Eine Versuchsanlage in St. Aubin soll zeigen, wie tierfreundliche Pferdehaltung in Gruppen mit wirksamem Bodenschutz verbunden werden kann. Dies ist auch für die Raumplanung in Sachen Fruchtfolgeflächen entscheidend.
In St. Aubin im Broyebezirk nahe dem Nationalgestüt von Avenches leben 20 Pferde in vier Gruppen auf drei Hektaren Fruchtfolgefläche. Sie sind Gegenstand der Forschung: Die ETH und Agroscope wollen auf dem Agrico-Campus herausfinden, wie eine tierfreundliche Haltung mit dem Bewahren von gutem Ackerboden einhergehen kann.
Jeweils fünf Stuten aus Sport und Zucht leben seit Beginn dieses Jahres gemeinsam auf der Versuchsanlage mit sogenannten Paddock-Trails. Das sind unterschiedlich befestigte Wege von der Heuraufe zum Unterstand mit Strohbett und zurück. Zudem gibt es auf jeder Anlage Weiden. Die Stuten tragen GPS-Sender und liefern aufgrund ihrer Bewegung auf den teils mit Kunststoffgittern, Platten oder Holzschnitzeln ausgelegten Laufgängen Daten zur Belastung des Bodens. Die Forschenden wollen klären, wie Pferdehaltung in Gruppen auf Fruchtfolgeflächen möglich ist, ohne dem Boden dauerhaft zu schaden.
«Erste Ergebnisse zeigen, dass wir den Boden dank den rückbaubaren Befestigungen schonen können», sagte Sebastian Dötterl von der ETH Zürich am Samstag anlässlich einer Begehung vor den Medien. Das Projekt habe Vorbildcharakter: Solche Anlagen seien auch für Kühe oder andere Tiere denkbar.
Pferde sind Herdentiere
Die Ergebnisse zur Bodenverdichtung und zur mikrobiellen Aktivität sind auch für die Raumplanung entscheidend: Das aktuelle Gesetz ist nicht auf befestigte Böden auf Landwirtschaftsland ausgerichtet. Es soll vielmehr Fruchtfolgeflächen schützen. In der Schweiz geht der Trend jedoch klar zur Gruppenhaltung von Pferden. Inzwischen mache diese Haltungsform rund die Hälfte aus, war in St. Aubin weiter zu erfahren. Das hat einen guten Grund: Sich frei zu bewegen und das Sozialverhalten leben zu können, ist für Pferde entscheidend für ihr psychisches und physisches Wohlbefinden. Pferde sind soziale Herdentiere und brauchen Platz. Dies wissen auch deren Besitzerinnen und Besitzer: Die Nachfrage nach Offenställen steigt, und deshalb wollen auch immer mehr Landwirte solche Anlagen bauen. Die Forschungsergebnisse sollen nun als Grundlage dienen, um dies zu ermöglichen.
Pragmatische Lösungen
Die Versuchsanlage bauen zu können, sei eine Herausforderung gewesen, sagte Staatsrat Jean-François Steiert (SP). Es hätten sich viele raumplanerische Fragen gestellt. Er sei froh, dass das Projekt nicht zuletzt dank diplomatischem Geschick zustande gekommen sei. Die Bodenqualität sei entscheidend für die Landwirtschaft und lange Zeit unterschätzt worden. «Deshalb sind wir dankbar, wenn die Forschung uns hier weiterbringt, um die Verspätung, die wir in diesem Bereich haben, wieder etwas aufzuholen.» Der Vorsteher der Direktion für Raumentwicklung sprach sich für pragmatische Lösungen aus:
«Ich erhalte jeden Monat Anfragen, die eigentlich intelligent, gesetzlich aber nicht möglich sind.»
Jean-François Steiert
Staatsrat
Als Beispiele nannte Steiert den Bau neuer Käsereien im Kanton und Fotovoltaik auf Rebkulturen. «Wir sind hier daran, kreative Lösungen zu finden, die raumplanungsrechtlich nicht ganz konform sind.» Schliesslich gehe es auch darum, welche austesten zu können.
Hufe und Fütterung
Die 20 Stuten können selber bestimmen, wo sie sich aufhalten und mit welchen Artgenossen sie interagieren möchten. Neben der Bodenqualität richten die Forschenden ihr Augenmerk auch auf die Gesundheit der Pferde und auf deren Sozialverhalten. Sie haben ihren Bewegungsapparat im Blick, untersuchen ihre Hufe regelmässig und testen verschiedene Fütterungsmodelle und deren Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Sicherheit in der Gruppe.
Fakten
Eine vierjährige Dissertation
Das Terrain für die laut Medienmitteilung europaweit einzigartige Versuchsanlage stellen der Kanton Freiburg und der aktuelle Pächter zur Verfügung. Der Aufbau der Pferdehaltungsanlagen wird durch die Sandgrueb-Stiftung, das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen und die Stiftung Pro Pferd unterstützt. Mitarbeitende des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope in Avenches betreiben die Anlage. Die interdisziplinäre Studie der Agroscope-Forschungsgruppen «Bodenqualität und Bodennutzung» und «Equiden» beinhaltet unter anderem eine vierjährige Dissertation. Das Departement Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich beteiligt sich an ihr. Konkret geht es darum, ausgewählte Bodenbefestigungsvarianten unter Berücksichtigung des Tierwohls, der Vegetation und der Belastungsintensität auf den Boden zu untersuchen. emu
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