Der Freiburger Staatsrat erklärt, wie seine Lebensmittelstrategie mit dem Klimaplan und der Strategie Nachhaltige Entwicklung des Kantons Freiburg vereinbar ist.
Von der landwirtschaftlichen Produktion über die Verarbeitung und die Vermarktung bis hin zur Wiederverwertung: Der Kanton Freiburg will entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Lebensmitteln nationale Spitze sein.
Dazu hat der Staatsrat im Januar eine Entwicklungsstrategie im Lebensmittelbereich verabschiedet (die FN berichteten). Ein entsprechender Dekretsentwurf mit einem Finanzierungsantrag wird dem Grossen Rat 2022 unterbreitet.
Die Grossrätinnen Christel Berset (SP, Freiburg) und Mirjam Ballmer (Grüne, Freiburg) wollten vom Staatsrat aber schon jetzt wissen, was die Strategie genau beinhaltet und wie sie mit dem Klimaplan und der Strategie Nachhaltige Entwicklung des Kantons Freiburg vereinbar ist.
Antwort des Staatsrats
In seiner Antwort hält der Staatsrat fest, dass die Ausgangslage für eine Freiburger Führungsrolle im Lebensmittelbereich aktuell aus zwei Gründen besonders günstig sei: Erstens werde zurzeit stark in den Agrico-Campus in St. Aubin mit Laborgebäuden und Landwirtschaftsflächen für Grossfeldversuche investiert. Und zweitens würde das schweizerische Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope bis 2024 in Posieux seine Tätigkeiten zusammenziehen, wodurch eine enge Verbindung zum Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve hergestellt werde.
Die Strategie soll gemäss Staatsrat erlauben, die verschiedenen bestehenden Projekte zu koordinieren, um Synergien zu schaffen und die Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Sie soll zudem direkte Investitionen und Talente anlocken.
Digitalisierung und weniger Antibiotika
Im Rahmen der Lebensmittelstrategie hat der Staatsrat drei Flaggschiffprogramme definiert und genehmigt, von denen alle Unternehmen unabhängig von ihrer Grösse profitieren sollen.
Das Flaggschiffprogramm Landwirtschaft und Industrie 4.0 zielt darauf ab, die Digitalisierung und Automatisierung in der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie zu fördern, um Produktivität und Wertschöpfung zu erhöhen.
Dank dem sogenannten Smart Farming sollen in der Landwirtschaft zudem weniger Antibiotika und Pestizide verwendet werden. «So können Ressourcen wie Wasser und Boden geschont werden, was den Klimaschutz und das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere verbessert.» Als konkretes Beispiel nennt der Staatsrat die kantonale Wiederankurbelungsmassnahme «Digitalisierung der Milchviehhaltung», die die Treibhausgasemissionen reduzieren soll.
Biomasseverwertung
Das Flaggschiffprogramm Biomasseverwertung umfasst zwei Hauptaspekte: die neuen Biomaterialien in der Verpackung sowie Ernährung und Gesundheit. Es sollen Moleküle mit hohem Mehrwert durch Extraktion, Fermentierung oder andere Verfahren gewonnen werden.
Konsumverhalten
Das Flaggschiffprogramm Food Living Lab konzentriert sich auf das Thema Verbraucher 4.0 mit Schwerpunkt Ernährung und Konsumverhalten. Dabei sollen Technologien der Zukunft vom Feld bis auf den Teller entwickelt und getestet werden. Das Laboratorium soll Verbraucherinnen und Verbraucher sensibilisieren und Schulen sowie die Gründung von Start-ups im Lebensmittelbereich und die Markteinführung innovativer Produkte von KMU unterstützen.
Der Staatsrat sähe in der Blue Factory den geeigneten Ort, um ein solches Laboratorium einzurichten. Er würde eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren, insbesondere der Uni Freiburg, der Fachhochschule Westschweiz, von Grangeneuve, dem Smart Living Lab und der Blue Factory unter der Leitung von Agroscope begrüssen.
Wirkung aufs Klima unklar
Die Botschaft zum Dekret werde die Wirkung der Strategie auf die nachhaltige Entwicklung darlegen, verspricht der Staatsrat. Sie werde in jedem Fall die Zielvorgabe der Freiburger Strategie Nachhaltige Entwicklung zur Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme berücksichtigen. Inwiefern die Lebensmittelstrategie mit den nationalen Zielen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen – Netto-null-Emissionen bis 2050 – beiträgt, kann der Staatsrat in Anbetracht des Stands der Arbeiten dagegen noch nicht sagen.
Schliesslich betont der Staatsrat, dass es das Ziel der Strategie sei, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen. Die Automatisierung, Digitalisierung und Robotisierung im Rahmen der Landwirtschaft 4.0 würden grundsätzlich den CO2-Fussabdruck reduzieren und gleichzeitig qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.
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