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Geht der Windenergie die Puste aus?

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Der Zustand der Windenergie sei vergleichbar mit einem stark bewölkten Himmel, bei dem ab und zu noch einige Sonnenstrahlen durchdringen. «Er ist wie typisches Aprilwetter: Er kann sich schnell ändern, und Voraussagen sind schwierig zu machen.» Diese Beschreibung machte Frank Rutschmann, Leiter der Sektion Erneuerbare Energien beim Bundesamt für Energie, am Mittwoch an der Schweizer Windenergietagung, die im NH Hotel in Freiburg stattfand. Unter dem Motto «Gemeinsam für mehr Windenergie» ging diese auch der Frage nach, warum sich die Windenergie trotz vieler geplanter Projekte in der Schweiz bedeutend weniger stark entwickelt hat als in anderen Ländern (siehe Kasten unten).

 Standorte sind umkämpft

Das Bundesamt für Energie halte die Windenergie für eine gute Ergänzung zu Fotovoltaik und Wasserkraft, betonte Rutschmann, denn durch die Windenergie lasse sich die Lücke schliessen, welche die anderen beiden erneuerbaren Energien im Winter offen liessen. Ausserdem seien Windparks schnell auf- und–falls sie nicht mehr benötigt würden–spurlos wieder abgebaut.

Die Windenergie kämpfe jedoch auch mit mehreren Problemen. So seien die Bewilligungsverfahren langwierig und komplex. Grund dafür seien der Föderalismus und die Kleinräumigkeit der Schweiz. «Es gibt viele Interessensvertreter, die um die besten Standorte kämpfen.» Ebenfalls gebe es im Schweizer Rechtsstaat sowohl für Private als auch für Umweltverbände viele Möglichkeiten, um sich zu wehren. «Dies geht zum Teil zu weit», so Rutschmann. Denn mittelfristig sei der Klimawandel eine grössere Bedrohung für das Landschaftsbild und die Biodiversität als die Windenergie.

Befristete Subventionen

Nicht förderlich für neue Windparks sei zudem, dass das Parlament im Rahmen der Energiestrategie 2050 Abstriche beim Fördersystem von erneuerbaren Energien vorsehe, sagte Rutschmann. Auf diese Problematik ging auch Nationalrat Roger Nordmann, SP-Fraktionspräsident und Präsident von Swissolar, ein. National- und Ständerat hätten ein erstes Massnahmepaket bereits beraten. Die definitive Abstimmung finde voraussichtlich im Juni 2016 statt. Als eine wichtige Änderung nannte Nordmann die sogenannte Sunset-Klausel bei der kostendeckenden Einspeisevergütung–dem Instrument des Bundes, welches die Differenz zwischen Produktionskosten und Marktpreis deckt und so den Produzenten von erneuerbarem Strom einen Preis garantiert, der ihren Produktionskosten entspricht.

Diese Klausel sieht vor, dass ab dem sechsten Jahr nach Inkrafttreten des ersten Massnahmenpakets keine neuen Anlagen mehr ins Fördersystem aufgenommen werden. Trete das Massnahmenpaket wie vorgesehen 2018 in Kraft, würde Ende 2022 den letzten Projekten diese Unterstützung zugestanden. Bereits jetzt bestehe eine lange Warteliste für die kostendeckende Einspeisevergütung, sagte Nordmann. «Die Projekte existieren, nun müssen diese aber auch zustande kommen.» Auch sei es wichtig, dass die Initianten Projekte, deren Realisierung unwahrscheinlich geworden sei, zurückziehen.

Durch die Bundessubventionen sei die Entwicklung von Windkraftanlagen in der Schweiz erst in Gang gekommen, sagte Reto Rigassi, Geschäftsführer von Suisse éole, der Vereinigung zur Förderung der Windenergie, welche die Tagung organisiert hatte. Dass diese Gelder gestoppt werden sollen, bereite ihm doch etwas Sorgen. «Wie geht es danach weiter?», fragte er. Nordmann antwortete: «Wie es weitergeht, ist noch nicht klar. Wir sind aber eine Demokratie und können dies grundsätzlich selbst bestimmen.» In einer zweiten Etappe der Energiestrategie 2050 wolle der Bundesrat das bestehende Fördersystem durch ein Lenkungssystem ablösen. «Da werden wir eine Einigung finden müssen.»

