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«Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren»

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Marco Schnyder relativiert Vorwürfe an das Gefängnis Bulle

Autor: Von ARTHUR ZURKINDEN

Marco Schnyder hatte sich in einem Schreiben an die Kantonspolizei, Justizdirektion und Gefängnisleitung von Bulle beschwert, dass er nach seiner Einlieferung ins Gefängnis Bulle über sechs Stunden warten musste, bis ein Arzt eingetroffen war (vgl. FN vom 9. August). Er wurde zuvor in einem Gefangenentransportwagen von Granges-Paccot nach Bulle gebracht. Nach seinen Aussagen herrschten in diesem Wagen Temperaturen bis zu 40 Grad, was den Hitzeschock auslöste. Bereits zu diesem Zeitpunkt verlangte er eine ärztliche Untersuchung, aber erfolglos. In der Zelle ist er – so Schnyder – vor Erschöpfung zu Boden gesunken. Er habe mehrmals dringend um ärztliche Hilfe gebeten, zumal er einen weiteren Schwächeanfall mit Herzrhythmusstörungen und Schwindelanfall erlitten habe. Seiner Bitte sei aber nicht Folge geleistet worden.

Eine Schätzung

Staatsratspräsident Claude Grandjean hat nun auf diesen Vorwurf reagiert. Er weist darauf hin, dass das Haftdossier 19 Uhr als Zeitpunkt des Eintreffens im Gefängnis verzeichnet. Und der Arzt habe sich gegen 21 Uhr beim Gefängnis eingefunden. «Zwischen dem Zeitpunkt Ihrer ersten Attacke und dem Eintreffen des Arztes können also nicht, wie von Ihnen behauptet, ?gut sechs Stunden? vergangen sein, sondern nur rund zwei Stunden», präzisiert Grandjean in einem Schreiben an Schnyder.«Die sechs Stunden sind eine Schätzung von mir. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt, ohne Uhr, den Zeitsinn vollständig verloren. Ich weiss nur, dass es bereits Nacht war, als ich mit der Ambulanz nach Riaz gefahren wurde», relativiert nun Schnyder seinen Vorwurf. Allerdings glaubt er immer noch, dass es wohl drei Stunden gedauert hat, bis der Arzt eingetroffen ist, wie er gegenüber den FN sagt.Die Sicherheits- und Justizdirektion korrigiert aber auch andere Aussagen von Schnyder, der es anstelle einer Busse von 150 Franken vorziehen wollte, eine fünftägige Haftstrafe abzusitzen. So hat er der Polizei laut Justizdirektion um 16.40 Uhr und nicht um 13 Uhr angerufen, um mitzuteilen, dass er seine Haftstrafe antreten möchte. Die Patrouille der Kantonspolizei sei um 17 Uhr und nicht um 14 Uhr erschienen. Zwischen dem Zeitpunkt der Festnahme und dem Abtransport nach Bulle sei er keiner übermässigen Hitzeeinwirkung ausgesetzt gewesen, da er diese Zeit im klimatisierten Dienstwagen der Polizei und in den relativ kühlen Räumlichkeiten der Polizeigebäude Grenette und Granges-Paccot verbracht habe. Zudem habe der ärztliche Rapport deutlich tiefere Blutdruck-Werte festgehalten, als von Schnyder (230/170) angegeben worden seien.

Polizei nicht angeprangert

«Es war nie meine Absicht, die Freiburger Polizei generell an den Pranger zu stellen. Im Gegenteil: In meinem Bericht führte ich ausdrücklich an, das sich die zuständigen Polizeibeamten äusserst korrekt verhalten haben. Mein Vorwurf gilt einzig den verantwortlichen Vollzugsbeamten im Gefängnis Bulle, die mir über Stunden die ärztlich angeforderte Hilfeleistung untersagt haben», hält Schnyder gegenüber den FN fest.Beat Renz, Generalsekretär der Sicheheits- und Justizdirektion, erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass der Transport von Granges-Paccot nach Bulle nicht von eigentlichen Polizisten, sondern von Gefängnisbegleitern ausgeführt wurde, die allerdings der Polizei angeschlossen sind. Und für die Behandlung im Gefängnis Bulle seien Gefängniswärter und nicht Polizisten zuständig.

Vorfall wird untersucht

Ungeachtet der Fest- und Richtigstellungen will die Sicherheits- und Justizdirektion den fraglichen Vorfall näher untersuchen. «Es wird zu prüfen sein, ob die Fahrzeuge, die für den Gefangenentransport verwendet werden, bei hohen Temperaturen eine ausreichende Lüftung zu gewähren vermögen, oder ob allenfalls Massnahmen zu treffen sind, um eine übermässige Hitzeeinwirkung auf die Insassen zu vermeiden», schreibt die Justizdirektion. Und um weitere Abklärungen bezüglich der medizinischen Situation treffen zu können, ruft sie Schnyder auf, den Arzt, der ihn in besagter Nacht untersucht hat, von seinem Arztgeheimnis zu entbinden.Wie Schnyder den FN erklärt, ist er dazu bereit. «Wenn ich mit meinem Vorgehen erreichen kann, dass man Gefangenentransporte und Gefängniseinweisungen etwas individueller und der Sache angemessener handhaben sollte, ist mein Ziel erreicht», hält Schnyder gegenüber den FN fest und entschuldigt sich, dass er beim Vorfall jegliches Zeitgefühl verloren hatte.

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