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«Im Laufe der Jahre bin ich pragmatischer geworden»

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An seiner letzten Gemeindeversammlung ist Pierre-André Jungo mit stehenden Ovationen verabschiedet worden. Diese Geste hat den abtretenden Ammann gefreut. «Ich empfand es als Anerkennung für meine langjährige Tätigkeit im Gemeinderat. Und als Dank für den Beitrag, den ich geleistet habe, dass St. Ursen eine attraktive, gut geführte und finanziell solide Gemeinde ist», sagt er im Gespräch mit den FN. In den 25 Jahren, die er in der Gemeindepolitik tätig gewesen ist, hat sich St. Ursen wesentlich entwickelt. «Als ich anfing, hatten wir noch kein Gemeindehaus, das alte Schulhaus platzte aus allen Nähten, ein Aufbahrungsraum war erst ein Traum, der letzte Bus von Freiburg kam schon gegen 19 Uhr in St. Ursen an, und mehr als die Hälfte der heutigen Wohnquartiere gab es noch nicht», erinnert er sich. Die Zahl der Einwohner ist in dieser Zeit von 1050 auf über 1300 angewachsen.

Attraktiv sein und bleiben

Pierre-André Jungo führt das Wachstum darauf zurück, dass die Gemeinde einmal von der Lage und der Infrastruktur her für Neuzuzüger attraktiv ist. «St. Ursen ist eine Perle im Sense-Mittelland: Wir sind nahe bei der Stadt, aber auch gut gelegen für jene, die in Richtung Schwarzsee fahren wollen.» St. Ursen habe dazu neben einer guten Gemeindeinfrastruktur auch noch eine Metzgerei, eine Käserei, einen Lebensmittelladen und ein Restaurant – und mit 80,6 Rappen pro Franken Staatssteuer einen der tiefsten Steuersätze im Bezirk. «Wir haben die Steuern seit 1980 nie wieder erhöhen müssen.» Die Gemeinde habe nicht beim Unterhalt der Infrastruktur gespart, sei aber zurückhaltend bei Neuinvestitionen gewesen. «Gesunde Finanzen sind wichtig für eine Gemeinde. Deshalb haben wir jede Ausgabe hinterfragt.»

Pierre-André Jungo hofft, dass der neue Gemeinderat diese Strategie weiterverfolgt, damit die Gemeinde attraktiv bleibt. Dazu gehört für ihn auch eine qualitativ gute Schule. Er war von 1991 bis 2001 Schulpräsident. «Dies in einer Zeit, als es noch keine Schulleitung gab und die Schulkommission mit den Lehrpersonen in jeder Hinsicht für den laufenden Schulbetrieb verantwortlich war.» In diese Periode fielen auch die Renovation und die Planung des Ausbaus des Schulhauses. «Der Schulstandort St. Ursen mit Kindergarten und sechs Primarschulklassen muss unbedingt erhalten bleiben», sagt er im Hinblick auf künftige Herausforderungen. St. Ursen sei gemäss Schulgesetz zu klein für einen eigenen Schulkreis. Die Gemeinde führt deshalb vorab im Sense-Mittelland–mit Tafers–Gespräche über einen gemeinsamen Schulkreis.

Die Schule und die laufenden Bemühungen für eine Feuerwehr Sense-Nord sind Beispiele dafür, wie St. Ursen mit anderen Gemeinden zusammenspannt. So sehr er die interkommunale Zusammenarbeit – zum Beispiel auch in der Region Sense – schätzt, für eine Fusion hat sich Pierre-André Jungo wie auch der gesamte Gemeinderat nie erwärmen können. «Man kann eine Fusion nicht herbeireden. Entweder ist sie nötig oder nicht.» Solange die Finanzen stimmten und sich genügend Leute für die Ämter fänden, sei dieser Schritt auch für St. Ursen klar nicht nötig und Zusammenarbeit der bessere Weg.

Sinn fürs Machbare

Als Jurist habe er ein besonderes Interesse an der Raumplanung gehabt, zumal sie zentral für die Entwicklung einer Gemeinde sei. Diese voranzutreiben sei nicht einfach gewesen, weil die Gemeinde selbst kein Stück Land besitze. «Die Kunst war es, grosse Landeigentümer mit privaten Erschliessern zusammenzubringen und so dafür zu sorgen, dass neues Bauland zur Verfügung steht, ohne dass Kosten für die Gemeinde entstehen», erklärt er. Mit Beharrlichkeit und einem guten Sinn für das Machbare sei ihm dies gelungen. Er hofft, dass es in St. Ursen trotz der gesetzlichen Einschränkungen auch in Zukunft möglich sein wird, neues Bauland einzuzonen.