«Wir wollen gute Projekte»

Oft nicht besonders gerne gesehen bei Befürwortern von Windenergie sind die Umweltverbände. Als deren Vertreterin präsentierte Catherine Martinson, Mitglied der Geschäftsleitung vom WWF Schweiz, ihre Sicht. Der WWF habe sich seit jeher für den Schutz der Landschaft eingesetzt, gleichzeitig habe er sich auch für die Energiewende stark gemacht. «Mit dem Aufkommen von Windkraftanlagen gerieten wir in einen bedeutenden Interessenskonflikt», erklärte sie.

Der WWF sei nicht grundsätzlich gegen Windenergie, denn diese sei nötig, um die Energiewende zu schaffen, betonte Martinson. «Aber wir wollen gute Projekte.» Um in allen Kantonen einheitlicher auf neue Windkraftprojekte reagieren zu können, habe der WWF das Instrument «Windrose» entwickelt, erklärte Martinson. Damit werde ein Projekt gemeinsam mit Experten nach sieben Rubriken bewertet. Dazu gehörten eine korrekte Planung, die Auswirkungen auf einheimische und Migranten-Fledermäuse, auf Brut- und Zugvögel und auf die Lebensräume sowie weitere Einflüsse. Dank diesem Instrument sei nun der Vergleich verschiedener Projekte sowie eine sachliche Diskussion mit den Promotoren möglich. «Soll ein Windpark in einer ohnehin belasteten Landschaft zu stehen kommen, kümmern wir uns gar nicht darum.» Gefährde ein solcher aber die Biodiversität in einem Gebiet, versuche der WWF, die Promotoren zu weiteren Schutzmassnahmen zu bewegen. Erst in einem letzten Schritt erhebe er Einsprache.

Dass der Wunsch nach einer geringen Auswirkung auf die Natur von der Bevölkerung geteilt wird, zeigte eine Studie der Uni St. Gallen zur sozialen Akzeptanz von Windenergie in der Ostschweiz. Eine Anlage habe dann gute Chancen, wenn die ökologischen Auwirkungen gering seien und sie von lokalen Investoren getragen werde, sagte Wirtschaftsprofessor Rolf Wüstenhagen. «Der Grundsatz ist: Keep it local and bird-friendly.»

Die Projekte existieren. Nun müssen diese aber auch zustande kommen.

Roger Nordmann

SP-Nationalrat

Freiburg: Alle Projekte ausser Schwyberg blockiert

V on den Schwierigkeiten bei der Realisierung eines Windparks erzählte David Fattebert, Syndic der Freiburger Gemeinde Le Châtelard, an der Schweizer Windenergietagung in Freiburg. Zu Beginn der zu Ende gehenden Legislatur habe der Gemeinderat der 360-Seelen-Gemeinde im Glanebezirk ein Brainstorming gemacht, wie er die Entwicklung der Gemeinde vorantreiben könne, erzählte er. «Wir haben uns gefragt: Warum prüfen wir nicht, ob sich ein Windpark lohnen würde?»

Um aus dieser Idee nicht ein Projekt des Gemeinderats, sondern eines der ganzen Gemeinde zu machen, habe der Gemeinderat die Bevölkerung sofort informiert und sie in die weitere Entwicklung miteinbezogen. Bei einer Abstimmung sprachen sich 92 Prozent der Stimmbürger für das Projekt aus. «Die Leute identifizieren sich damit», so Fattebert. Dennoch ist nicht zu erwarten, dass Le Châtelard in naher Zukunft den ersten Windpark im Kanton Freiburg bauen wird. «Es ist paradox: Wir werden gebremst von jenen Institutionen, die stets die erneuerbaren Energien preisen» – namentlich Bund und Kanton. So plane der Bund eine Radaranlage im nahe gelegenen Torny. Windturbinen könnten bei einer solchen Anlage zu Störungen führen. Es gebe Möglichkeiten, um diese zu beheben, sagte Fattebert den FN. «Das braucht jedoch Zeit und verzögert den Prozess.» Dass Le Châtelard ein Windenergieprojekt plane, sei schon länger bekannt; solche Kollisionen könnten vermieden werden, ist der Syndic überzeugt. «Aber es fehlt jemand, der die ganze Windenergie koordiniert.»

