Gute Vorsätze versus Wünsche

Jeder Tag eignet sich gleichermassen, um im Leben etwas Neues auszuprobieren oder etwas zu ändern.

Doch der Jahreswechsel lädt ganz besonders dazu ein, dass man in Zukunft ein mutigerer, aufmerksamerer, freundlicherer oder bescheidenerer Mensch sein möchte. Viele erfahren in den letzten Tag des Jahres geradezu einen Motivationsschub, und einige glauben gar, dass dieser die nächsten 365 Tage andauern wird. Eifrig werden gute Vorsätze gefasst; wie viele umgesetzt werden, ist eine andere Frage.

Die sogenannt guten Vorsätze werden gefasst, und dann muss mit eisernem Willen an der Umsetzung gearbeitet werden. Entschlossenheit ist gefragt, oft gar Verbissenheit. Da vergeht so manchem schnell einmal das Lachen, und so haben diese guten Vorsätze oft nur eine kurze Lebensdauer!

Ich habe die guten Vorsätze durch Wünsche ersetzt.

Der Vorsatz, finde ich, hat etwas Hartes, Starres, etwas Forderndes an sich; ich muss mich anstrengen, muss mir Mühe geben, jeden Tag aufs Neue daran arbeiten. Der Druck ist hoch – und wehe, ich versage! Dann darf ich mich mies fühlen und ein schlechtes Gewissen haben.

Ein Wunsch hingegen ist federleicht und sanft. Er ist nicht Befehl, nicht Herausforderung, er macht mich nie klein, gibt mir nie ein Gefühl des Unvermögens. Er motiviert mich auf unaufdringliche Weise. Ich muss nichts, er ist anspruchslos, ich darf mich von ihm tragen lassen. Er ist da für mich, wertet nicht, misst nicht die Leistung.

Wünsche erfüllen sich um so vieles leichter als Vorsätze.

In der Regel formulieren wir Wünsche anders als Vorsätze. Mit mehr Herz, aus dem Bauch heraus, ohne «ich muss», «ich will», wir legen sie nicht auf die Waagschale.

Sie sind Sehnsucht und Wollen, im Herzen gepflanzt und im Universum genährt. Sie stärken, geben Hoffnung und Vertrauen, sie sind Wunder, die sich erfüllen.

Ein Bonmot aus Asien sagt: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen.
Daher überlege ich sie mir sorgfältig, da sie – im Gegensatz zum Vorsatz, der mit zäher Hartnäckigkeit auf unseren maximalen Einsatz wartet – mit unglaublicher Leichtigkeit davonschweben und nichts mehr begehren, als sich zu erfüllen.

Wünsche sollen nie verraten werden, und es versteht sich von selbst, dass sie nicht materieller Natur sind. Und vielleicht liegt es genau daran, dass sie so oft erhört werden.