Im Kulturkeller Gerbestock wird die Erstproduktion des Jungen Theaters Kerzers gezeigt

Am Donnerstag wird das Junge Theater Kerzers mit dem Stück «ChaTraum» zum ersten Mal eine Premiere feiern. Die FN haben die Theatergruppe beim Proben besucht.

Sechs Jugendliche, sechs Zimmer, ein Chatraum. Besucht man dieser Tage den Kulturkeller Gerbestock in Kerzers, so steht ein Baugerüst auf der Bühne. «Hier sind Eure Zimmer», eröffnete Regisseurin Andrea Umiker letzten Freitag bei Probenbeginn den jungen Schauspielern und lud sie ein, sich einzurichten.

Die Wohnung des Chefs Miguel (Matteo Mantarelli) ist ganz oben. Sein obdachloser Assistent Alfredo (Ilario Mantarelli) arbeitet in Miguels Küche. Darunter grenzt der Balkon des Optimisten Jérimée (Indigo Krüger) an das Zimmer der verlorenen Eleonor (Joëlle Savary). Ganz unten im Gerüst und auch in der sozialen Hackordnung befinden sich das Badezimmer der schönen Pia (Mina Wilke) und das Kinderzimmer von Beni (Luca Wilke).

Traum und Sehnsucht im Chatraum

Das Junge Theater Kerzers hat sein Theaterstück selbst erarbeitet. Es ist mit der Gruppe gewachsen. Die zwei Schauspielerinnen und vier Schauspieler, alle zwischen 19 und 23 Jahre alt, trafen sich seit letztem Oktober zum Proben. Den Verein Junges Theater Kerzers gibt es schon seit 2020, wegen Corona kann jedoch erst jetzt ein erstes Stück gezeigt werden.

«Nach einer ersten Suche nach möglichen Themen und Interessen haben wir Improvisationen zum Thema Traum gemacht», erklärte Produktionsleiterin Andrea Umiker. «Wir haben uns dann überlegt, in welches Setting wir das Thema einbetten könnten, und haben uns für einen Chatraum entschieden.» Das Stück dann auch gleich Chatraum zu nennen, lag nahe, und die Schreibweise, die den Leser anfangs stutzig macht, zeigt, dass es in «ChaTraum» um Träume und ums Chatten geht.

Choreografien und Albträume

Initiiert wird der Chatraum von Miguel. Er verteilt am Anfang des Stücks Visitenkarten mit einem QR-Code an die Jugendlichen und lädt sie zum Austausch im Chatraum ein. Schon bald loggen sich mit Eleonor, Jérimée, Pia und Beni die perfekten Kandidaten ein. Das Publikum verfolgt, wie sich die Gruppe als Ganzes oder auch mal im privaten Chatraum austauscht und was bei echten Treffen im Park passiert. «Wir haben viel Figurenarbeit gemacht und überlegt, wie die Personen miteinander verknüpft sein könnten», sagte Umiker. «Wie in einem Film gibt es deshalb auch in unserem Stück mehrere Handlungsstränge.»

Um Einblick in das Innenleben der Figuren zu geben, bedient sich die Theaterpädagogin verschiedener dramaturgischer Mittel. So gibt es kleine Choreografien, für welche die Schauspieler vom Gerüst steigen und als Gruppe agieren. Einzelne Schauspieler werden kurzzeitig zu Beobachtern und kommentieren, was andere Chatmitglieder im Internet so treiben. Im Stück verfolgt das Publikum die Träume und Sehnsüchte der sechs Jugendlichen hautnah mit und findet heraus, welche Geheimnisse die Albträume des Chatadministrators verraten.