Noch grösser sind die Hindernisse auf kantonaler Ebene. «Es gibt keinen gültigen Richtplan für die Windenergie.» Der Kanton habe zwar versucht, den Teil für die Energie aus der laufenden Revision des Richtplans, die 2020 beendet sein soll, auszuklammern und diesen bereits vorher genehmigen zu lassen, erklärte Fattebert den FN. Der Bund habe dies jedoch abgewiesen, weil der Kanton nur Kriterien, nicht jedoch die genauen Standorte für Windparks definiert habe. Würde die Gemeinde ein Baugesuch für den Windpark einreichen und ginge eine Einsprache dagegen ein, hätte sie keine Chance, das Projekt doch zu realisieren, so Fattebert. «Denn es fehlt die gesetzliche Grundlage. Deshalb sind wir nun blockiert bis 2020. Das ist frustrierend.» So seien etwa die Umweltstudien, für welche die Gemeinde gut 100 000 Franken ausgegeben habe, in vier Jahren kaum mehr gültig.

«Völlig anderes Konzept»

Er könne die Frustration von David Fattebert verstehen, sagte Serge Boschung, Vorsteher des kantonalen Amts für Energie, der ebenfalls an der Tagung war, gegenüber den FN. «Der Kanton kann aber nicht schneller vorangehen.» Erst 2014 habe der Bund die Kantone darüber informiert, dass sie bezüglich der Windenergie künftig eine Positivplanung aufweisen müssten. Dies bedeutet, dass die Kantone die Standorte für Windparks definieren müssen. «Bis dahin hatten wir eine Negativplanung, mit welcher wir die Kriterien ohne klar definierte Perimeter festlegten. Das war ein völlig anderes Konzept, bei welchem eher Promotoren und der Markt entschieden, wo ein Windpark entsteht.»

Nun sei das Amt für Energie daran, alle möglichen Standorte nach festgelegten technischen Kriterien – darunter etwa Windverhältnisse, Landschaftsschutz sowie Gefahren für Vögel und Fledermäuse – auszuwerten. «Wie stark diese Kriterien gewichtet werden und welche Standorte schliesslich ausgewählt werden, ist auch ein politischer Entscheid.»

Um den Zielen des Bundes in Bezug auf die Energiestrategie 2050 zu genügen, reichten 25 bis 30 Windturbinen, verteilt auf drei bis vier Standorte. Weil noch nicht alle Daten zu den Standorten bekannt seien, werde der Kanton wohl etwas mehr Perimeter bestimmen. «Ob Le Châtelard darunter sein wird, kann ich aber nicht sagen.»

Schwyberg als Sonderfall

Bis der kantonale Richtplan in Kraft tritt, sind deshalb alle Windparkprojekte im Kanton Freiburg blockiert – bis auf eines: Für die Schaffung einer Spezialzone für Windenergie auf dem Schwyberg habe der Kanton noch vor der Weisung des Bundes grünes Licht gegeben. «Sollte das Bundesgericht zugunsten der geplanten Zone entscheiden, müsste das Projekt grundsätzlich nicht auf den kantonalen Richtplan warten», so Boschung. rb

Zahlen und Fakten

Schweiz ist im Rückstand

Ende 2015 gab es gemäss Suisse éole in der Schweiz 34 Gross-Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 60 Megawatt. Dies ist weniger als 0,2 Prozent des Stromverbrauchs. In Deutschland waren es 25980 Anlagen mit einer Leistung von 41651 Megawatt, die 13,3 Prozent zur Stromproduktion beitrugen. Ende 2015 machte die Windkraft-Produktion in der EU etwa 11,4 Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus.rb

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