Die Hausarztpraxis Alterswil erlebt seit der Übernahme durch einen Geschäftsmann turbulente Zeiten. Doch nun soll ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.
Fehlende Betriebsbewilligungen, ausbleibende Lohnzahlungen und allgemein chaotische Zustände: So beschrieb eine Recherche von «SRF Investigativ» im Mai die Situation in zahlreichen Arztpraxen in der Schweiz. Gemeinsam ist den 18 Praxen in acht Kantonen, dass sie vom Arzt und Geschäftsmann Thomas Haehner übernommen wurden. Dieser soll gemäss SRF die Praxen schlecht geführt und mit seinem System in finanzielle Notlagen gebracht haben.
Eine der 18 Praxen ist laut SRF-Recherche die Hausarztpraxis Alterswil im Sensebezirk. Auch hier existieren Gerüchte über fehlende Löhne der Angestellten und unbezahlte Rechnungen. So sollen am Freitag, 16. Juni, sämtliche Telefonleitungen der Praxis abgestellt worden sein, da die Dachorganisation Medium Salutis GmbH – von der Thomas Haehner Geschäftsführer ist – die notwendigen Rechnungen nicht gezahlt habe. Versuchte Anrufe des FN-Reporters an die offizielle Praxisnummer stiessen an besagtem Tage tatsächlich ohne zu klingeln auf eine blockierte Leitung.
Belinda Balmer
Rechnungen offen, Löhne eingetroffen
Dass die Telefonleitungen unterbrochen wurden, bestätigt Adrian Peissard, Facharzt für Innere Medizin an der Hausarztpraxis Alterswil, gegenüber den «Freiburger Nachrichten»: «Die Leitungen sind seit heute Vormittag tot.» Dies hänge mit Sicherheit mit den ausbleibenden Zahlungen der Dachorganisation Medium Salutis GmbH zusammen. Patienten könnten die Praxis derzeit nur per E-Mail erreichen. «Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung hierfür», sagt Peissard. Grosse Probleme mit den Löhnen bestünden jedoch keine:
Es gab in unserer Praxis unter Thomas Haehner keine Lohnprobleme – die Löhne sind bezahlt.
Adrian Peissard
Facharzt für Innere Medizin, Hausarztpraxis Alterswil
Einzig er selber warte noch auf seinen Lohn des Monats Mai.
Patientenversorgung sichergestellt
Adrian Peissard räumt ein, dass es in der Praxis derzeit unruhig sei. Kurzfristig sei es zu Engpässen gekommen, sodass einzelne Sprechstunden hätten umgestellt werden müssen. Dass die Patientinnen und Patienten dadurch schlechter versorgt worden wären, denke er jedoch nicht. Peissard ist zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werde. Die Zukunft der Hausarztpraxis Alterswil ist ihm zufolge gesichert:
Von einer Schliessung sind wir weit entfernt.
Adrian Peissard
Facharzt für Innere Medizin, Hausarztpraxis Alterswil
(Los-)Lösung in Sichtweite
Die Lösung sieht laut Peissard eine Trennung von Thomas Haehner und seiner Medium Salutis GmbH vor. Dies sei auch den Patientinnen und Patienten so kommuniziert worden. «Wir streben eine Loslösung an, die hoffentlich in der nächsten Woche zu einer Einigung über die Praxisübergabe führt», sagt Peissard. Wie die Lösung dann konkret aussehe, wisse er noch nicht. Die Verhandlungen liefen aktuell.
Eine gewichtige Rolle im Falle einer erfolgreichen Übernahme spiele Peissard selbst, gibt er zu Protokoll. «Das Ziel ist, dass ich die Praxis übernehme», sagt er. So könne er versichern, dass sich solche Probleme nicht wiederholen. Seine ersten Aufgaben im Falle einer erfolgreichen Übernahme kennt Peissard auch bereits. Es gehe jetzt in erster Linie darum, möglichst rasch wieder handlungsfähig zu werden. Die Telefonie müsse wieder aufgebaut werden und neue Verträge mit diversen Zulieferern und Lieferanten abgeschlossen werden. «Diese haben uns aufgrund von Zahlungsausständen nicht mehr beliefert», sagt Peissard.
Ein neues Kapitel
Hoffnung für die Verhandlungen mache ihm auch die Gegenseite um Thomas Haehner, erklärt Peissard. «Thomas Haehner stellt sich nicht quer, es besteht dort auch eine gewisse Einsicht», sagt Peissard. Die Lage der Hausarztpraxis Alterswil in der Westschweiz im Vergleich zu den anderen Praxen, die die Medium Salutis GmbH betreibt, stelle Haehner bereits vor eine geografische sowie logistische Herausforderung.
Thomas Haehner wolle sich von dieser Zweigstelle trennen, so Peissard. Er sei daher zuversichtlich, dass ein Konsens gefunden werden könne. «Das grosse Ziel wäre, dass das Kapitel Haehner nächste Woche Geschichte ist», sagt Peissard.
Praxisübernahme
Rückhalt im Dorf und vom Kanton
Trotz der unruhigeren Zeit verspürt Adrian Peissard von der Hausarztpraxis Alterswil einen allgemeinen Rückhalt im Dorf. Deswegen sei er hinsichtlich der Patientinnen und Patienten nicht besorgt gewesen. «Wir haben den Vorteil, dass wir ein sehr konstantes Team an Praxisassistentinnen haben, welches gut im Dorf verankert ist», sagt Peissard. Zudem hätten sie bis dato gute Arbeit geleistet.
Dieser gute Leumund schlage sich auch in der Unterstützung durch den Kanton nieder. Bereits Anfang Mai seien Peissard gewisse Planungsfehler seitens der Dachorganisation Medium Salutis GmbH beim Umzug der Praxis aufgefallen. Diese hätten ihn dazu veranlasst, proaktiv mit dem Gesundheitsamt Freiburg Kontakt aufzunehmen. «Wir hatten im Vorfeld keine Patientenbeschwerden oder Qualitätsmängel», sagt Peissard. Deshalb hätte die Praxis im Falle einer Übernahme die volle Unterstützung der Behörden. «Ich habe die Unterstützung des Kantons bei der Beantragung einer neuen Betriebsbewilligung gespürt», sagt Peissard. Dieser habe schliesslich auch ein Interesse daran, dass die Patientenversorgung in Alterswil weitergeführt werde. sf
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.