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Hengstabbau im Nationalgestüt: Freiburger Züchter sind alarmiert

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Der Bund will die Anzahl der Freiberger Zuchthengste im Nationalgestüt bis 2030 von 60 auf 45 reduzieren. Der Aufschrei unter Deutschfreiburger Züchtern ist laut: Sie sehen die Zucht der Schweizer Pferderasse gefährdet. 

Der Freiberger ist die einzige noch lebende Schweizer Pferderasse. Als vielseitiger Partner für Familien erfreut er sich zunehmender Beliebtheit in ganz Europa: Das Freibergerpferd besticht durch seine Gelassenheit. Doch nun schwindet die Unterstützung für diese Rasse: Am Schweizer Nationalgestüt (SNG) in Avenches soll die Anzahl Zuchthengste von 60 auf 45 schrumpfen, wie die «Bauernzeitung» berichtete und Marc Andrey, Leiter Kommunikation Agroscope, auf Anfrage bestätigte. Alle Bereiche der Bundesverwaltung seien aktuell von Sparmassnahmen betroffen, auch das Schweizer Nationalgestüt als Teil von Agroscope, des Kompetenzzentrums des Bundes für landwirtschaftliche Forschung. Geplant sei, dass der Abbau der Zuchttiere über natürliche Abgänge und den teilweisen Verzicht auf einen alljährlichen Ankauf von Junghengsten vonstattengehe. 

Die Deutschfreiburger Züchter des Freibergerpferds sind empört: «Mit diesem Vorhaben sehen wir schwarz für das Fortbestehen der Freibergerzucht wie auch für das Fortbestehen des Nationalgestüts», sagt Hans Bielmann, Geschäftsführer der Pferdezuchtgenossenschaft des Sensebezirks (PZG). «Es ist eine Katastrophe.» Um diese zu verhindern, habe die PZG einen Antrag an den Schweizerischen Freibergerverband verfasst und diesen jetzt erst mal anderen Zuchtgenossenschaften und Vereinen rund um das Freibergerpferd vorgelegt.

Wir, die Züchter von Freibergerpferden, erachten es als unbedingt notwendig, dass der Fokus im Nationalgestüt wieder vermehrt auf der Zucht des Freibergerpferds liegt.

Hans Bielmann
Pferdezuchtgenossenschaft des Sensebezirks

Ein Blick auf den Antrag zeigt auf, dass sich die Züchter nicht nur um die Freibergerzucht Sorgen machen, sondern auch grundsätzlich um die Institution Nationalgestüt: 

So tragisch es auch tönen mag, aber wenn es so weiterläuft wie bisher, ist das der sichere Tod des Nationalgestüts.

Pferdezuchtgenossenschaft des Sensebezirks

Die genetische Vielfalt der Freibergerpferde gehöre ganz klar zu einer der Hauptaufgaben des Nationalgestüts. Ein Abbau von Hengsten gehe in die falsche Richtung: «Wir erachten es als zwingend notwendig, dass das Gestüt jedes Jahr zwei- bis drei dreijährige Hengste zukauft.» Auch deren Ausbildung sei Sache des Nationalgestüts. «Wer, wenn nicht das SNG mit seinen ausgewiesenen Fahrern, soll das sonst machen?», heisst es in dem Antrag weiter. Sämtliche Freibergerzüchter und Züchterinnen in der ganzen Schweiz fühlten sich vom Nationalgestüt im Stich gelassen. Gemäss Hans Bielmann unterstützen alle bisher angefragten Zuchtgenossenschaften und Vereine rund um das Freibergerpferd den Sensler Antrag.

Die konkrete Forderung: Die Leitung des Freibergerverbands müsse die Führung des Nationalgestüts überdenken und eine Absonderung von Agroscope auf höchster politischer Ebene prüfen. Die PZG werde diesen demnächst mit deren Unterschriften an den Freibergerverband schicken. 

Keine Motivation

Bruno Spring von der Pferdezucht- und Berggenossenschaft des Seebezirks bläst ins gleiche Horn: 

Es ist schlimm für die Freibergerzucht – und dass wir das Nationalgestüt vergammeln lassen, ist ein Armutszeugnis für die reiche Schweiz. 

Bruno Spring
Pferdezucht- und Berggenossenschaft des Seebezirks

Der Seebezirk stehe voll hinter dem Antrag. Mit dem Vorhaben schwinde die Motivation unter den Züchtern, einen Zuchthengst aufzuziehen. «Bis jetzt haben sie jedes Jahr Junghengste gekauft und einen guten Preis bezahlt.» Nun bringe es einem Züchter rein gar nichts, wenn ein Hengst den Test im jurassischen Glovelier besteht «und er ihn dann nicht verkaufen kann». Dabei geniesse der Freiberger in ganz Europa Aufwind. Verkauft ein Züchter einen Hengst für 4000 Franken ins Ausland, seien die Kosten mitnichten gedeckt.

