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Gerhard Andrey nach Wahlniederlage: «Wir sind da, um zu bleiben»

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Gerhard Andreys Angriff auf den FDP-Bundesratssitz ist klar gescheitert – umso intensiver war dafür sein Tag. Die FN haben den Freiburger Grünen-Politiker bei diesem emotionalen Wahltag im Bundeshaus begleitet.  

6.30 Uhr: Auf dem Berner Waisenhausplatz ist es noch ruhig, es sind kaum Passantinnen und Passanten unterwegs. Nur eine kleine Gruppe von Medienschaffenden wartet vor dem Hotel. Der seit Tagen andauernde Regen hat immer noch nicht nachgelassen, auf der Strasse haben sich überall grosse Pfützen gebildet.

Exakt um 6.45 Uhr verlässt Gerhard Andrey in Begleitung seiner Frau sowie seiner beiden Kinder das Hotel. Kaum auf der Strasse sind bereits alle Kameras auf den Freiburger Bundesratskandidaten gerichtet. Obwohl bereits um sieben Uhr eine Fraktionssitzung ansteht, beantwortet Andrey geduldig alle Journalistenfragen. Er wirkt ruhig, von Nervosität keine Spur. Die Art und Weise, wie der IT-Unternehmer aus Granges-Paccot auf die Fragen antwortet, zeugt von dessen Erfahrung im Umgang mit Medien. Wie die Gefühlslage am Morgen dieses wichtigen Tages sei, möchte ein Journalist wissen. «Ich bin sehr gespannt, und ich freue mich auf die Wahlen», sagt Andrey. Auf die Frage der FN, weshalb es jetzt einen grünen Bundesrat brauche, antwortet er: «Die Umweltfragen, die grünen Themen, werden immer dringlicher.» Weiter sagt Andrey, dass es an der Zeit sei, die Grünen im Sinne der Konkordanz in die Landesregierung miteinzubeziehen: «Wir sind seit rund 15 Jahren eine 10-Prozent-Partei.» Das bedeute, dass die Grünen eine wichtige Kraft seien, die man in den Bundesrat einbinden müsse. Andrey fügt an:

Vor allem als Bürger dieses Landes fände ich es schade, wenn es heute keinen grünen Bundesrat gibt.

Sprengkandidat mit wenig Chancen

6.55 Uhr: Die Familie ist fast beim Bundeshaus angekommen. Andrey und seine Kinder gehen eng beieinander unter einem Regenschirm. Noch immer strahlt der Nationalrat Gelassenheit aus.

Dabei trägt der Bundesratskandidat an diesem Morgen eine grosse Last auf seinen Schultern: Als einziger Grüner erklärte er sich bereit, für einen Bundesratssitz zu kandidieren und einen Angriff auf einen der beiden FDP-Sitze zu lancieren. Die Kandidatur stand von vornherein unter einem schlechten Stern: Die Abwahl eines amtierenden Bundesrats gilt als äusserst unwahrscheinlich, und selbst von der linken Schwesterpartei, der SP, ist wenig Unterstützung zu erwarten. 

Bulliard-Marbach glaubt an zweite Kandidatur

Bei den «Drei Eidgenossen» treffen die FN auf die Freiburger Mitte-Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach. Für Gerhard Andrey sei die Ausgangslage ungünstig. Ihre Partei werde auch keinen amtierenden Bundesrat abwählen. Dennoch erkennt sie grosses Potenzial für den Freiburger Grünen: «Gerhard Andrey ist ein guter und kompetenter Politiker. Ich glaube, dass er wieder für den Bundesrat kandidieren wird.» 

7.50 Uhr: Der Lärmpegel im Bundeshaus ist hoch, überall werden Interviews und Telefonate geführt, einige Parlamentarierinnen und Parlamentarier trinken in der Cafeteria noch einen Kaffee. Dann ist es so weit: Die letzten Parlamentsmitglieder nehmen ihre Plätze im Nationalratssaal ein, kurz darauf eröffnet Nationalratspräsident Eric Nussbaumer die Wahlen. Bevor die Mitglieder des Bundesrats gewählt werden, verabschiedet Nussbaumer den scheidenden Bundesrat Alain Berset und den abtretenden Bundeskanzler Walter Thurnherr.

Auf Bildschirmen überall im Bundeshaus wird das Geschehen im Plenarsaal live übertragen. Hin und wieder ist Gerhard Andrey zu sehen: Er wirkt hoch konzentriert, auf seinem Gesicht zeichnet sich nun deutlich die Anspannung ab. 

«Hatten auf mehr Stimmen gehofft»

9.59 Uhr: Gerhard Andreys Ambitionen nehmen ein jähes Ende: Ignazio Cassis ist wiedergewählt – und zwar deutlich: Er erhält 167 von 239 gültigen Stimmen. Nur gerade 59 Stimmen gehen an Andrey. Obwohl die Grünen mit der Niederlage gerechnet haben, ist dieses Resultat eine Enttäuschung. Umso mehr, weil es zeigt, dass wohl viele Stimmen der SP an Cassis gingen. Andreys Gesicht ist auf allen Bildschirmen zu sehen. Enttäuscht bleibt der 47-Jährige auf seinem Sessel sitzen. 

Gerhard Andrey unterliegt deutlich. 
Bild Keystone 

Enttäuschung ist auch bei der Co-Präsidentin der Freiburger Grünen zu spüren, die die FN in der Wandelhalle treffen: «Wir hatten auf mehr Stimmen gehofft. Das Ergebnis ist ernüchternd», sagt Bettina Beer im Interview. Dennoch gibt sie sich kämpferisch:

Im Bundeshaus besteht ein Machtkartell. Die Grünen werden weiterhin dafür kämpfen, dieses zu durchbrechen.

