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«Ich denke, ich bin lockerer geworden»

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Seit jeher strahlt das Schwingen etwas von urwüchsiger Hirtenkultur aus und wird mit typischer Schweizerart in Verbindung gebracht. Die Zeiten, als der Ruhm des Sieges weit mehr wert war als der eigentliche Siegespreis, sind allerdings vorbei. In den letzten Jahren hat sich das Schwingen zu einer modernen Sportart entwickelt. Tradition und Sport haben sich in idealer Weise vereinigt, und diese Verbindung scheint besonders zukunftsträchtig.

Wer heute mit der nationalen Elite mithalten will, muss nicht nur professionell trainieren, sondern braucht auch einen Manager, der einem unter die Arme greift. Matthias Sempach, Berner Spitzenschwinger und Favorit auf den Sieg beim Schwing- und Älplerfest in Schwarzsee, erklärt den FN, warum das so ist.

 

 Matthias Sempach, dass Profi-Fussballer und Eishockeyspieler ihre Agenten haben, ist allgemein bekannt. Seit wann engagieren auch Schwinger einen Manager?

Meines Wissens war Jürg Abderhalden 2007 der erste Schwinger, der die Dienste eines Managers in Anspruch genommen hat. Christian Stucki und Kilian Wenger taten es ihm später nach. Ich habe mich vor knapp drei Jahren entschlossen, diesen Schritt zu machen. Inzwischen sind es ungefähr fünfzehn, die einen Manager haben, alle Topschwinger.

 

 Wer heutzutage an der Spitze mitschwingen will, braucht einen Manager?

Den Aufwand, den ein Spitzenschwinger abseits des Sägemehlrings betreiben muss, ist in den letzten Jahren viel grösser geworden. Mit Trainings und Wettkämpfen allein ist es nicht mehr getan, die Sponsoren und die Medien stellen auch ihre Ansprüche. Wöchentlich absolviere ich mindestens sechs Trainingseinheiten, daneben arbeite ich 50 Prozent. Ich wollte professioneller werden, deshalb habe ich einen Manager engagiert. So kann ich mich voll aufs Schwingen konzentrieren.

2012 waren Sie der erfolgreichste Schwinger, und auch dieses Jahr eilen Sie von Erfolg zu Erfolg. Sie gelten als Topfavorit für das Eidgenössische, die Medien reissen sich um Sie. Ehrt Sie das oder nervt es vielmehr?

Momentan könnte ich wohl tatsächlich jeden Tag irgendwo ein Interview geben. Das ist natürlich sehr schön und ehrt mich. Mir gefällt die Zusammenarbeit mit den Medien. Es ist ein Geben und Nehmen und ausserdem auch wichtig für meine Sponsoren.

 

 Besteht angesichts der zahlreichen Medien- und Sponsorenverpflichtungen nicht die Gefahr, Training und Erholung zu vernachlässigen?

Mein Manager hilft mir bei den Medienanfragen, rät mir, welche ich annehmen soll und welche eher nicht. Ich versuche immer, so viele Interviewwünsche wie möglich zu erfüllen. Das Training hat aber stets erste Priorität, weshalb ich manchmal auch Nein sagen muss. Heute kann ich das, lange ist mir das schwergefallen. Aber ich trainiere hart und intensiv und mein Körper braucht Zeit für die Regeneration. Früher gönnte ich mir oft zu wenig Pausen, inzwischen weiss ich, wie wichtig eine gute Erholung ist.

 

 Was motiviert Sie, täglich diese Strapazen auf sich zu nehmen?

Schon im Alter von sieben Jahren gab es für mich nichts Wichtigeres als Schwingen. Mir gefällt die Kameradschaft, die in der Schwingerfamilie herrscht. Trotz der Konkurrenz im Ring bleibt man ausserhalb gute Kollegen. Der grösste Teil meines Freundeskreises sind aktive Schwinger. Ich war auch schon mit Schwingern von anderen Teilverbänden zusammen in den Ferien. Etliche Bräuche und Traditionen sind eng verknüpft mit dem Schwingsport und den Schwingfesten. Mich fasziniert das Folkloristische, das Traditionelle.

 

 Schwingen ist populär wie nie zuvor. Die Feste werden immer grösser, die Zuschauer zahlreicher und der Sport kommerzialisierter. Droht das Schwingen seine Traditionen zu verlieren?

