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«Hooligans gibt es, seit es Fussball gibt»

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«Hooligans gibt es, seit es Fussball gibt»

Im Gespräch mit dem Experten David Zimmermann

Die «Hooligans» sind an der laufenden Fussball-EM in aller Munde. Die FN haben sich zum Thema mit David Zimmermann unterhalten, einem Fachmann, welcher die Szene kennt und selber in Zürich ein präventives Fan-Projekt aufbaut.

Mit DAVID ZIMMERMANN
sprach UELI STRASSER

Wer sind eigentlich diese «Hooligans»?

Vom Alter her sind sie so zwischen 20 und 35 Jahre alt. Ihre politische Ausrichtung ist völlig unterschiedlich – es gibt sowohl Hooligans von der linken wie auch von der rechten Szene, und auch sozial sind sie über alle Schichten verteilt, aber tendenziell stammen sie eher aus der Mittelschicht.

Das Vorurteil der rechtsextremen Schläger können Sie also nicht bestätigen?

Ich würde sagen, tendenziell sind sie vielleicht schon eher rechts, denn wenn man Fussball-Fan ist, geht es ja irgendwo darum, die Stadt zu verteidigen, oder bei einem Länderspiel das Land zu verteidigen. Das hat in einem gewissen Sinne schon mit Lokal- und Nationalstolz zu tun.

Seit wann gibt es denn das Phänomen schon?

Seit es Fussball gibt . . .,

das heisst . . .?

. . . das heisst, dass das erste Profi-Spiel 1898 in England stattgefunden hat – und seither gibt es auch Hooligans. Wobei, wenn man es von der Geschichte des Fussballs her anschaut, dann gab es im Prinzip ganz früher auch Hooliganismus auf dem Feld. Der Fussball hat ja eigentlich damit begonnen, dass ein Dorf A gegen ein Dorf B ein Ballspiel ausgetragen hat; und da kam es manchmal auch auf dem Feld zu Ausschreitungen.

Hooliganismus als Begleiterscheinung von sportlichen Wettkämpfen ist nicht sehr erwünscht. Was kann man dagegen tun?

Gegen die Ausschreitungen selber kann man nicht viel tun. Das Problem ist, dass die Polizei mit repressiven Massnahmen einfährt und sehr schnell ein Teil dieses Spieles wird. Das heisst, dass man die Polizei attackiert und dass man es lustig findet, sich vor ihr zu verstecken.

Dagegen machen kann man an sich nichts – das sind einfach Leute, die sich ihren «Kick» nach dem Fussballspiel suchen. Man kann nur versuchen das Ganze in Grenzen zu halten, damit keine Unbeteiligte hineingezogen werden und damit es keine Sachbeschädigung gibt. Dazu muss man das Problem mit ihnen thematisieren.

Sie versuchen, in Zürich ein Fanprojekt zu starten, um der Gewalt vorzubeugen. Wie muss man sich die konkrete Arbeit mit Hooligans vorstellen?

Das Fanprojekt ist nicht nur für Hooligans da, aber es gibt einen Teil Hooligan-Arbeit. Wir versuchen, ihnen eine Plattform zu geben, um sich den «Kick» auf einem anderen Weg zu holen. Sehr beliebt sind Fussballspiele mit ihnen oder Ausflüge – Ski-Weekends und so weiter – um die positiven Ressourcen in ihnen zu verstärken.

Hooligans rekrutieren sich in den meisten Fällen aus der so genannten «Kutten-Szene». «Kutten» sind Normalfans; der Ausdruck kommt daher, weil man – mindestens früher – so
Jeans-Kutten mit aufgenähten Fan-Stickers getragen hat. Die meisten Hooligans haben so eine «Kutten-Karriere» hinter sich. In der Kuttenarbeit geht es also darum, ihnen Alternativen zu bieten, und sie in positiven Sachen zu verstärken, damit sie nicht in die Hooligan-Szene abrutschen.

Es gibt die Meinung, dass sich die Hooligans gar nicht für Fussball interessieren.