Nicht der richtige Moment

Alles andere als enttäuscht zeigt sich die Freiburger SP-Nationalrätin Valérie Piller Carrard. «Ich freue mich, dass wir eine gute Nachfolge für Alain Berset gefunden haben», sagt sie den FN und spricht damit die Wahl von Beat Jans (SP/BS) an. Der Anspruch der Grünen auf einen Sitz in der Landesregierung sei zwar berechtigt, aber: «Heute war noch nicht der richtige Moment für einen grünen Bundesrat», sagt sie weiter. Auf die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für ein grünes Mitglied im Bundesrat gekommen sei, antwortet sie: «Erst wenn ein rechter Bundesrat zurücktritt, müssen wir die Konkordanz neu überdenken.» 

Gerhard Andrey applaudiert bei der Wiederwahl von Bundesrat Ignazio Cassis, bei den Gesamterneuerungswahlen des Bundesrates durch die Vereinigte Bundesversammlung. 
Archivbild Keystone 

«Ich hätte mir mehr Mut gewünscht»

Kurz nach dem Mittag tritt Gerhard Andrey nun endlich aus dem Nationalratssaal. Er wirkt gefasst, doch die Enttäuschung kann er nicht ganz verbergen. «Das Wahlergebnis ist für uns keine Überraschung. Trotzdem haben wir mit mehr Stimmen gerechnet.» Und weiter sagt er im FN-Interview: «Wir hätten uns von der Vereinigten Bundesversammlung mehr Mut gewünscht, die Konkordanz auch wirklich zu leben.» Die heutige Wahlniederlage sei aber kein Grund für die Grünen, ihr Engagement nicht weiterzuführen: «Wir werden weiter kämpfen für eine intakte Umwelt, für eine faire, gesunde Gesellschaft und für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.» Er könne der Niederlage durchaus auch Positives abgewinnen. Die Grünen hätten durch seine Kandidatur signalisiert, dass sie bereit sind, im Bundesrat Verantwortung zu übernehmen. 

Der Vorteil einer Nichtwahl ist auch, dass ich nun etwas Zeit finde, mich von dieser intensiven Zeit zu erholen.

Im Interview macht der gescheiterte Bundesratskandidat vor allem eines klar: Er und die Grünen werden noch von sich reden lassen. Mit Nachdruck fügt er hinzu: «Wir sind da, um zu bleiben.» 

Reaktionen

Freiburger Delegation im Bundeshaus

Um die Bundesratskandidatur von Gerhard Andrey sowie die Kandidatur von Nathalie Goumaz zur Bundeskanzlerin zu unterstützen, war gestern eine Freiburger Delegation im Bundeshaus anwesend: Staatsratspräsident Didier Castella, die Staatsräte Philippe Demierre und Jean-François Steiert sowie Staatskanzlerin Danielle Gagnaux-Morel verfolgten die Wahlen von der Zuschauertribüne des Bundeshauses aus.

«Andrey wäre ein guter Bundesrat»

Vor der Zuschauertribüne zum Nationalratssaal unterhielten sich die FN mit den Staatsräten Castella und Steiert über die Bundesratskandidatur des Freiburgers Gerhard Andrey. «Gerhard Andrey ist durchaus geeignet, das Amt des Bundesrats auszuüben», sagte Steiert vor der Wahl. Aus kantonaler Perspektive sei es wünschenswert, jemanden aus dem eigenen Kanton in der Landesregierung zu haben. 

Beiden Freiburger Kandidierenden war gestern dann kein Erfolg beschieden: Die Freiburger SVP-Kandidatin für das Bundeskanzleramt, Nathalie Goumaz, schied im ersten Wahlgang aus. Auch Gerhard Andreys Ambitionen auf einen Grünen Bundesratssitz scheiterten klar. 

Der Staatsratspräsident konnte dem Ergebnis auch Positives abgewinnen. «Wir haben schon gewusst, dass es schwierig werden wird für Gerhard Andrey», sagte Castella. Er zeigte sich nicht enttäuscht, sondern fand das Ergebnis nicht so schlecht: «Es erlaubt Gerhard Andrey, viel Sichtbarkeit zu gewinnen.» Denn: «Mit der Sichtbarkeit von Gerhard Andrey gibt es auch mehr Sichtbarkeit vom Kanton Freiburg.» mbe

Kommentare (2)

  • 16.12.2023-Moritz Schafer

    Geschätzte Damen und Herren
    Da ich gerade die Möglichkeit habe mich bei ihnen zu melden,möchte ich ihnen folgendes mitteilen, wir sind seit 1972 Abonnementen der FN.Natürlich möchten wir hin und wieder die FN. im Internet lesen Einer unser Söhne hat es eingerichtet, aber das klappt nicht, jedesmal heisst es: wollen sie für 30 Tage gratis testen, oder, die Abo Angebote ansehen, oder registrieren geht auch nicht… Das Nervt, an was kann das liegen?
    Mit freundlichen Grüssen
    Moritz & Blanca Schafer

    • 17.12.2023-f.calislar@freiburger-nachrichten.ch

      Guten Tag. Vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir werden die Sache abklären, und die zuständige Stelle meldet sich direkt bei Ihnen. Freundliche Grüsse und schönen Sonntag,.

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