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«Hundseelendig d Läbera ga vertopfe»

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Egal, ob 98 oder 19 Jahre alt: Jede Generation hat ihre ganz spezifischen Ausdrücke, wie sie jemanden beschreibt, der sich betrinkt oder der betrunken ist. Der Wünnewiler André Perler untersucht in seiner Masterarbeit in Dialektologie, welche Redewendungen oder Phrasen diesbezüglich im Sensebezirk im Umlauf sind.

Auf einen Aufruf an die Bevölkerung, ihm ihre Umschreibungen zu schicken, hat er viel Echo erhalten: 161 Personen aus allen Sensler Gemeinden haben Ausdrücke gemeldet; die jüngste ist 19, die älteste 98 Jahre alt. So kamen rund 700 Belege zusammen, von denen etwa 340 unterschiedliche Redensarten enthalten und 100 unterschiedliche Einzel­ausdrücke.

«Einige Begriffe schaffen es, dass sie mit der Zeit von vielen Leuten verwendet werden, andere verschwinden wieder.»

André Perler

Sprachwissenschaftler

 

Mit 35 Zählern am meisten genannt wurden die Wendungen «stärn- oder chrüzhagù vou syy» mit der Variation «kanoonne vou». Auf Platz zwei und drei folgen mit «pladay syy» und «gredi ay syy» ähnliche Begriffe. Für den Begriff Rausch nannten die Senslerinnen und Sensler häufig die Umschreibungen «Tampf», «Ziegù», «Bränta», «Tägger» oder «Wender».

André Perler ist mitten in der Auswertung; seine Arbeit will er bis spätestens Frühling 2019 abschliessen. Doch erste Tendenzen und Besonderheiten sind ihm bereits aufgefallen. «Die Sensler sind sehr kreativ, um den Zustand des Betrunkenseins oder des Trinkens zu umschreiben», sagt er. Er sei auf Wortspielereien gestossen, aber auch auf Wortschöpfungen, die auf ein ganz spezielles Erlebnis einer Gruppe zurückzuführen seien. «Einige Begriffe schaffen es, dass sie mit der Zeit vielen Leuten verwendet werden, andere verschwinden wieder.» Das hänge von mehreren Faktoren ab, etwa wie einleuchtend eine Metapher sei oder wie gut verankert die Person sei, die einen neuen Begriff lanciere.

Fast liebevoll

Begeistert ist André Perler von besonders erfinderischen Ausdrücken wie etwa der Umschreibung «as paar Hektolyter va Pömppùs Starchpronenùm i d Gamäla chlöpfe» oder auch von der Wendung «hunds­eelendig d Läbera ga vertopfe». Der recht gängige Sensler Ausdruck «va Sinn syy» sei fantasievoll in «Fasaan syy» abgewandelt worden und werde nun als Synonym für «besoffen» verwendet. Die verwendeten Begriffe seien zwar oft nicht positiv und auch selten blumig, manchmal aber auch auf seltsame Art liebevoll.

André Perler hat auch herausgefunden, dass sich die verwendeten Ausdrücke in verschiedene Muster einordnen lassen. So sind etwa viele Begriffe für einen Rausch einem Gefäss oder einem Körperteil entlehnt, etwa «i de Schüssla» oder «im Tûssù» oder enthalten Gewalt ausdrückende Begriffe wie zum Beispiel «Chlapf» oder «Chläpper» oder «Hammer». Für «sich betrinken» oder «betrunken sein» verwenden Sensler oft Begriffe, die eine fallende oder steile Bewegung beschreiben: «pladay syy» oder «ga kie».

Junge unter sich

Eine Tendenz, die sich abzeichnet, ist, dass die gleichen Ausdrücke eher in der gleichen Altersstufe verwendet werden als im gleichen Gebiet: «Die Plaffeier Jugend verwendet oft ähnliche Ausdrücke wie die Wünnewiler Jugend.» Das führt er darauf zurück, dass die gleichen Altersgruppen beim geselligen Beisammensein unter sich bleiben oder gemeinsam in den Ausgang gehen. Doch gebe es Begriffe, die beide Altersgruppen verwenden und die sich seit Jahrzehnten im Sprachgebrauch halten, etwa «iis ga lööte» oder «iis ga schnappe» oder auch «a Chiib haa». Über alle Generationen hinweg gebe es Begriffe, die vom Hochdeutschen entlehnt wurden, etwa «iis ga lûpfe» von «einen heben gehen».

«Das alles zeigt, wie fantasievoll die Senslerinnen und Sensler in ihren Beschreibungen sind», sagt André Perler. «Kreativ und nicht primitiv», ergänzt er. Die Zahl der Rückmeldungen sei im Vergleich zur Einwohnerzahl im Bezirk recht klein. «Es ist ein riesiger Schatz vorhanden.» Entsprechend gross seien auch die Möglichkeiten, diesen wissenschaftlich zu erforschen und auszuwerten. «Es hat Material für viele weitere Masterarbeiten.»

Regional verorten

André Perler muss sich nun entscheiden, welches Detail er vertieft untersuchen will. Im Rahmen seiner Arbeit wird er an ausgewählten Orten auch einige gezielt gewählte Personen mit einigen Phrasen konfrontieren, um zu sehen, wie weit die Verortung von Begriffen geht. Ausserdem wird er die Befragung auch in der bernischen Nachbarschaft sowie in einem vom Sensebezirk weit entfernten Kanton durchführen. Davon erhofft er sich weitere Rückschlüsse, wie regional gewisse Begriffe verankert sind und was in der Schweiz allgemein gebräuchliche, allenfalls leicht abgewandelte Redewendungen sind.

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