Die meisten Hooligans haben sich über Jahre in den Stadien aufgehalten. Sie wurden vielleicht bereits als kleine Kinder vom Vater ins Stadion mitgenommen, und irgendwann ist es ihnen zu langweilig geworden, weil es halt immer das Gleiche war. Und dann suchen sie nach neuer «Action» . . .

Diese Action ist vor allem der Polizei ein Dorn im Auge. Sind die Beamten richtig vorbereitet, um mit Hooligans zurecht zu kommen?

Die Polizei hat so genannte «szenekundige Beamte». Das sind Beamte in zivil, welche die Szene kontaktieren. Die Ausbildung ist eher etwas autodidaktisch. Ich glaube nicht, dass in der Polizei speziell auf diese Gruppe hin ausgebildet wird.

Und wie läuft die Zusammenarbeit mit den Experten in den Fanprojekten?

Wir werden von der Polizei natürlich sehr kritisch betrachtet. Sie haben das Gefühl, dass das, was wir machen, keinen Erfolg bringt. Die Polizeistrategie bringt vielleicht eher kurzfristig etwas; die Fanprojekte sind dagegen eher dazu da, längerfristig Effekte zu erzielen. Ich habe das Gefühl, dass es beide Seiten braucht.

Die kurzfristige Arbeit der Polizei lässt sich an der Europameisterschaft sehr gut beobachten, und dort ist immer wieder die Rede von den englischen Hooligans. Gibt es wirklich Länder mit einem besonderen Potenzial an Hooligans?

Es sind vor allem die Länder mit grosser Tradition im Fussball wie Deutschland oder England. Erstaunlich finde ich, dass auch die Türkei in dieser Beziehung in letzter Zeit sehr aktiv geworden ist. Zu den englischen Hooligans ist vielleicht zu sagen, dass das von den Medien sehr stark aufgebauscht worden ist. Man hat sich sehr stark auf das Spiel zwischen Deutschland und England konzentriert. Was dann in Sachen Ausschreitung passiert ist, war nicht so wahnsinnig spektakulär. Ich habe das Gefühl, dass man einfach die Story unbedingt wollte.

Sie waren selber an der EM in Lüttich – als Fan?

Nein, ich war während des Spiels von Deutschland und Rumänien angestellt vom belgischen Innenministerium, um in einer «Fan-Botschaft» zu arbeiten. Die Fan-Botschaft ist eine Anlaufstelle, bei der es Informationen gibt über die Stadt oder Hilfe bei kleineren Problemen wie dem Verlust des Passes, Fragen rund um die Eintrittskarten oder Ähnliches.

Wie haben Sie die Situation in Lüttich selber erlebt?

Ich habe kritische Dinge gesehen bezüglich der «Zero-Tolerance»-Strategie der Polizei. Mittags sind beispielsweise keine Essen ausgegeben worden, weil Messer, Gabel und Teller grundsätzlich als gefährliche Wurfgeschosse angesehen werden. Die «Zero-Tolerance»-Einstellung kommt aus einer sehr grossen Angst vor den deutschen Hooligans und hat zur Folge, dass alle Fans darunter leiden müssen. Es ist nicht so nett, wenn man eine fremde Stadt besucht und dort nichts Anständiges zu essen kriegt, weil die Behörden das Gefühl haben, man könnte mit Messer und Gabel aufeinander losgehen.

Man hat auch keine Grossleinwand installiert, weil man das Gefühl hatte, dies könnte die Emotionen steigern. In Tat und Wahrheit würde dies die Situation aber eher beruhigen. Meiner Meinung nach hat man auch zu wenig auf die Experten gehört, zu wenig auf Fan-Begegnungen gesetzt und die positiven Aspekte des Fan-Daseins zu wenig verstärkt.

Die EM ist eine Grossveranstaltung und findet eher selten statt. Wenn wir zum Tagesgeschäft zurückkehren – in der Schweiz hört man seltener von Hooligans an Fussballspielen.

Man hört tatsächlich weniger, aber sie sind doch vorhanden. In der Schweiz ist das Problem eigentlich im Eishockey grösser, weil es bei uns populärer ist als Fussball. Die Szene ist vorhanden – sicher nicht so gros

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