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«Glaube misst sich nicht am Messebesuch»

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Moritz Boschung, die Pfarrei Alterswil begeht am Sonntag Ihr Priesterjubiläum. Was bedeutet dieser Tag für Sie?

Das ist ein Tag des Dankes, der Freude und der Besinnung.

 

 Vor 60 Jahren, am 28. Juni 1953, sind Sie zum Priester geweiht worden. Was hat Sie dazu bewogen, ins Priesterseminar einzusteigen?

In der ersten Klasse in Bösingen sagte der Pfarrer eines Tages: «Ihr sollt Gott mehr lieben als alles andere.» Diese Aussage hat mich sehr erschrocken und nicht mehr in Ruhe gelassen. Denn ich hatte meine Familie und mein Heim lieber als Gott. Ich wusste also, dass ich einen Beruf ausüben sollte, bei dem ich Gott mehr liebe als alles andere. Deshalb habe ich mich entschieden, Pfarrer zu werden.

 

 1953 haben Sie in Tafers Ihre erste Stelle als Kaplan angetreten. Wie haben Sie diesen Einstieg erlebt?

Wir wurden auf Gehorsam gedrillt. Ich hatte das Glück, dass ich mich mit Pfarrer Paul Perler gut verstand. Er hatte mich sehr gut in die Seelsorge eingeführt. Schön waren all die Stunden im Waisenhaus und die vielen Haus- und Krankenbesuche. Als junger Kaplan bin ich mit viel Liebe und Freude empfangen worden. Tafers zählte damals 304 Haushalte; diese habe ich jedes Jahr aufgesucht.

 

 Danach arbeiteten Sie in den Pfarreien St. Johann Freiburg, Murten, Schmitten und Rechthalten/Brünisried, bevor Sie vor 15 Jahren nach Alterswil kamen. Wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Das kann ich beim besten Willen nicht sagen, es war überall anders. In der Unterstadt zum Beispiel waren das Gefängnis und das Armenhaus sehr wichtig für mich. Ich habe viele Besuche gemacht und dabei auch Mörder näher kennengelernt. Angst mussten wir Priester nie haben, die Gefangenen hatten grossen Respekt vor uns. Ich habe gelernt, dass man die Menschen gernhaben muss, dann haben sie dich auch gern. An diese Zeit habe ich unvergesslich schöne Erinnerungen.

Wie haben Sie im reformiert geprägten Murten die Ökumene erlebt?

Wir hatten einen sehr lebendigen und interessanten ökumenischen Gesprächskreis mit dem Pastor von Kerzers. Im Jahr 1965 konnten wir in Kerzers die katholischen Gottesdienste wieder einführen. Das war aber alles andere als einfach.

Wie sind Sie mit diesen vielen Wechseln umgegangen?

Jeder Wechsel tut weh, weil man mit den Leuten vor Ort Freundschaften aufgebaut hat und mit ihnen verbunden ist. Aber ich habe mir immer wieder gesagt: Am neuen Ort triffst du auch auf gute Leute.

 

 Aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 ist eine Liturgiereform hervorgegangen. Wie haben Sie diese in der Praxis bewältigt?

Wir deutschsprachigen Vikare waren sehr froh darüber und haben die Reform mit Freude aufgenommen. Wir haben gespürt, dass das Latein an den Gläubigen vorbeigeht.

 

 In 60 Jahren hat sich viel verändert, unter anderem die Einstellung vieler Katholiken zur Kirche. Wie gehen Sie damit um, dass die Kirchenbänke immer leerer werden?

Wenn jemand am Sonntag nicht in die Kirche geht, heisst das nicht, dass er sonst nie betet. Man darf Religiosität nicht am Besuch des Sonntagsgottesdienstes messen. Die religiöse Praxis ist nicht der alleinige Massstab für die Religiosität der Katholiken.

 

 Haben Sie ein Rezept gegen den Priestermangel?

Als Priester muss man versuchen, sein Priestertum froh und positiv zu leben und dies auszustrahlen. Es ist ein beglückender und erfüllender Beruf.

 

 Welches waren und sind für Sie die schönen Momente im Leben eines Priesters, welches die schwierigen?

Die schönen Momente sind die Kirchenlehre mit den Kindern, die Haus- und Krankenbesuche, aber auch die Beerdigungen. Sie können einem sehr viel geben. Der Kontakt mit den Menschen gehört zu den Höhepunkten in der Seelsorge. Was mich hingegen beschäftigt und bedrückt, ist, dass wir nicht allen Ansprüchen genügen können.

 Als Seelsorger kennen Sie die Sorgen und Nöte der Bevölkerung. Worin bestehen diese?

Die Gesundheit, das Alter und die Angst um den Job beschäftigen die Menschen. Genauso präsent ist die Sehnsucht nach einem intakten Familienleben und die Angst um dessen Zusammenhalt. Die ältere Generation beschäftigt auch die Tatsache, dass die jüngere Generation religiös nicht mehr so aktiv ist. Früher war es hauptsächlich die materielle Not, die den Menschen Sorgen bereitet hat.

 

 Seit dem 13. März steht der katholischen Kirche mit Papst Franziskus ein neues Oberhaupt vor. Was sagen Sie zu seiner Wahl?

Wir sind begeistert und zufrieden. Das bringt neuen Wind. Papst Franziskus ist ein einfacher Mann und er wird tun, was in seinen Kräften liegt. 

 

 Was wünschen Sie der Kirche für die Zukunft?

Mehr Freude und mehr Vertrauen auf Gott. Denn er ist der Herr der Kirche und er wird die Gläubigen nicht fallen lassen.

 

 PfarrkircheAlterswil. So., 16. Juni, 9 Uhr Festgottesdienst mit Einzug.

Zur Person

In und über Pfarrei hinaus sehr aktiv

Moritz Boschung wurde am 29. Juni 1927 in Bösingen geboren und ist dort aufgewachsen. Er besuchte das Kollegium in Freiburg, bevor er ins Priesterseminar eintrat. Am 5. Juli 1953 feierte die Pfarrei Bösingen seine Primiz. Moritz Boschung ist nicht nur an Kunst und Brauchtum interessiert, er ist auch bereits dreimal nach Santiago de Compostela gepilgert. Er begeht in Alterswil täglich einen Gottesdienst und ist in der Kinder-Pastoralarbeit tätig. Zudem besucht er Drogen- und Alkoholkranke, begleitet Kranke zu Hause oder im Spital und nimmt rege am Vereinsleben teil. Bei all den Aufgaben in der Pfarrei arbeite er eng mit der pfarreibeauftragten Bezugsperson Rosmarie von Niederhäusern zusammen.ak

 

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