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«Ich hätte Schönere haben können»

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Während der Verhandlung am Bezirksgericht der Broye in Estavayer-le-Lac von gestern waren die beiden Parteien durch einen Sichtschutz voneinander abgetrennt: links der 55-jährige Beschuldigte, rechts die 28-jährige Klägerin. Die Anklage lautet auf sexuelle Handlungen mit Kindern, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Pornografie. Das Urteil ist auf nächsten Montag angesetzt.

Die 28-Jährige beschuldigt den Mann, sie während rund drei Jahren sexuell missbraucht zu haben. In Kontakt kamen die beiden in einer Tanzschule 1998: Der Mann war Tanzlehrer, und das damals 10-jährige Mädchen sowie seine Mutter besuchten dessen Unterricht. Die Mutter ging mit dem Tanzlehrer eine Beziehung ein, und der Mann zog bei Mutter und Tochter ein. Die Vorwürfe der Tochter betreffen die Jahre zwischen 2001 bis 2003. Zu dieser Zeit lebte der Mann mit Mutter und Tochter im selben Haushalt im Broyebezirk. Erste sexuelle Handlungen soll der Mann vorgenommen haben, als die Klägerin 13 Jahre alt war. Laut Anklageschrift und laut der Anwältin der Klägerin, Manuela Bracher Edelmann, waren verschiedene sexuelle Praktiken im Spiel. Der Mann bezeichnet sich selber als lesbisch und kleidet sich gerne als Frau. Er bestätigte gestern, Sex gehabt zu haben mit dem Mädchen, spezielle sexuelle Praktiken vorgenommen zu haben stritt er jedoch ab.

Alkohol und Kokain

Laut dem 2001 rund 40-jährigen Mann war es das damals 13-jährige Mädchen, das die Initiative für die sexuellen Handlungen ergriffen hat. «Sie hat das angezettelt», sagte er gegenüber dem Richter. Er habe sie nie zu etwas gezwungen. «Ich hätte Schönere haben können», sagte der Mann vor Gericht. Die Taten seien zudem immer unter Einfluss von Alkohol und Kokain geschehen: «Ich hatte damals ein Burn-out», so der Angeklagte. Im Verlaufe der Verhandlung von gestern entschuldigte sich der Mann bei der jungen Frau, damals mit ihr sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben. Es tue ihm leid, es sei ihm nicht gut gegangen zu dieser Zeit. «Ich konnte nicht Nein sagen», so der Mann. Er betonte, dass die Klägerin zwei Seiten habe und sehr wohl selber entscheiden könne und konnte, «auch wenn sie damals noch sehr jung war».

Der heute 55-Jährige ist geschieden und Vater. Einer seiner beiden Söhne bezeichnete ihn bei einer Befragung der Polizei als unzuverlässig und manipulativ. Im Moment ist der Mann krankgeschrieben. Zu ihrem leiblichen Vater hatte das Mädchen ab 2000 keinen Kontakt mehr. Laut Anklageschrift bestritt dieser die Vaterschaft. Dadurch, dass die Mutter aus beruflichen Gründen jeweils mehrere Tage nicht zuhause war, ging das Mädchen eine emotionale Beziehung mit dem Mann ein, wie die Anwältin der jungen Frau erklärt. «Er war ihr Tanzlehrer, den alle bewunderten, und er war ihr Stiefvater.» Das Mädchen sei von dem Mann abhängig gewesen, und er habe die Situation ausgenützt.

Der Mann habe sie manipuliert, sagte die junge Frau vor Gericht: «Er hat mir gesagt, dass das normal ist, was wir tun.» Es sei erlaubt, weil er nicht ihr Vater ist, habe er ihr gesagt. Die Erwachsenen würden dies jedoch nicht verstehen, und sie dürfe es deshalb niemandem sagen, seien die Worte des Mannes gewesen.

Zur Polizei ging die Frau 2015. Detailliert gab sie zu Protokoll, wann und wo der Mann sie missbraucht hat. Ihre Mutter wollte sie bis zuletzt davon abhalten, den heute 55-Jährigen anzuzeigen. «Sie will es bis heute nicht wissen und glaubt mir nicht», sagte die junge Frau. Das sei besonders schwer für sie. Die Angst um den Verlust der Mutterliebe sei denn auch ein wichtiger Grund gewesen, weshalb sie so lange geschwiegen habe. Die Mutter habe ihr gesagt, dass alles ihr Fehler sei. «Er hat uns gegeneinander ausgespielt.»

Für die Staatsanwältin Yvonne Gendre sind die Aussagen der jungen Frau glaubhaft. Sie verlangt sechs Jahre Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Die Verteidigerin verlangt eine Freiheitsstrafe auf Bewährung, ohne eine Anzahl Jahre zu nennen. «Der Mann gehört nicht ins Gefängnis», sagte sie.

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