Auch ist es für Bruno Spring unverständlich, dass das Nationalgestüt offenbar keine privaten Pferde mehr ausbildet: «Freibergerpferdebesitzer kamen zu uns und sagten, dass das Nationalgestüt wegen Zeitmangels abgesagt habe.» Für die Ausbildung der Zuchthengste im Frühling seien in den vergangenen Jahren Externe hinzugezogen worden. «Das kann es doch nicht sein», sagt Bruno Spring. «Reit- und Fahrpferde auszubilden erfordert ein grosses Wissen, das kann nicht jeder.» Das Wissen zu bewahren, sei klar Aufgabe des Nationalgestüts. 

Wie ein Blick in die Verordnung über die Tierzucht des Bundes zeigt, ist neben der Zucht auch das Wissen zur Nutzung der Pferde beim Nationalgestüt verortet: Das Nationalgestüt soll nicht nur die genetische Vielfalt der Freibergerrasse fördern, sondern auch angewandte Forschung in den Bereichen Zucht, Haltung und Nutzung von Equiden betreiben, die Züchterinnen und Züchter bei der Zuchtarbeit unterstützen sowie den Wissensaustausch fördern in Sachen Haltung und Nutzung. Zudem ist in der Verordnung von Beratung die Rede.

Alljährlich öffnet das Nationalgestüt seine Türen und bietet dem Publikum Spektakel wie zum Beispiel das Römerwagen-Rennen.
Archivbild Corinne Aeberhard

Keine Kündigungen

Gemäss dem Mediensprecher von Agroscope, Marc Andrey, kann das Nationalgestüt «unter anderem die Vollzugsaufgaben gemäss Tierzuchtverordnung mit einem reduzierten Hengstbestand voll erfüllen». Agroscope werde Freiberger Hengste ab 2024 nach Bedarf des Tierbestands und zur Erfüllung des Auftrags zur Förderung der genetischen Vielfalt der Freiberger erwerben. «Wir haben zudem Samen von über 150 Freiberger Hengsten eingefroren, davon 140 Hengste von Agroscope. Diese stehen ebenfalls für den Erhalt der genetischen Vielfalt der Rasse zur Verfügung.» Der Entscheid, den Hengstbestand in Avenches zu reduzieren, sei mit dem Bundesamt für Landwirtschaft und mit dem Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung abgestimmt.

In Sachen Infrastruktur am Nationalgestüt seien deswegen keine Änderungen geplant. «Wofür die freien Boxen später verwendet oder wie sie eingesetzt werden, ist noch nicht definiert», so Marc Andrey. Eine Möglichkeit sei, Boxen zusammenzulegen und den Platz für die Tiere zu erweitern. Die Anzahl Vollzeitstellen beim Stallpersonal werde bis 2030 über natürliche Fluktuationen um 1,3 Vollzeitstellen reduziert. Kündigungen seien nicht vorgesehen. 

Der Freiberger

Ein Pferd für die ganze Familie

Die Wiege der Freiberger Rasse ist der Jura. Der Freiberger gilt als der letzte Vertreter des leichten Zugpferds in Westeuropa. Die anderen Pferderassen Schweizer Herkunft sind im Laufe des 20. Jahrhunderts gänzlich verschwunden. Das rare und teure Pferd stand gemäss dem Schweizerischen Freibergerverband vor dem Ende des 16. Jahrhundert allein dem Adel, dem Hochbürgertum und dem Klerus zu. Gegen 1620 tauchte das Pferd in der Juragegend und im Dienst des Postverkehrs auf. Zu der Zeit erlebte die Pferdezucht im Jura einen Aufschwung. Seit damals pflegen die jurassischen Landwirte eine Vorliebe für die Pferdezucht. Während des Zweiten Weltkriegs erlebte die Rasse eine Blütezeit: Überall brauchte es Pferde, sei es in der Armee oder im Ackerbau. Das Jura-Pferd erhielt Lob von allen Seiten und verdrängte alle anderen Schweizer Zugpferderassen. Inzwischen hat sich das Freibergerpferd zu einem vielseitigen Freizeitpartner entwickelt: Der Freiberger eignet sich fürs Fahren wie auch fürs Reiten. Dank seines Charakters gilt er heute zudem als Familienpferd. emu

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