Auf Stufe Kantonal- oder Regionalfest glaube ich das nicht. Es ist aber schon so, dass ein Eidgenössisches Schwingfest, so wie es heute durchgeführt wird, nicht mehr mit einem vor 20 Jahren vergleichbar ist. Das ganze Drumherum ist viel grösser geworden, wodurch das Fest viel von seiner vormaligen familiären Atmosphäre verloren hat. Besonders die ältere Generation unter den Schwingerfreunden findet diese Entwicklung nicht so toll.

 

 Und Sie persönlich?

Jede Veränderung bringt positive und negative Auswirkungen mit sich. Das liegt in der Natur einer Sache. Ich finde, dass die Vorteile der Professionalisierung im Schwingsport überwiegen.

 

 Die erfolgreichsten Schwinger werden auch als die «Bösen» bezeichnet. Demzufolge müssten Sie ein ganz böser Zeitgenosse sein …

Eigentlich bin ich ein ganz ruhiger Typ, der es gerne auch etwas lustig hat. Manchmal bin ich etwas chaotisch, aber immer sehr ehrgeizig und zielorientiert. Wenn ich etwas will, setze ich alles daran, damit ich es erreiche. Beim Schwingen bin ich sehr konzentriert und fokussiert.

 

 Was oftmals bei Zuschauern schlecht ankommt …

Früher war ich sehr verbissen, auf dem Schwingplatz sah man mich kaum einmal lächeln. Einige Leute hielten mich deswegen für arrogant. Ich denke, heute bin ich viel lockerer. Ich sitze auch mal auf der Tribüne und plaudere mit den Zuschauern. Als Schwinger braucht man während des Wettkampfs aber auch seine Ruhe. Leider können das nicht alle verstehen. Es gibt immer einige, die immer und überall ein gemeinsames Foto schiessen oder eine Diskussion führen wollen und dann enttäuscht reagieren, wenn ich an ihnen vorbeigehe.

 

 Wo immer Sie auch antreten, gehören Sie zu den Siegesanwärtern. Für das Eidgenössische Schwingfest werden Sie als Topfavorit gehandelt. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?

Mein Traum war es schon als kleiner Junge, eines Tages ein guter Schwinger zu werden. Insofern will ich mich nicht beklagen, Druck gehört dazu, wenn man oben mitmischen will. Weil das Eidgenössische in Burgdorf quasi vor meiner Haustüre stattfindet, meinen alle, dass ich wegen des Heimvorteils Topfavorit bin. Ich sehe dies etwas anders. Aufgrund meiner Erfahrung gehöre ich sicherlich zu den Favoriten, und es wäre falsch, wenn ich in meiner Position nicht den Königstitel anstreben würde. Aber es gibt sicherlich ein Dutzend Schwinger, die für den Sieg infrage kommen.

 

 Dazu gehören auch Ihre Berner Verbandskollegen Kilian Wenger und Christian Stucki. Warum ist der Berner Teilverband so stark?

Das Schwingen hat in Bern eine grosse Tradition und erlebt zurzeit einen ziemlichen Boom. So gibt es momentan viele Jungschwinger, was für die Zukunft sehr wichtig ist. Der Berner Verband hat aber auch andere Zeiten gekannt. Vor zehn Jahren waren die Ostschweizer stets zuoberst und wir mussten unten durch.

 

 So wie die Südwestschweizer momentan …

Jeder Verband durchlebt Hochs und Tiefs, Schwankungen sind ganz normal. Auch für die Freiburger kommen wieder bessere Zeiten.

 

 Am Sonntag werden Sie beim Bergkranzfest in Schwarzsee wieder der Gejagte sein …

An die Rolle des Gejagten habe ich mich inzwischen gewöhnt. Auch daran, dass meine Gegner meist sehr defensiv schwingen, obwohl ich lieber gegen offensive Kämpfer antrete. Mein Ziel ist es, eine korrekte Leistung zu zeigen. Natürlich würde ich gerne den Schlussgang erreichen, die Konkurrenz ist aber gross und jeder kann dem anderen ein Bein stellen. Ich denke aber, dass der Festsieg nach Bern gehen wird.

«Heute kann ich auch mal Nein sagen. Lange ist mir das schwergefallen.»

«Heute sitze ich auch mal auf der Tribüne und plaudere mit den Zuschauern.»

 

«Besonders die ältere Generation unter den Schwingerfreunden findet diese Entwicklung nicht so toll.»

