagt, wird dafür mit einer kurzweiligen und lehrreichen Reise in die Welt der Ernährung und der Lebensmittel belohnt. Die breit angelegte Dauerausstellung «Essen – Die Essenz des Lebens» umfasst die drei grossen Themenbereiche Essen, Gesellschaft und Körper, beschäftigt sich also mit den Fragen «Was esse ich?», «Wie esse ich?» und «Warum esse ich?». Anstelle von temporären Ausstellungen setzt das Museum seit 2016 auf jährlich wechselnde Spezialthemen zu aktuellen Fragen rund um die Ernährung. Diese Themen werden in die Dauerausstellung integriert. Derzeit und noch bis Ende März 2019 geht es unter dem Titel «Nahrung hat ein Gesicht» um Menschen, die mit ihren Fähigkeiten Lebensmittel zu etwas Besonderem machen.

Mit diesem Jahresthema nimmt das Alimentarium den aktuellen Trend der Bewusstseinsbildung rund um Ernährungsfragen auf. Die Konsumentinnen und Konsumenten von heute wollen wissen, woher ihr Essen kommt, was darin ist, wie es verarbeitet wurde und welche Transportwege es hinter sich hat. Auf diese und auf viele andere Fragen gibt das Alimentarium Antworten, stets bemüht um Wissenschaftlichkeit und Unabhängigkeit. «Wir erklären und vertiefen Themen, bleiben dabei aber immer neutral und beziehen keine Position», sagt Museumsführerin Marianne Schoett bei einem Rundgang. Das sei umso wichtiger, als Ernährung immer mehr zur Glaubensfrage werde. Diese Tendenz nimmt das Museum im Bereich Gesellschaft auf – sinnigerweise dort, wo es auch um die Ernährungsregeln in verschiedenen Religionen geht. Die Besucherinnen und Besucher entdecken, was es mit der heiligen Kuh der Hindus und mit dem koscheren Essen der Juden auf sich hat, werden aber auch mit neuen, stets wechselnden Geboten konfrontiert, die etwa weniger Salz, weniger Fett oder weniger Zucker propagieren. «Es scheint, als würde mancherorts die Ernährung fast schon die Religion ersetzen», so Marianne Schoett.

Ein 4000 Jahre altes Brot

Da ist es wohltuend, wenn man beim Rundgang durch die interaktive und spielerische Ausstellung nicht auf Regeln und Grundsätze stösst, dafür aber auf viel Wissenswertes und Spannendes. Den Auftakt macht ein ganz in Grün gehaltener Raum, ein Garten Eden, in dem die Besucher inmitten von interaktiven Projektionen das Wachstum und die Entstehung von Nahrungsmitteln beobachten können: Salz und Quellwasser, Hopfen und Tomaten, Schweine und Störe, Algen und Insekten. «Insekten spielen für sechzig Prozent der Weltbevölkerung eine wichtige Rolle in der Ernährung», sagt Marianne Schoett. «Und auch wir, die wir Insekten nicht auf dem Speiseplan kennen, vertilgen ungewollt etwa 500 Gramm im Jahr, beim Waldlauf, im Schlaf oder auf Obst und Gemüse.»

Nach diesem Einstieg folgt ein ausführlicher Teil über die Produktion, den Transport und die Zubereitung von Nahrungsmitteln in aller Welt und zu verschiedenen Zeiten. In Vitrinen sind historische und moderne Gerätschaften zu entdecken, wie zum Beispiel eine Wassermelonenform aus Asien, mit der Wassermelonen beim Wachstum in Würfelform gebracht werden. Diese eckigen Melonen seien etwa in Japan ein beliebtes Luxusobjekt, erklärt Marianne Schoett, «teuer, aber ohne viel Geschmack». Zu entdecken ist hier auch ein 4000 Jahre alter Brotkuchen aus Ägypten, eines der ältesten Ausstellungsstücke des Museums. Er wurde 1913 bei einer Ausgrabung gefunden und zeigt, dass sich auch die alten Ägypter bereits aufs Konservieren von Lebensmitteln verstanden, in diesem Fall mit einer Vakuumierungsmethode.

Kulinarische Identität

Dass Essen mehr als blosse Nahrungsaufnahme ist, sondern auch eine grosse soziale Bedeutung hat, zeigt sich im Ausstellungsteil zur Gesellschaft. Beim gemeinsamen Essen pflegen wir Beziehungen, knüpfen Kontakte, zeigen unseren Sozialstatus und folgen Bräuchen und Ritualen. Manchmal reicht ein Geschmack oder ein Duft, um Erinnerungen zu wecken. An einer Videostation erzählen Persönlichkeiten von ihren kulinarischen Kindheitserinnerungen. «Wir alle entwickeln von klein auf eine kulinarische Identität, geprägt von der Familie und der Kultur, in der wir aufwachsen», sagt Marianne Schoett. Nostalgische Gefühle weckt auch eine nachgebaute Küche aus den Fünfzigerjahren, mit neuartigen Geräten, wie sie damals den Wohlhabenderen vorbehalten waren, etwa einem Kochherd mit dem schönen Namen «Le Rêve».

Was bei und nach der Nahrungsaufnahme im menschlichen Körper passiert, ist schliesslich Thema des letzten Teils der Ausstellung. Hier begehen die Besucherinnen und Besucher einen überdimensionalen Darm und erfahren bei verschiedenen Experimenten, wie die fünf Sinne beim Essen zusammenspielen. Interessant sind auch die Lebensmittelpyramiden aus verschiedenen Ländern, die unterschiedlich dargestellt sind und unterschiedliche Empfehlungen enthalten. So ist in Japan etwa auch die Bewegung Teil der Pyramide.

Demonstrationen und Workshops

Wer nach so viel Wissenschaftlichem zum Thema Essen Appetit bekommen hat, kann seinen Hunger im museumseigenen Restaurant stillen. Im Ausstellungsbereich hingegen wird nur bei Demonstrationen und Workshops gelegentlich etwas verkostet. Im Rahmen des Jahresthemas «Nahrung hat ein Gesicht» stehen hier noch bis Anfang Dezember die Berufe der Metzgerei-Fleischerei im Fokus, etwa mit Demonstrationen zur Wurst-Herstellung. Passend zum Advent wird es anschliessend schokoladig-süss, ehe ab Januar die Bäcker-Berufe folgen. Für Genuss ist auf jeden Fall gesorgt.

Alimentarium, Quai Perdonnet 25, Vevey. Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, im Sommer (April bis September) 10 bis 18 Uhr. www.alimentarium.org

Zahlen und Fakten

Das Alimentarium – ein Museum für alle Sinne

Das Alimentarium wurde 1985 eröffnet und war damals das einzige Museum der Welt, das sich ausschliesslich der Ernährung widmete. Es wird getragen von einer Stiftung der Nestlé AG. Das neobarocke Gebäude am Ufer des Genfersees, in dem das Museum untergebracht ist, wurde 1921 als erster Verwaltungssitz von Nestlé gebaut. 2016 wurde das Alimentarium im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums von Nestlé komplett umgestaltet. Die Arbeiten dauerten neun Monate und kosteten 19,8 Millionen Franken. Die jetzige, interaktive Dauerausstellung spricht alle Sinne an und richtet sich an alle Altersgruppen. Viele Themen lassen sich online vertiefen. Anstelle von Wechselausstellungen setzt das Alimentarium auf Jahresthemen, die in die Dauerausstellung integriert sind. Das Museum verfügt über eine Gesamtfläche von 2200 Quadratmetern; etwa die Hälfte davon entfällt auf den Ausstellungsbereich.

cs

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