«Im Laufe der Jahre bin ich pragmatischer geworden», sagt er. Er habe sich vermehrt auf gewonnene Erfahrungen abgestützt, statt nur nach Vorschrift und Vorgaben des Kantons zu handeln. «Ziel war stets eine gute Lösung für die Gemeinde.» So auch beim einzigen Geschäft, das die Bevölkerung aus Kostengründen an der Gemeindeversammlung zurückgewiesen habe: der 2012 geplante Aufbahrungsraum. «Wir waren überzeugt und haben nicht aufgegeben, sondern sind ein Jahr später mit einem neuen, günstigeren Projekt gekommen, das dann glatt durchging.»

«Ich war nie der Mann der grossen Auftritte, eher der Schaffer im Hintergrund», beschreibt Pierre-André Jungo seine Einstellung zum Amt. «Das hat der Gemeinde mehr gebracht.» Ihm sei aber auch wichtig gewesen, Sitzungen gut vorzubereiten und effizient zu leiten. «Ich habe stets eine klare Linie vertreten und bei unterschiedlichen Meinungen versucht, mit meinen Kollegen eine gute Lösung zu finden.» Dass es in den letzten 13 Jahren keine einzige Vakanz im Gemeinderat gegeben habe, sei auch Ausdruck der guten Stimmung. «Diese kollegiale und partnerschaftliche Zusammenarbeit wird mir in guter Erinnerung bleiben.» Es habe nie eine Sitzung gegeben, nach der wegen Meinungsdifferenzen nicht alle noch ins Wirtshaus gegangen seien. Ebenfalls gute Erinnerungen hat er an das Feldschiessen 2013 mit dem Besuch von Bundesrat Ueli Maurer. «Alle St. Ursner haben damals mitgeholfen, diesen Grossanlass zu stemmen. Das war beeindruckend.»

Als St. Ursner für St. Ursen

Fünf Perioden im Gemeinderat, zwei davon als Syndic: Da kommt viel Zeit für Sitzungen und Anlässe zusammen. Den Arbeitsaufwand als Ammann schätzt er auf 25 bis 30 Prozent ein. Auf die Frage, was ihn all die Jahre antrieb, sagt er: «Ich bin ein St. Ursner, bin hier aufgewachsen, habe immer hier gewohnt und kenne die Verhältnisse bestens. Deshalb war mir die Entwicklung meiner Gemeinde nicht egal.» Bereits sein Vater sei im Gemeinderat gewesen, und die juristische Ausbildung habe bei ihm das Interesse an Politik gefördert. «Ich wollte, dass eingeleitete Projekte erfolgreich weitergehen und St. Ursen eine attraktive, gut geführte und finanziell solide Gemeinde bleibt. Deshalb bin ich dran geblieben.»

Nach 25 Jahren beabsichtigte Pierre-André Jungo eigentlich, einen Schlusspunkt zu setzen. Nach der Nominierung seines Parteikollegen Albert Studer zum Oberamtmann hat er auf Anfrage dann entschieden, sich doch noch einmal zur Verfügung zu stellen. Die CVP verlor den vierten Sitz trotzdem knapp. Sechs Stimmen fehlten ihm persönlich am Ende. «Es wäre gelogen, wenn ich sagte, dass ich nicht enttäuscht gewesen bin», sagt Pierre-André Jungo. «Ich bin Opfer des Proporzsystems geworden.» Er verspüre aber heute keine Verbitterung über den Ausgang der Wahlen. «Wer sich zur Wahl stellt, muss damit rechnen, nicht gewählt zu werden. Es gibt keine Garantie.» Statt nur auf das Ende schaut er lieber auf das Ganze zurück: «Ich blicke mit Stolz und Genugtuung auf das Erreichte. Da ist einiges, was bleibt.»

«Wir haben die Steuern seit 1980 nie wieder erhöhen müssen.»

Pierre-André Jungo

Ammann von St. Ursen

«Man kann eine Fusion nicht herbeireden. Entweder ist sie nötig oder nicht.»

Pierre-André Jungo

Ammann von St. Ursen

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Gemeindepolitiker blicken zurück

Die Legislatur 2011–2016 geht am 29.April zu Ende. In zwölf Gemeinden aus dem Sense- und Seebezirk gibt es einen Wechsel im Gemeindepräsidium. Die FN blicken in einer Serie mit den abtretenden Gemeindepräsidentinnen und Ammännern auf ihre Zeit in der Exekutive zurück.im

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