Zur Person

Matthias Sempach

Geburtsdatum:10.4.1986

Grösse:194 cm

Gewicht:107 kg

Beruf:Landwirt und Metzger

Wohnort:Alchenstorf

Schwingklub:Kirchberg

Hobbys:Sport allgemein, Viehzucht, Ski fahren

Kranzgewinne:75, davon zwei Eidgenössische (2007, 2010)

Erster Kranzgewinn:2003 am Walliser Kantonalen in Morgins

Schwing- & Älplerfest Schwarzsee. Das Programm:Samstag, 15.30: Billettvorverkauf. Sonntag, 6.00: Festwirtschaft und Billettverkauf. 8.15: Appell der Schwinger. 8.30: Anschwingen. 11.00: Beginn Steinstossen. 11.45: Mittagspause. 13.15: Fortsetzung des Schwingens. 16.30: Schlussgang.

Spitzenpaarungen Anschwingen:Willy Graber – Stefan Burkhalter. Simon Anderegg – Andy Büsser. Christian Stucki – Michael Bless. Kilian Wenger – Jakob Roth. Pascal Piemontesi – Beat Wampfler. Pascal Gurtner – Thomas Sempach. Michael Nydegger – Mike Peng. Matthias Sempach – Urban Götte. Joël Niederberger – Marco Clopath.

Schwarzsee: Berner und Ostschweizer Übermacht

I nsgesamt 100 Schwinger aus den Teilverbänden Bern, Südwest- und Nordostschweiz bestreiten am Sonntag in Schwarzsee den zweiten Bergkranzfest-Anlass der Saison. 22 Eidgenossen werden ins Sägemehl steigen, darunter klingende Namen wie Matthias Sempach, Urban Götte, Simon Anderegg, Kilian Wenger, Matthias Glarner (allesamt in den Top 15 der aktuellen Jahreswertung) oder der Vorjahressieger Christian Stucki. Die Sensler Michael Nydegger – der einzige Freiburger Eidgenosse am Start – und Joël Niederberger werden versuchen, sich der Übermacht der Berner und Nordostschweizer in den Weg zu stellen und einen Kranz zu erkämpfen.

«Nydegger traue ich ein Spitzenresultat zu. Die Freiburger haben durchaus das Potenzial für drei Kränze», sagt Matthias Sempach. Obwohl der Schwinger mit Schuhgrösse 47 seit seinem Sieg am Mittelländischen Schwingfest am 26. Mai nicht mehr wettkampfmässig im Sägemehl gestanden ist, gilt er als Topfavorit auf den Festsieg. «Von Mitte April bis Ende Mai habe ich in sieben Wochen an sechs Schwingfesten teilgenommen. Das ging körperlich an die Substanz.»

Wer immer das Bergschwinget auch gewinnt, der darf sich darauf etwas einbilden. Am Schwarzsee gewinnen nur die ganz Grossen des Schwingsports; die Siegerliste quillt über vor prominenten Namen: Jörg Abderhalden gewann 2005 und 2007, sein Onkel Ernst Schläpfer schwang in den Achtzigerjahren ebenfalls zweimal obenaus. Christian Stucki aus Diessbach schaffte zwischen 2008 und 2010 sogar den Festsieg-Hattrick. Unbestrittener Champion am Schwarzsee-Schwinget ist jedoch Schwingerlegende Rudolf Hunsperger, der sechsmal (1965/67/69/70/72/74 triumphierte.

Der Höhepunkt des ersten Ganges dürfte das Duell Stucki gegen Michael Bless sein. Bless hat in dieser Saison schon Schwingerkönig Arnold Forrer bezwungen. ms

Schwing- & Älplerfest Schwarzsee. Das Programm: Samstag, 15.30: Billettvorverkauf. Sonntag, 6.00: Festwirtschaft und Billettverkauf. 8.15: Appell der Schwinger. 8.30: Anschwingen. 11.00: Beginn Steinstossen. 11.45: Mittagspause. 13.15: Fortsetzung des Schwingens. 16.30: Schlussgang.

Spitzenpaarungen Anschwingen: Willy Graber – Stefan Burkhalter. Simon Anderegg – Andy Büsser. Christian Stucki – Michael Bless. Kilian Wenger – Jakob Roth. Pascal Piemontesi – Beat Wampfler. Pascal Gurtner – Thomas Sempach. Michael Nydegger – Mike Peng. Matthias Sempach – Urban Götte. Joël Niederber ger – Marco Clopath.

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