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Im Wasser ist es niemals still

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Im Wasser ist es niemals still

Autor: Carole Schneuwly

Der Berner Roland Kurt ist ein passionierter Fischer, doch wenn er in den vergangenen fünf Jahren auf Seen und Kanälen unterwegs war, hatte er statt seiner Angelausrüstung öfter mal ein Unterwassermikrofon und ein Aufnahmegerät dabei. Denn Roland Kurt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fische nicht nur zu beobachten, sondern ihnen zuzuhören. Dazu braucht es ein spezielles Mikrofon, ein sogenanntes Hydrofon. Dieses wird direkt ins Wasser getaucht und überträgt die Geräuschewelt, die unter der Wasseroberfläche existiert, auf Kopfhörer.

Bis die Polizei kommt

Ist Roland Kurt mit dieser Ausrüstung unterwegs, kann es schon mal zu irritierenden Begegnungen kommen. Einmal, erzählt er, sei er nachts am Ufer des Murtensees gesessen und habe den Geräuschen der Fische gelauscht. Da seien zwei Polizisten vorbeigekommen und hätten wissen wollen, was er da mache. Dass er Musik höre, hätten sie ihm nicht geglaubt – dass er den Fischen zuhöre aber noch viel weniger. Wahrscheinlich hätten sie ihn für einen Betrunkenen oder einen Spinner gehalten, aber immerhin hätten sie ihn schliesslich in Ruhe gelassen. Auch Passanten sprechen ihn bisweilen an, wollen wissen, ob es ihm gut gehe, oder bedenken ihn mit einem ungläubigen Kopfschütteln. Kurt lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen: «Ich habe schon immer aussergewöhnliche Sachen gemacht», sagt er.

Wissenschaftlich relevant

Und was sind schon ein paar schräge Blicke, wenn man dabei ist, sich einen Traum zu erfüllen? Roland Kurt hat sich seinen Traum erfüllt: In unzähligen Stunden hat er die Welt seiner geliebten Fische erforscht, hat als Nichtakademiker und Hobbyforscher wissenschaftlich relevante Erkenntnisse über das akustische Leben der Süsswasserfische gewonnen und diese kürzlich in einem Buch veröffentlicht.

«Roland Kurt hat mit diesem Buch Pionierarbeit geleistet», schreibt Christian Kropf, Konservator am Naturhistorischen Museum Bern und Dozent an der Universität Bern im Vorwort der Publikation mit dem Titel «Stumm wie ein Fisch? Das akustische Leben im Süsswasser». Autor Kurt ist stolz auf diese Anerkennung von wissenschaftlicher Seite, doch viel wichtiger ist ihm, dass möglichst viele Menschen seine Botschaft hören: «Die Natur verdient Respekt, auch die wenig bekannte, kostbare Unterwasserwelt.» Zu diesem Bewusstsein trage seine Arbeit bei, denn: «Was kommuniziert, wird viel eher als Lebewesen wahrgenommen.»

Brummen und Grunzen

Dass Fische keineswegs stumm sind, wird rasch klar, wenn man in Kurts Buch blättert oder den Hörproben auf der beigelegten CD lauscht. Da wird gebrummt und gegrunzt, geklopft und getrommelt, gefaucht und gebellt, gepfiffen und geschmatzt. «Man kann die Fischarten leicht anhand ihrer Geräusche unterscheiden», sagt Kurt. Besonders lautaktiv seien die Raubfische, also Barsch (Egli), Zander und Wels. Allerdings dienten die Laute nicht der Kommunikation innerhalb der Art, sondern dem Jagderfolg. Die Räuber nutzten sie in erster Linie, um Beutefische aufzuschrecken.

Ganz anders, so der Forscher weiter, sei die Situation bei den Friedfischen wie Rotaugen, Brachsen und Karpfen: Ihre Laute hingen eng mit ihrem Sozialverhalten zusammen und kämen bei der Partnerwahl ebenso zum Einsatz wie bei Revierkämpfen oder bei Futterstreitigkeiten. Deutlich zu hören seien mit dem Hydrofon auch Fressgeräusche, die je nach der Art der Nahrung und der Anatomie der Kau- und Beisswerkzeuge sehr unterschiedlich tönten.

Anfänge im Weltkrieg

Viele dieser Erkenntnisse sind für Süsswasserfische neu, während in den Meeren schon sehr viel länger in diesem Bereich geforscht wird. Die Anfänge der Unterwasser-Bioakustik liegen im Zweiten Weltkrieg. Mit Unterwassermikrofonen wollten die USA frühzeitig feindliche U-Boote orten. Die vermeintlichen Maschinengeräusche, welche diese Mikrofone aufzeichneten, stellten sich jedoch als Fehlalarm heraus. In Wahrheit hatten gigantische Schwärme des Krächzerfisches beim Laichen das motorenähnliche Brummen von sich gegeben. In der Folge begann man, die vielfältigen Geräusche unter dem Meeresspiegel systematisch zu erforschen, denn jede Fehleinschätzung konnte im Krieg fatale Folgen haben.

Einer der ersten, der solche Geräusche im Süsswasser erforschte, war der deutsche Ingenieur Herbert Tiepelt. Er begann mit seinen Arbeiten vor 30 Jahren und entwickelte selbst das «Soundfinder-Hydrofon», mit dem auch Roland Kurt arbeitet. Tiepelt war es, der Kurts Interesse für die Süsswasserakustik weckte. Der Berner war zufällig in einer Fachzeitschrift auf Tiepelts Arbeit gestossen und nahm spontan Kontakt zum Deutschen auf. Daraus entwickelte sich nicht nur eine Forschergemeinschaft, sondern auch eine Freundschaft. Als Tiepelt 2008 verstarb, führte Kurt die gemeinsame Arbeit weiter. Dem Freund hat er nun auch sein Buch gewidmet.

Anfragen vom Fernsehen

Die positiven Reaktionen, die Roland Kurt auf sein Buch erhält, sieht er auch als späte Anerkennung für die jahrzehntelange Arbeit Tiepelts. Und diese Anerkennung kann sich sehen lassen: Die Geschichte des Berners, der den Fischen zuhört, hat den Weg in die Presse und ins Radio gefunden. Und es kommen immer mehr Anfragen: für Vorträge, für die Sendung «Aeschbacher» am Schweizer Fernsehen, sogar für einen Beitrag im österreichischen Fernsehen.

Manchmal kann der Hobbyforscher selbst kaum glauben, welchen Rummel er da ausgelöst hat. Den Erfolg geniesst er gerne, doch vor allem will er das öffentliche Interesse nutzen, um seine Liebe zur Natur weiterzugeben: «Die Menschen zerstören so viel. Meine Verantwortung ist, zu sagen, dass wir nicht so weitermachen können. Dazu braucht es das Staunen und den Respekt vor der Natur.»

Das Buch «Stumm wie ein Fisch? Das akustische Leben im Süsswasser» ist für 45 Franken erhältlich im Buchhandel oder beim Verlag fischueberalles.ch (168 Seiten; inklusive CD).

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